Morgenstunde (590. Blog-Notat)

Da ich ja zum Winter hin immer nicht mehr so genau weiß, wen habe ich eigentlich schon zum Geburtstag mit welchem Teil beglückt (?), baue ich für Weihnachten sicherheitshalber neue Künstlerhefte für die Reihe „Kurtschlager Edition“. Das Layouten war gestern und das Falten und Binden hat begonnen. Der 11. Titel namens „Biergeflüster“ enthält drei Mini-Krimis, die ich 2019 für eine Krimipreisverleihung (zur Ausstattung) geschrieben habe, genauer gesagt für das Schwedter Brauhaus Krimibier. Da hingen sie also am Flaschenhals und ich weiß gar nicht, ob sie das immer noch tun, aber ich selbst hatte davon im Grunde nichts. Also zeichnete ich gestern noch eine Vignette dafür und fasste die drei Teile zu einer Ausgabe zusammen, damit sie nicht verloren gehen, sozusagen für das Herrengedeck zum Weihnachtsfest 😊.

Morgenstunde (589. Blog-Notat)

Ich mag die Ansagen aus dem Gesundheitsministerium nicht mehr umfänglich kommentieren. Einfach nur: kontraproduktiv – Kommunikation ist nicht die Stärke der Macht.

Wir haben indes den Hof geschmückt und freuen uns auf die vor uns liegende Adventszeit, auch wenn wir sie eher nach innen gewandt erleben werden. Es ist ja inzwischen zu sehen, dass sich die Menschen wieder zurückziehen, was verständlich ist. Da ist es tröstlich, aus der Vergangenheit zu wissen, dass die winterliche Einkehr in den Familienkreis auch Genüsse hat: Die Hausmusik, die Plätzchenbäckerei, Geschenke handwerkeln, die heimliche Wichtelei in der Nachbarschaft… Für das weiter Draußen gab (und gibt) es die Weihnachtspost. Meine Großmutter lebte allein, aber in der Adventszeit schrieb sie bergeweise Weihnachtskarten an alle Familienmitglieder bis ins dritte Glied und all die Bekannten.
Wir werden in diesen Tagen alle ein paar Gänge zurückschalten müssen, damit wir nicht Herzmenschen verlieren und natürlich selbst gesund bleiben – dieser Rückzug hätte uns erspart bleiben können…

Morgenstunde (588. Blog-Notat)

Moin allerseits! Gestern bin ich nach meinem Zeichenvormittag durch den klammen Tag zu meinem Wunschbaum geschlendert, um unter ihm, am Gedenkstein meiner Sippe, eine schöne Winterheide zu setzen – ein Totengedenken. Es war mir irgendwie schwummrig und nicht wirklich wohl, woran auch immer es lag.
Zurück durch den Garten kamen mir auf der 140 Metern Wiesenpiste der Liebste mit unserem Besucher entgegen. Da stand er nun, der Peter aus Sachsen, den ich 20 Jahre lang nicht gesehen hatte. O.K. ich hatte meine Gartenschlumperjacke an… Er hielt ruckartig inne und meinte dann trocken: „Na, wir werden alle nicht jünger.“ Tach, Peter, wirklich charmant. Als die fünf Jahre Ältere hab‘ ich nicht mal gezuckt, ging mir ja eh nicht so dolle. Was macht man nach 20 Jahren miteinander? Reden und schauen, wohin sich der Andere bewegt hat. Zu mehr braucht es neue Verbindungen. Als er ging, wars mir hundekalt, nein, nicht wegen ihm. Ich maß einfach Mal Blutdruck und dachte, ich spinne 110: 192, warum auch immer. Kommt immer mal wieder vor, so unter dem Motto, wenn alle Kumpels im Körper unter zu wenig Sauerstoff ächzten, meint der Blutdruck, er wäre jetzt auch mal dran zu spinnen. Schön ist anders. Kurzum, gestern war nicht mein Tag, heute ist’s besser. Also ran ans Zeichenwerk!

Morgenstunde (587. Blog-Notat)

Fake News – diese subtile Kriegsführung zerlegt unsere Gesellschaft. Während die Zögerlichen wochenlang unter Deck verhandeln und die Geschäftsführenden lange eher die falschen Signale sendeten, brechen die Flanken des Bootes, in dem wir steuerlos treiben. Es scheint, niemand will sich so recht in die Riemen legen. Die Nachrichten – ein Rondo der immer gleichen Formulierungen, jeden Tag die gleichen Fragen und die stereotypen Antworten dazu auf allen Seiten. Für das Hirn kaum auszuhalten. Die einen wollen vielleicht „nur“ alles richtig machen, aber dieser Nachrichten- (und Politik-) Stil führt in den Overkill der individuellen Meinungen. Die anderen folgen sektengleich den Fake News-Produzenten und driften weiter ab. So stirbt der Gemeinschaftssinn im Boot. Jetzt, wo die Politik abermals den rechtzeitigen  Startschuss zu Abwehr der vierten Welle verschlafen hat, sehen wir parteipolitische Scharmützel – Gott stehe uns bei. Heute überschlagen sich die Meldungen zur Lage. Schlimme Zeiten liegen vor uns und deshalb:

Wir haben uns eben entschieden: es wird keine Veranstaltung auf dem Hof am 1. Advent bei uns geben. Gerne können Honig- und Weihnachtseinkäufe individuell getätigt werden. Bitte nach den geltenden Corona-Regeln. Ich weiß, das nervt, aber zu ungewiss sind die nächsten Wochen. Also, unsere Tür steht weiter offen, aber wir organisieren keine umfänglichen Begegnungen. Es wird dafür wieder eine Zeit kommen – hoffentlich…

Druckfrisch – Das Nebeltor

Da ist es nun „Das Nebeltor“ und es ist ein feiner Druck gelungen! Die Fantasy-Geschichte für die ganze Familie führt zu den Zaubersprudeln im Quellgebiet der Ucker, um dort das Elixier der Freude aufzuspüren…
Es wird coronabedingt vorläufig keine echte Buchpremiere und Lesungen geben können. Das macht schon traurig. Das kleine Vorlese-Video muss daher erst einmal hinreichen. Ich hoffe und wünsche, die Geschichte findet trotzdem ihren Weg.

Bestellbar ist sie hier.

 

Morgenstunde (586. Blog-Notat)

Scribbeln an Weihnachtszeitwichteln. Nicht aus Langeweile, es sind Vorentwürfe für Figuren, die einen weihnachtlichen Auftritt bekommen sollen. Damit habe ich noch etwas zu tun…

Gestern kam aus dem Schwedter Verlag die Nachricht, die Bücher seien bei ihnen eingetroffen. Bei mir kommen sie in ein, zwei Tagen an. Wer online zuschlagen will, kann das hier.
Wer ins Atelier kommt, kann es dann hier sichten und erwerben. Ich werde 25 Teile vorhalten. Versenden möchte ich das Buch nicht so gerne, das ist die Option des Verlages. Man kann es auch im Buchhandel bestellen, unter: Das Nebeltor, ISBN 978-3-946815-41-9, Preis 15 €.

Außerdem möchte ich am 1. Advent Exemplare für den Weihnachtseinkauf vorhalten können. Wir öffnen den Hof 14 bis 16 Uhr und sorgen (coronagerecht) dafür, dass im Atelier möglichst immer nur ein Besucherpärchen sich umsieht, während die anderen am Feuer verweilen und Glühwein schlürfen können. Man kann dort auch Honig verkosten. 14.14 und 15.15 Uhr lese ich dort jeweils eine Weihnachtsgeschichte. Um 16 Uhr beginnt das Turmblasen im Kirchturm und damit das Adventsgeschehen im Dorf…

Morgenstunde (585. Blog-Notat)

Um 7 Uhr morgens ging es durch den Nebel nach Strausberg. Der Liebste musste mit seinem stolpernden Herzen zum Kardiologen. Hab ihn begleitet, damit ihm die Fahrt nicht so langweilig ist. Eine Strecke dauerte eine Stunde und 40 Minuten. Montag muss er wieder hin, in der Zwischenzeit (72 Stunden) zeichtet ein Langzeit-EKG seinen Herzschlag auf.
Hochnebel und Nieselschauer durchzogen den klassischen Novembertag und doch war da noch ein Leuchten. Eine schöne Nebenerscheinung des neuzeitlichen Waldumbaues ist, dass die jungen Buchen, Ahornbäume, Eichen und Birken mit ihrem gelben und rotbraunen Herbstlaub Licht in den düsteren Kiefernforst bringen. So ist der November in der Schorfheide nicht mehr ganz so finster wie einst. Zurückgekehrt fand ich einen Zeichenauftrag im Mailpostfach vor, ein Weihnachtsmotiv für eine Druckerei soll es sein. Sehr schön, statt Lesungen Zeichenaufträge, da kommt auch ein bisschen Weihnachtsgeld rein. Schönes Wochenende allerseits…

Morgenstunde (584. Blog-Notat)

Mitzuerleben, wie ein Manuskript zum Buch wird, ist immer aufregend. Da will keine Routine aufkommen und das ist auch gut so. Geschrieben habe ich „Das Nebeltor“ in der dritten Corona-Welle. Für mich war es ein Wegträumen aus der realen Zeit, aber deren Probleme blieben naturgemäß im Gepäck und formten das Thema: Die abhandengekommene Lebensfreude. Also schickte ich ein Kind ins blaue Land hinter dem Nebeltor zu den Wasserwesen, um dort das Elixier der Freude zu suchen. Flora musste dazu über Grenzen gehen und einige Abenteuer bestehen. In den nächsten Tagen wird „Das Nebeltor“ aus der Druckerei kommen. Wer will, kann es jetzt schon direkt beim Verlag vorbestellen, siehe hier:

Heute gibt’s vorab eine kleine Vorleseprobe…

Sollte sich das Video nicht öffnen lassen, klickt einfach hier:

 

Morgenstunde (583. Blog-Notat)

Das neue Speicherfenster ist immer noch nicht da, aber wir müssen nun die Treppe zum Kaltdach abdecken, denn Feuchte macht sich breit. Deshalb müssen die Bilder jetzt weg aus der Sommergalerie. Wenn der Fensterbauer endlich das Fenster bringt, heben wir die Abdeckung eben noch einmal auf. Die Lieferkettenengpässe… Ich habe die meisten Bilder in den Boden gewuchtet und zu Blöcken aufgestellt. Latten zum Durchlüften zwischen alle Leinwände, dann gegen den Staub leicht mit Folie abgedeckt. Von den Seiten kann die Luft zirkulieren. Der Rückbau wird von Jahr zu Jahr anstrengender und der Stellplatz langsam knapp. Die großen Arbeiten auf Papier sind ausgerahmt. Sie verschwinden im Zeichenschrank im warmen Atelier. Die Fahnenbilder wurden zu guter Letzt einfach aufgerollt. Damit ist Saisonschluss für den Bilderspeicher 2021. Sechs Monate hält er Winterruhe. Ist jedes Mal seltsam meine Bilderkinder so lange unsichtbar zu halten.

Morgenstunde (582. Blog-Notat)

Es ist schaurig-schön vor der Tür. Der Wind ist ruppig unterwegs und singt sein Novemberlied. Eine gute Zeit, wieder schreibend abzutauchen… Hier kommt der nächste Auszug aus meinem aktuellen Roman-Projekt „Die Zeit der weißen Wälder“:

 ….Liebe Frau Bach,
bitte entschuldigen Sie meinen unangekündigten Besuch. Ich wollte nicht übergriffig sein, aber ich brauche Sie dringend im Institut. Die Studie über die Zukunft von städtischen Großraumsiedlungen kommt ohne Sie nicht zum Abschluss. Wir brauchen Ihren sozialen Scharfsinn dafür. Bitte melden Sie sich …
Emilia las nicht weiter. Sie verschob die Mail in den virtuellen Papierkorb. Herzog störte. Aber die Frau wusste inzwischen, ohne den Verlustschmerz zuzulassen, würde sich ihre Trauer nicht legen. Deshalb verweigerte sie sich dem gewohnten Leben. Stattdessen holte sie sich aus dem Schuppen die nächsten Kisten und es war ihr, als würde sie in all der Fülle förmlich ertrinken. Die ungelesenen Bücher und Manuskripte der Mutter – unaufgeräumte Herzstiche.

*

Der erste Herbststurm riss das Goldlaub von den Bäumen und peitschte das Land. In der Dämmerstunde fiel Strom aus. Es war wie ein Zeichen für Emilia, das Sichten zu beenden. Sie räumte auf und verschloss die Kisten wieder. Nur die mütterlichen Geschichten behielt sie bei sich. Bücher, die lange in der Finsternis davon träumten, dass sie jemand aufschlug und ihren Schatz entdeckte. Es wurde dunkel als der Sturm endlich einschlief, doch der Strom fehlte weiter. Die Frau stellte gerade Kerzen auf, als es sacht an die Fensterscheibe klopfte. Emilia blickte auf und sah den Kasper hinter dem Glas, der ihr vorsichtig zuwinkte. Na sowas, der Puppenspieler, dachte sie und öffnete die Tür mit klopfendem Herzen. „Ich kaufe keine Taschenspielertricks an der Haustür,“ spöttelte sie.
„Na, dann lass uns doch einfach reingehen,“ antwortete der Kasper und Hans, der Täuscher grinste.
„Von welchem Parkplatz hat es denn dich hierhergetrieben? Und wer hat dir verraten, wo ich lebe?“, fragte Emilia distanziert.
„Die Wirtin deines Ferienzimmers, war so frei. Ist zwar nicht datenschutzkonform, aber du weißt ja, ich habe bei ihr einen zeitweiligen Stellplatz.“ Hans, der Täuscher legte ein Foto in den Kerzenschein auf dem Küchentisch. Er setzte sich und wartete, dass Emilia es ansah. Sie brachte zwei Becher Rotwein herbei und erblickte das Bild: „Meine Großmutter Ria und Harry beim Puppenspiel?“
Hans nickte: „Ja, sie musste ihn im ersten Nachkriegssommer über die Dörfer begleiten, sollte erst einmal irgendetwas lernen. Aber sie hat nicht durchgehalten. Der alte Harry nahm es mit der Hygiene nicht so genau, wenn er Überland reiste. Er stank einfach entsetzlich in der Sommerhitze. Da ist sie auf und davon und Fredi war sauer.“
Emilia schüttelte ungläubig den Kopf: „Für mich war Ria eine Kabarettistin auf irgendwelchen Arbeiterbühnen. Nebenberuflich nur, weil auch Fredi, genau wie seine Eltern, von ihr verlangte, einen anständigen Beruf zu ergreifen. Sie lernte schließlich Stenotypistin, wurde Sekretärin. Weil so viele Männer im Krieg geblieben waren, gab es in den 50er und 60er Jahren eine bemerkenswerte Frauenförderung. Ria kam so zu einem Fernstudium: Regie und Journalistik. Danach wurde sie Aufnahmeleiterin beim Rundfunk und schrieb später für eine Radiosendung sehr durchschnittlichen Sketsche. Sie war nicht glücklich in alledem und deshalb kam wohl der Krebs. Großmutter hatte nur einen Bruchteil von Fredis Talenten geerbt, doch nie konsequent daran gearbeitet. Aber Talent ohne Training ist nichts. Ria war einfach eine leichtfüßige Lebefrau. Von ihrem Ausflug ins Puppenspiel hatte sie nie erzählt. Es muss sie abgeschreckt haben.“
„Na ja, es waren ihre Sturm-und-Drang-Jahre. Sei nicht so streng. Wir alle sind Kinder unserer Zeit. Damals herrschte der feucht-fröhliche Überschwang, eine feierwütige Freude, weil man am Leben geblieben war. In diesem Taumel ging sie nach Ostberlin und spürte ihren Chancen nach. Man sah sich danach nur noch selten und wurde sich schließlich fremd.“
Emilia nickte nachdenklich: „Als ich zwölf war, ist sie gestorben.“
„Ich weiß“, flüsterte der Mann, „danach riss die Freundschaft. Wir haben einfach nichts mehr von den Berlinern gehört. Aber es gab dieses Band zwischen unseren Sippen.“
Sie tranken den Wein in großen Zügen. Emilia schenkte nach und schmierte ein paar Schmalzbrote. Hans sah sich inzwischen in dem Raum um. „Sehr aufgeräumt.“
„Hättest ein paar Stunden früher kommen müssen. Totales Chaos. Da hockte ich noch inmitten des mütterlichen Nachlasses. Völlig versunken in der verschwommenen Vergangenheit. Tagelang. Ein wirres, schmerzhaftes Suchen war das.“
„Und, bist du fündig geworden?“
„Ich weiß nicht, vielleicht. Meine innere Stimme sagt mir: ‚Steig aus dem Hamsterrad! Folge deinen Talenten!‘, aber ich fürchte mich.“
„Wovor?“
„Zu scheitern.“…