Der Spuk in der Tanne (1)

Die letzten Tage vor Weihnachten will ich Euch mit einer Weihnachtsgeschichte in sechs Akten beleben. Sie steckt in meinem Weihnachtsbuch „Von der Stille des Winters“…

Auf dem Marktplatz…

Das erste fahle Licht dieses Morgens stieg gerade über die verschneiten Dachfirste, als ein schwer tuckerndes Motorengeräusch die Stille zerriss. Ein Rabe kreischte auf der Laterne unheilvoll auf,  und der letzte Langschläfer huschte an die Gardine, um zu sehen, was dort draußen so einen Krach verursachte. Otto, dem Truckerfahrer standen Schweißperlen auf der Stirn, während er sich mit seinem Tieflader durch diese enge Gasse quetschte. Kaum drei Meter standen sich die geduckten Feldstein- und Fachwerkhäuschen gegenüber. Zentimeterweise manövrierte der Mann am Lenkrad die gewaltige Fuhre. In jeder Kurve war Präzision gefragt. Er wagte sich kaum zu atmen, als würde er so ein, zwei Zentimeter dünner werden. Nicht, dass er auf den letzten Metern noch die Tannenspitze lädierte. Doch schließlich öffnete sich die Pflasterenge zum Marktplatz, wo schon eine Menge Menschen wartete.

Ortsbrandmeister Lemke schnupperte gerade am Holunderpunsch, als der kleine Leon über ein Kabel stolperte und ihm dabei die hundert vergoldeten Walnüsse aus der Schale sprangen, welche er eben noch stolz vor sich trug. Wie Murmeln rollten sie auf den Steinen auseinander. Leon galt als der größte Tollpatsch der Kinderfeuerwehr, und nun lachten ihn schon wieder alle aus. Er verschluckte entsetzt seinen Aufschrei, während  der große Truck die handvergoldeten Nüsse  platt rollte. Leon stiegen Tränen in die  Augen. Tagelang hatte die Kindergruppe diese Nüsse mit kostbarem Blattgold belegt. Rudi Sonne, der Kunstmaler, zeigte ihnen, wie man den güldenen Hauch mit einem Pinsel auf Nüsse oder Äpfel  aufbrachte. Dazu erzählte der Wirt vom „Weißen Hirsch“, dass dieses Blattgold sogar essbar auf Schokolade oder einem Pfefferkuchen sei.

Die Ankunft der Tanne auf dem Markt vor dem Rathaus war immer ein großes Ereignis im Städtchen. Festlich geschmückt, beleuchtete der Baum die dunkle Jahreszeit und den Monat der Vorfreude auf die schönsten Feiertage des Jahres. Und was das Beste an diesem Ankunftstage war, dass jeder mitschmücken und etwas dazu beisteuern konnte. Doch Leon hatte wieder einmal alles vermasselt. Es interessierte den Jungen  nicht mehr, dass jetzt gerade ein Kran die mächtige Tanne vom Tieflader hievte und die Feuerwehrmänner den Baum zum Stehen brachten. Der Achtjährige  wollte sich einfach nur noch durch die Reihen der Wochenmarkthändler davonschleichen.  Da legte sich plötzlich eine schwere Hand auf seine Schulter. Als er sich umdrehte, lächelte ihn die rotbäckige Gemüsefrau an und drückte ihm eine große Tüte voll Walnüsse in die Hand: „Hier, mein Jung’, nun musst du sie nur noch schön goldig machen.“ Dankbar stand das Kind noch bei der Marktfrau, da wogte ein „Oh“ und ein „Ah“ durch die Menge auf dem Platze. Der erste Stern auf der Tannenspitze erstrahlte,  und Lemke platzierte von der großen Feuerwehrleiter aus auf dem Baum, was man ihm zureichte.

Immer mehr Menschen kamen zum Schmücken herbei. Die einen brachten selbstgebackene Weihnachtsplätzchen mit, die anderen Glaskugeln und Lichterketten, klitzekleine Päckchen mit roten und blauen Schleifen, kandierte Früchte, Schokoladenherzen, kleine, solarbetriebene Laternen  und echte Tannenzapfen. Auf dem Markt duftete es plötzlich nach Zuckerwatte, Zimt, Nelken und gerösteten Mandeln. Es schneite wieder, und das frische Weiß dämpfte alle Töne. Frau Ortsbrandmeister  Lemke schenkte gegen die fröstelnde Kälte dampfenden Holunderpunsch aus, und Adventsstimmung schlüpfte in alle Herzen….

Teil 2 hier
Teil3 hier:
Teil 4 hier:
Teil 5 hier:
Teil 6 hier:

Leckereien im Advent

Weil man vorzeiten den Weihnachtsstollen erst zu den Weihnachtsfeiertagen anschneiden durfte, gab es beim Stollenbacken ein leckeres Nebenprodukt, das schon in der Adventszeit warm auf die Kuchenteller kam: Der Stollenkuchen gebacken auf einem Blech.

Zutaten

700 gMehl
250 mlMilch
2 Würfelfrische Hefe – gesamt 80 g
180 gZucker
250 gButter
1 TLSalz
100 gOrangeat
100 gZitronat
250 ggekochte, geriebene Kartoffeln
Zitronenabrieb von einer
ganzen Zitrone
200 gRosinen – 4 Tage in Rum
eingelegt
200 gfrisch gehackte Mandeln
10 Tropfen
Bittermandel-Aroma
Butter zum Bestreichen und
Zucker

Die Zubereitung

Die Milch leicht erwärmen und die Hefe hineinbröckeln, etwas Zucker zugeben und die Hefe auflösen.

Das Mehl in eine große Schüssel geben und eine große Mulde hineindrücken, den restlichen Zucker und die Hefemilch hineingießen, mit etwas Mehl breiig verrühren und diesen Vorteig etwa 15 min gehen lassen.

Nun das gesamte Mehl, Zucker, Vanillezucker, abgeriebene Zitronenschale, Salz, das weiche (nicht zerlassenen) Butterschmalz oder Butter und so viel lauwarmer Milch verkneten. dass ein geschmeidiger, nicht klebender Teig entsteht. Den Teig solange kneten, bis er sich vom Schüsselrand löst.

Dann erst Mandeln. Zitronat usw. sowie die gekochten und geriebenen Kartoffeln unter den Teig kneten bis alle Zutaten gleichmäßig verteilt sind.

Den Teig etwa 2 Stunden gehen lassen.

Nochmals durchkneten, auf knapp einen Zentimeter dicke ausrollen und auf ein Kuchenblech legen. Den Teil diagonal mit einem Teigroller einritzen, vor dem Backen mit zerlassener Butter bestreichen und zuckern. Dann bei  180 g backen (Ofen nicht vorheizen) ca. 20 Minuten backen.

Die Masse ergibt entweder zwei runde Kuchen oder anderthalb Bleche. Kartoffelkuchen lauwarm servieren. In einer Blechdose hält er sich etwa eine Woche. Was nicht gebraucht wird, lagenweise einfrieren und vor dem Servieren wieder erwärmen.

Kartoffel-oder Stollenkuchen

Morgenstunde (40)

Annenwalder Advent: Morgen, am 10. Dezember geht es mittags nach Annenwalde bei Templin. Im Hofladen von Kitty Weitkamp werde ich ein Plätzchen bekommen, um von 14 bis 18 meine Bücher, Eulenkalender und diverse Drucke und Kartensets anbieten zu können. Beim Annenwalder Advent geht es dieses Jahr etwas kleiner zu, trotzdem lohnt sich gewiss ein Ausflug dorthin. Im Hofladen wird Glühwein und Kunsthandwerk geboten. Die Gaststätte „Kleine Schorfheide“ gegenüber serviert ein Adventsmenü. Auf dem Pferdehof kann der Gast auf Ponys und Pferden reiten. Christian Wendt kutschiert die Kremserfahrten und in der Glashütte um die Ecke kann man Weihnachtsglas gestalten. Die Landfrauen Densow sind mit Kaffee und Kuchen dabei und am Abend gibt der Lychener Kirchenchor „Europäische Weihnachtslieder ab 18 Uhr in der Dorfkirche. Es ist also nett was angerichtet. Ich hoffe auf Euch als freundliche Besucher … 🙂

Schutzengel
Zeichnung: Petra Elsner

Sonnenregen im Dezember

Winterlicher Regengesang.

Sonnenregen im Dezember.
Da lächelt kurz die Zeit,
und lüftet mit einem Windstoß
ihr dickes Wolkenkleid.

Sonnenregen im Dezember.
Kein Schnee weit und breit
und trotzdem singt und klingt
die leise Weihnachtszeit.

© Petra Elsner

Blog-Pause

Brezelzwerg. Zeichnung: Petra Elsner

Die Weihnachtsfrau ist im Arbeitsmodus
und kann kaum über den Auftragsberg schauen…
Also legt sie besser eine Blogpause ein.

Habt einstweilen eine gute Adventszeit, bis die Tage…

Morgenstunde (39)

Böhmische Nussplätzchen.

Wenn Ihr wüsstet, wie es in meiner Küche duftet, Ihr würdet alle kommen – garantiert. Es ist für mich DER vorweihnachtliche Duft schlechthin. Meine super-moderne Mama war in der Adventszeit immer besonders arg beschäftigt und lag zu den Adventssonntagen lange fix und fertig in den Federn, denn sie saß nachts auf dem Radiosender und lieferte mit anderen zusammen die damals allseits beliebten Solidaritätskonzerte des Rundfunks der DDR. Wenn sie am 1. Advent irgendwann nachmittags erwachte, ging es zügig los, damit wir wenigstens zum Abendbrot etwas naschen konnten. Drei Mehlweibchen luden dann mit breitem Grinsen den verzückten Vater zur Verkostung. Dabei ging es nie um Schönheit, sondern ausschließlich um die Verführung der Zunge. Das ist immer noch so, nur bin ich bei der Verwandlung zum Mehlweibchen fast immer allein. Wen das Rezept interessiert Ihr findet es hier: Denn wem soll ich es sonst weitergeben? Mein Sohn ist nicht so der Bäcker geworden und eine Liebe pflegt er gerade nicht.
Es ist wie mit vielen Dingen, die im Augenblick für die Nachgeborenen nicht mehr wichtig scheinen: Bücher, Bilder, Klassische Musik, Schauspiel sind außen vor, es dominiert das Spiel mit dem Smartphone … Der berühmte Dirigent Kent Nagano spricht von „einer Krise der humanistischen Werte“. Es gilt Berührungen zu schaffen… Habt einen schönen 1. Advent!

 

Morgenstunde (38)

November. Foto: Petra Elsner

Seit Tagen suchen wir das Zeug für die Steuer zusammen. Das sind schaurige Wurseltage, weil irgendetwas immer schier unauffindbar scheint und sich das Teil nach nervenzerfetzenden gegenseitigen Beschuldigungen („Du hast das…!“) schlussendlich im Folgejahr abgelegt wiederfindet. Was haben wir uns schon vorgenommen, aber schaffen es doch stets erst auf den letzten Punkt. Heute Mittag fahren wir zu unserem Berliner Steuerbüro und geben alles ab, erst danach wird sich die gereizte Grundstimmung legen und wieder Friede und Weitsicht im Künstlerhäuschen eintreten. Die Haut wird eben mit den Jahren eher dünner, als dass sie sich durch Ignoranz eine Immunschicht zaubern könnte. Ist nicht und wird nicht mehr, ist auch nicht schlimm.
Mich begleitet in diesen Tagen ein Gedanke von Roger Willemsen: „Nur Zeiten, die vieles zu wünschen übriglassen, sind auch stark im Visionieren…“. Der macht mich hoffnungsvoll für das Land und für mich selbst.

Morgenstunde (37)

Mein Initial für den Advent
Zeichnung Petra Elsner

Die Zeit hat es wieder eilig. Obgleich ich versuche gegenzusteuern, nimmt sie sich einfach die Tage, Wochen, Monate und verschluckt am Ende das Jahr. Gierig wie ein Kater im Winterfuttermodus. Indem werden die Wahrnehmungen flüchtig und das Jetzt verliert seine klare Gestalt. Aber eine gute Sehschärfte ist genau das, was wir alle brauchen, um die Globusprobleme anzupacken. Klarsicht eben und kein verklärter Rosarot-Brillen-Blick und auch kein nur dunkel-schwarzer… Ich wünschte mir, dass in Deutschland wieder mutig und mit Augenmaß regiert und gelebt wird und hoffe, das ist kein frommer Wunsch.
Aber heute, heute knipse ich erst einmal meine ganz individuelle Adventszeit an und Euch allen wünsche ich: Sinnreiche Wahrnehmungen!

Zwölf Monate: Blick auf die Bleiche am Döllnfließ (10)

Novembersport auf der Kurtschlager Bleiche: Das Blätter kratzen….

Zwölfmal im Jahr schießt meine Kamera von der „Bleiche am Döllnfließ in Kurtschlag“ einen Schnappschuss und friert das Motiv so für die Ewigkeit ein. Herr Zeilenende hat das Projekt „12 Monate“ als Blogger-Aktion im  Februar 2017 angeregt … Hier kommt mein Fotoblick für den Monat November:

Diesmal muss ich keine Märchen erzählen, die am Döllnfließ spielen, um das Monatsbild textlich zu gestalten, denn das Leben ist zurück auf der Kurtschlager Bleiche. Zwei Bürgeraktionen gab es in den letzten vier Wochen an diesem Ort: Das Eichenblättereinfangen (4. November) und das Feuer zum Martinsfest (11. November) für die Kinder, die zuvor die Geschichte vom Teilen hörten und einen Lampionumzug durch das Dorf erlebten. Begleitet von unseren alten Sambaspielerinnen und der Feuerwehr. Es war schlotterkalt an diesem Abend, aber am Feuer war es gut auszuhalten.
Diese Woche begannen die Aufbauarbeiten unseres Sportvereins für den kleinen Weihnachtsmarkt auf der Bleiche am 1. Advent (Beginn 18 Uhr, nach dem Turmblasen und dem Konzert in der Kirche, 16 Uhr). Der Tannenbaum steht seit heute früh, aber es schüttet draußen, so dass ich davon kein Foto mehr reinhole. Über den Advent auf der Bleiche wird eh‘ erst im nächsten Monat zu berichten sein…

Martinsfeuer an der Bleiche am 11. November 2017.

Abendstunde…

Kurz bevor es losging …

Während der Veranstalter begrüßte…

 

 

 

 

 

 

Wir sind zurück aus Schwedt an der Oder. Im Mehrgenerationenhaus brummte es und nach der Kaffeezeit hab ich dort aus fünf meiner Bücher gelesen. Die gut 80 Besucher waren ganz Ohr. Hier ein paar Schnappschüsse von der Veranstaltung. Bis auf eine freudsche Fehlleistung im vorletzten Satz (wo ich aus dem „Förster“ einen „Pförtner“ machte – niemand ist perfekt…) lief es bestens. :).

Mit M. Stammert , Vorstand der WOBAG-Schwedt im Gespräch , die hier eingeladen hatte.

Bei den einstimmenden Worten ….