Eine Buchbesprechung

„Der König und die Gärtnerin“ von Carmen Winter

Dieses feinsinnige Märchen für Erwachsene erzählt uns leise von der Liebe. Es beginnt, wie viele Märchen beginnen: Ein König greift nach einer Frau aus dem Volke. Genauer gesagt, nach der schönen Schlossgärtnerin. Diese Erzählung in 21 Kapiteln entspinnt sich jedoch anders als erwartet. Sie gibt Rätsel auf, wie sie zuweilen in einer Annäherung zwischen Mann und Frau entstehen. Beispielsweise schließt der König seine Gärtnerin für viele Wochen in einem geheimnisvollen Haus ein, mit der Absicht, dass sie das WARTEN lernen soll. Aber welches Warten meint er, und warum soll sie das lernen? Wir erfahren von der Fluchtkrankheit des Königs, seiner Traurigkeit, der Angst vor der Vergangenheit, einer großen Unlust aufs Regieren und den Folgen daraus. Aus Langeweile wird in ihm die Neugier entfacht. Was arbeitet die schöne Gärtnerin eigentlich im Winter? Was er entdeckt, überrascht ihn und lädt ihn ein.
Ganz subtil erzählt die Autorin von einer ungleichen Liebe, die in ihrer Zuwendung wächst und bis ans Grab hält. Die Märchenform ermöglicht Carmen Winter eine freie Assoziation von Alltag, Politik und Umwelt. Die Figuren König und Gärtnerin stehen, gleich einer Fabel, allgemein für Liebende, deren Beziehungsprobleme herausgefiltert und den Menschen der Gegenwart serviert werden. Carmen Winter erzählt mit großer Empathie und ohne Schnörkel in einer klaren, fließenden Sprache. Sehr gelungen und sehr empfehlenswert.

Der König und die Gärtnerin
Carmen Winter
ISBN: 9783819055935
erschienen bei epubli
Taschenbuch, 160 Seiten, 12 €

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Morgenstunde (1077. Blog-Notat)

Bevor die ganz große Trope zuschlägt, sind wir gestern spontan zur alljährlichen Ausfahrt nach Hirschfelde aufgebrochen. Es galt das Winterfutter für die Bienen einzukaufen. Ich hatte mich auf leuchtendes Rot in den weiten Getreidefeldern gefreut, aber die Zeit der üppigen Mohnblüte war schon vorbei. Nun gut, es ist Juli und die Sonne senkt. Trotzt aller Hitze waren wir guter Dinge unterwegs, denn allein ein besseres Befinden nach dem x. Infekt führte uns schon in emotionale Höhepunkte… 😊 Auf dem Hof des Imkereifachhandel hatten die Betreiber (Mutter, Vater, erwachsene Tochter) allesamt eine ziemlich kurze Zündschur. Ein hochrotes Fauchen zischte durch die Luft, wenn die Ansagen untereinander nicht richtig und sogleich realisiert wurden. Da sah man ganz deutlich, was die Hitze mit Menschen macht, die im Freien schwer körperlich arbeiten. Blanke Nerven und Erschöpfung vom Schleppen der Futtersirup-Gebinde… Wieder daheim, wagte ich mich erst spät am Abend raus zum Gartengießen. Die Linde bekam heut noch in der Frühe noch einen ordentlichen Schluck, bevor der nächste Hitzetag zuschlägt. Unter diesem unbeschnittenen Baum wird es nach dem nächsten Einkauf einen neuen Holzstuhl geben: ein naturgegebener Hitzeschutzraum.

Morgenstunde (1076. Blog-Notat)

Die „schlechte Nacht“ entpuppte sich als Vorbote einer Magen-Darm-Grippe, die mich übers Wochenende arg gebeutelt hat.  Es ging sehr bald nichts mehr, habe dann die Zeit am Stück verschlafen. Gestern Abend ein Stückchen trockener Toast, es wird langsam besser, aber ich habe natürlich wieder ein Kilo verloren. 46 kg, es ist, als ob ich pö a pö verschwinde. Heute versuche mich mit Hühnersuppe zu rappeln und langsam den Schreibfaden wieder aufzunehmen…

Vor der Hitze – Schritte in den Garten…

Morgenstunde (1075. Blog-Notat)

Heute bleibt die Geschichte „Einsam“ liegen, ich hatte eine schlechte Nacht. Dieser kleine Bär ist mir gestern noch aus der Hand gewachsen. Der fegende Bär ist ja der mächtige Traumbär…, der Kleine ist der Tröster😊.

Die derzeitige Wetterlandschaft macht mir arg zu schaffen, die jagt den Blutdruck mal in den Keller, dann wieder an die Decke, nicht schön… Habe gestern der Parteitagsdebatte der SPD via TV zugesehen. Die Friedensgedanken und das Manifest werden abermals weggebissen. Stoische Linientreue, so gelingt die angestrebte Selbsterneuerung nicht. Ein offener Diskurs sieht für mich anders aus…. Schönes Wochenende allerseits!

Eine Geschichte entsteht:

Einsam (3)

Erzählt für Erwachsene

…In der Nacht öffnete er das Fenster, sah nach den Sternen und dachte an Juli. Sie arbeitete inzwischen täglich ein paar Stunden in einer Bar am Bondi Beach von Sydney, danach surfte sie auf den Wellen. Sein Kopfkino zeigte ihm Bilder von einem leichten Leben. Ted gönnte ihr den Strandspaß, aber zugleich dachte er, es sind zu viele junge Menschen, die jedes Jahr die Heimat verlassen. Der Bär wusste nicht genau, weshalb sie auswanderten, es musste etwas sehr Beunruhigendes sein. Aber die Summe der Bedrohungen war doch überall gleich groß. Nur lebte es sich offensichtlich anderenorts trotzdem leichter. Ach, sinnierte der Bär: Beim Wellenreiten lernt Juli wenigstens, dass schöne Momente die Zeit dehnen. Sie kann sich darin genussvoll strecken und das Hamsterrad der immer schneller werdenden Hatz abstreifen. Ted sehnte sich durch die Sommernacht. „Ob alle Auswanderer ihre Bären vergessen mitzunehmen?“ Er merkte gar nicht, dass er inzwischen seine Gedanken halblaut vor sich hinsprach und der Besen ihn hörte. „Vielleicht vergessen sie ihre Bären gar nicht, sondern verlassen sie ganz bewusst, um mit ihnen die Erinnerungen zurückzulassen.“ Ted sah erschrocken auf den Besen…

Eine Geschichte entsteht:

Einsam (2)

Erzählt für Erwachsene

… Wie überhaupt alles in diesem verlassenen Raum zu schlafen schien. Der Bär träumte, mit einem mächtigen Besen die schlimmsten Weltbrände auszukehren. Nicht als Superheld. Nein, Ted wollte nur das Kriegsgeschrei vertreiben, das Stunde um Stunde aus dem Vaterzimmer hinüberschallte.  Seit Jahren dröhnte es immer lauter. Im Mutterzimmer herrschte seit dem Auszug von Juli Stille. Dort hauste nur noch Schwermut, die kein bisschen Gemeinschaft zuließ. Der Bär fegte so heftig, dass er schweißgebadet und schnaufend erwachte. Wo war der Besen? Der kicherte entspannt neben der Zimmertür, denn er kannte dieses entsetzte Erwachen: „Warst du wieder mit mir unterwegs?“
Der Bär nickte.
„Aber ich war nicht dabei.“
„Weiß schon, ich habe nur geträumt. Leider.“
„Ich bin nicht so mächtig, wie dein Traumfeger. Bin gut zum Hausputz, zu mehr nicht“ leierte der Besen vor sich hin.
Der Bär wusste das. Er selbst war auch kein Held, er war der Tröster. Immer schon, trösten konnte er gut. Er war ganz zerzaust vom vielen Trösten, aber an diesem Ort konnte er mit seiner Kunst nichts mehr ausrichten. Aus dem Vaterzimmer dröhnten wieder Geschosssalven, im Mutterzimmer schwebte die Stille. „Es ist zum Davonlaufen,“ seufzte der Bär. „So weit weg wie Juli, der es einfach zu eng war hinter der Gardine und im Land. Australien – sie wird mich dort vergessen.“
„Einen Tröster vergisst man nicht,“ meinte der Besen. „Dein einfühlsames Brummen wird ihr bestimmt wieder einfallen, wenn sie ein Leid zu tragen hat. Bestimmt,“ setzte der Besen nach. Er hätte Ted gern in diesem Moment tröstend gestreichelt, aber er war mit seinen harten Borsten dafür nicht geschaffen. Deshalb schwieg er jetzt, ehe aus ihm ausgelatschte Floskeln heraussprudelten. Der Bär sorgte sich…

Morgenstunde (1074. Blog-Notat)

Gewitter ist eigentlich nicht mein Ding. Für gewöhnlich würde ich bei so einem Drei-Seiten-Gewitter am liebsten unter die Dielen krauchen, aber heute Nacht schreckte ich nur von einem grellen Wetterleuchten auf und fiel beruhigt zurück in die Kissen. Gewitter mit Regen – gut. Es wird die Hitze vertreiben… 5 Liter Regenwasser hat es gegeben, immerhin. Seit Tagen probiere ich an der Bewässerung der Hochbeete herum. Jeweils eine spanische Olla wäre perfekt, aber diese Tongefäße sind mir einfach zu teuer. Nun habe ich eine kleine Variante gefunden: Vor etlichen Jahren gab es im Frühling alles Mögliche in schlanken, höheren Tontöpfen ohne Loch. Deren Ton war nicht wasserdicht, deshalb habe ich sie nur als Deko verwendet. Aber genau dieser Mangel kam mir jetzt zupass. Ich habe jetzt die Töpfe bis zum Rand in die Erde gesetzt, mit Wasser gefüllt und mit einer Tonfliese abgedeckt. Nun geben diese Wasserbehälter ganz langsam Feuchtigkeit an die Pflanzenwurzeln ab. Alle 3-4 Tage muss ich die Töpfe nachfüllen – bin sehr zufrieden mit dieser kleineren Lösung, die die Pflanzen über die Mittagshitze versorgt. Abends wird natürlich noch richtig gegossen.

Morgenstunde (1073. Blog-Notat)

Mittsommer. Heute, am 21. Juni ist Sommersonnenwende – der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres. Das Wetter spielt mit.  Nachmittags steigt im Dorf das diesjährige Sommerfest. Das halbe Jahr von 2025 ist nun schon vorbei. Aber noch wächst das Grün und seine Früchte reifen. Seidenweiche Zeit.

Mittsommer

In einer Mittsommernacht ritt der alte Nix auf seinem Wellenross über den Großen Döllnsee. Er grummelte so dumpf wie die Gewitterfront in seinem Nacken. Seine schönen Töchter waren vom Mittsommernachtsball noch nicht zurückgekehrt, und der Wasserfürst fürchtete das Schlimmste. Würden sie sich in einen Menschenmann verlieben, verlören sie ihre Unsterblichkeit.
Der alte Nix hasste jene helle Nacht, in der sich seine Töchter ihrer Flossen entledigten, um in Mädchengestalt zu tanzen. Wütend peitschte er das Wasser, das sich dabei zu einer mächtigen Welle auftürmte, die zwei entsetzten Fischer mit ihren kleinen Booten ins Schilf schickte. Kopfschüttelnd sahen sie dem alten Zausel nach, der mit wehendem Leinenjäckchen und rotem Krönchen seinem väterlichen Zorn frönte.
Am Döllnfließ tanzten die Nixen mit dem Wind über die sumpfigen Wiesen, die so zart gesprenkelt blühten, als hätte ein Maler Hand angelegt. Ihre weißen Gewänder flatterten wie Segel. Längst klebten ihre Tanzpartner Halt suchend an knorrigen Weiden, als der Nix vor sie hin schwappte und sehr böse dröhnte: „Es mag ja sein, dass der Sonnengott in dieser Nacht seine höchste Macht erreicht hat, aber alles, was aufstrebt, wird auch wieder sinken, und ihr, meine Töchter, seid Kinder des Wasserfürsten und habt nur ihm zu gehorchen.“
Die jungen Nixen aber waren so verzückt von der Fülle der Zeit und den schönen Jünglingen, dass sie nicht gewillt waren, ihrem Vater so gleich zu gehorchen. Nein, einmal nur, wollten sie ein loderndes Sonnenwendfeuer erleben und schweigend sieben Sorten wilder Blumen von sieben verschiedenen Wiesen pflücken, um zu erfahren, wen sie freien werden. Sie kicherten und entschwanden in den Holunderbüschen.
Da schickte ihnen der Nix einen mächtigen Schwall. Das Feuer zischte und das Wasser flutete die Wiesen, in denen nicht nur seine Töchter Blumen suchen. Es sah so aus, als würde der See das Land nehmen wollen. Blitze zuckten, und Wind peitschte die Wellen. Von den Fluten eingeholt, wuchsen den Nixtöchtern augenblicklich wieder Flossen. Fortan hatten die Nixen ländliches Tanzverbot, und damit sie sich daran auch halten, streift der alte Nix seither von Sommerfest zu Sommerfest. Gut verkleidet. Allein am feuchten Saume seiner Robe könnte man ihn erkennen.

©Petra Elsner (aus „Die Gabe der Nebelfee“)

Eine Geschichte entsteht…

Einsam (1)

Als wir die Masken ablegten, sahen wir in all die erschrockenen Gesichter. Sie sprachen wortlos von Angst, Verwirrung, einer großen Leere und von den Verlusten. Aber die Traurigkeit wich rasch einem übertünchenden Sommerleben. Als der Herbst kam, sahen wir die Schäden. Verhaltensstörungen und Lernschwächen. Es reichte offenbar nicht, dass wir alle drei Lebensjahre verloren hatten und mit den Folgen kämpften. Es musste von den Meinungsmachern hervorgekehrt werden, wer mehr gelitten hat und wer noch einsamer als der Einsamste gewesen war. Das hat uns beschäftigt und das Hinterfragen der Pandemiemaßnahmen verschoben. Das Zerlegen der Gesellschaft nahm weiter Fahrt auf. Die Jungen gegen die Alten, die Andersdenkenden gegen den Rest, die Linksgrünen gegen die Weißbrote. Stadtgesellschaft gegen die ländlichen Sitten. Die Lebensschönheit verschwand und die Debatten gerieten in den Zerhacker. Überall Feindschaft und ein Krieg vor der Tür. In all dem Getöse dämmerte ein Bär im Kinderzimmer…

Morgenstunde (1072. Blog-Notat)

Jahrelang versuchte ich unter unserer Straßenlinde Schattenrasen anzusiedeln, damit der dürre Staub darunter irgendwie festgehalten wird. Kiloweise Grassamen und Wasser habe ich über die Zeit auf dem Stück Straßenland ausgebracht. Das Wachsen gelang nicht. Irgendwann dachte ich mir, was bei Dachbegrünungen geht, sollte auch unter der Linde funktionieren und ich startete den Versuch, Sedum als Wiesenersatz anzusiedeln. Und siehe da, das klappt. Gut anderthalb Quadratmeter besiedelten über drei Sommer ein paar Starterpflanzen Mauerpfeffer. Das verrückte ist, ohne Niederschlag sehen die Gewächse staubig Grün aus, aber gegossen (siehe Topf) bekommen sie Fülle und Farbe. Geradezu schön sind sie dann. Das wird zwar unter der Linde kaum werden, aber immerhin: das Projekt gegen ein Stück Versteppung ist auf dem Weg. Trittfest und Rasenmäher tauglich, falls doch mal ein Grashalm mittenmang zu wachsen beginnt 😊.