„Der König und die Gärtnerin“ von Carmen Winter
Dieses feinsinnige Märchen für Erwachsene erzählt uns leise von der Liebe. Es beginnt, wie viele Märchen beginnen: Ein König greift nach einer Frau aus dem Volke. Genauer gesagt, nach der schönen Schlossgärtnerin. Diese Erzählung in 21 Kapiteln entspinnt sich jedoch anders als erwartet. Sie gibt Rätsel auf, wie sie zuweilen in einer Annäherung zwischen Mann und Frau entstehen. Beispielsweise schließt der König seine Gärtnerin für viele Wochen in einem geheimnisvollen Haus ein, mit der Absicht, dass sie das WARTEN lernen soll. Aber welches Warten meint er, und warum soll sie das lernen? Wir erfahren von der Fluchtkrankheit des Königs, seiner Traurigkeit, der Angst vor der Vergangenheit, einer großen Unlust aufs Regieren und den Folgen daraus. Aus Langeweile wird in ihm die Neugier entfacht. Was arbeitet die schöne Gärtnerin eigentlich im Winter? Was er entdeckt, überrascht ihn und lädt ihn ein.
Ganz subtil erzählt die Autorin von einer ungleichen Liebe, die in ihrer Zuwendung wächst und bis ans Grab hält. Die Märchenform ermöglicht Carmen Winter eine freie Assoziation von Alltag, Politik und Umwelt. Die Figuren König und Gärtnerin stehen, gleich einer Fabel, allgemein für Liebende, deren Beziehungsprobleme herausgefiltert und den Menschen der Gegenwart serviert werden. Carmen Winter erzählt mit großer Empathie und ohne Schnörkel in einer klaren, fließenden Sprache. Sehr gelungen und sehr empfehlenswert.
Der König und die Gärtnerin
Carmen Winter
ISBN: 9783819055935
erschienen bei epubli
Taschenbuch, 160 Seiten, 12 €
#carmenwinter #buchtipp #literatur #buchempfehlung #lesenswert #rezension