Am 11. April begann ich mit dem spontan angebotenen Zeichenprojekt für einen Schräge-Vögel-Kalender für 2026. Derzeit musste ich noch dreimal täglich Salbutamol mit Zusätzen vernebelt einatmen, was die Augen unscharf machte und die Hände zum Zittern brachte. Keine guten Voraussetzungen für dieserart kleinteilige Zeichnungen. Die Nebenwirkungen hielten sich auch noch Tage nach dem Absetzen des Medikaments am Ostersonntag. Aber mit der Zeit ließ das Zittern nach … und dann endlich kam ich besser voran. An diesem Sonntag sandte ich um 13 Uhr das 12 Kalendermotiv via Mail zum Verlag. Nun muss ich warten, der Verlag gibt dem Ganzen die endgültige Form. Für die nächste Zeit steht das Kräftesammeln im Vordergrund. Wo kann man das am besten? Am Meer. Es ist der zweite Versuch nach Monaten endlich zu gesunden… Die drei Tage auf der Sonneninsel beginnen am Dienstag.
Morgenstunde (1061. Blog-Notat)
Maiensonntag und bei mir hängen immer noch die Ostereier… Ich zeichne am Blatt 10 – schnauf. Darin geht’s auch um Eier – das österliche Trudeln 😊. Von den Tischen leuchtet es inzwischen raumgreifend sonnengelb. Es fällt mir echt schwer, die Motive nicht zeigen zu können… Für anderes als dem Kalenderzeichnen und Kochen bleibt gerade kaum Zeit. Und frau versäumt ja auch nix. Überall dieser Muttertags-Kitsch – Kommerz wohin das Auge auch schaut. Ich komme aus einem Land, in dem der Muttertag gesellschaftlich vernachlässigt wurde. Wenn, dann wurde der nur sehr privat begangen. Wir hatten den Frauentag, aber auch mit dem kam ich nicht zurecht, und machte lieber Urlaub an dem Tag, an dem die Chefs Schürze trugen und Kaffee und Wein ausschenkten… Das betriebliche Besäufnis brauchte ich nicht zu meinem Glück. Das wohnte für mich eher in den kleinen Dingen: Einem unverhofften Kompliment, in ungewöhnlichem Zutrauen, im Anblick des friedlich schlafenden Söhnchens, in überraschenden Begegnungen… wie auch immer. Habt einen entspannten Tag alle miteinander!
Morgenstunde (1060. Blog-Notat)
In einer Ablage des Imkergattens, die ich vergangenes Jahr mit einem Sichtschutz aus Weidengeflecht versah, entdeckte ich gestern eine beginnende Blütenpracht: Clematis „Piilu“. Ich hatte sie vor etlichen Jahren erworben, weil die Sorte als robust gilt und ich hoffte, dass sie es auf unserem Magerboden zu wachsen schafft. Doch sie mickerte kleinwüchsig vor sich hin und kam nie zum Blühen. Wahrscheinlich wurde sie in diese bewegten Ecke zu viel gestört. Doch im wilden Versteck kam die Pflanze zu sich und zeigte sich uns gestern wunderschön. Man soll doch wirklich manche Neusiedler einfach in Ruhe lassen und ihrer Entfaltung unbestimmte Zeit geben…😊
Heute haben wir geschenkten Spargel von unseren Nachbarn (wir danken hocherfreut). Und während sie in Berlin den Kanzler wählen, zeichne ich unverdrossen weiter. Es liegen zwei Blätter in Arbeit auf den Tischen, das 7. wird heute fertig…
Morgenstunde (1059)
Früh am Tag saß ich über dem Scribble zum 7. Kalenderblatt. Der 3-Tage-Rythmus für die Blattproduktion hat sich nicht verjüngt. Die Zeit wird einfach pro Motiv benötigt, denn länger als 5 Stunden kann ich nicht über der Zeichnung hocken. Nachmittags hat der Liebste die Winterabdeckung zur Empore abgenommen und die Schadstellen mit Farbe ausgebessert. Eine Platte wird noch für die Bilderhängung gebraucht, dann ist wieder Licht im Hausflur. Die schweren Arbeiten muss der Imkergatte noch allein verrichten… er staunt und schnauft indes schon mal, was frau so alles vorzeiten alleine wegschleppte. Das war einmal. Ich werde mich wohl nie so recht an die Veränderungen gewöhnen, doch ich trainiere für einen akzeptablen Kraftzuwachs.
Morgenstunde (1058. Blog-Notat)
Wenn ich zeichne ist scheinbar alles gut. Wenn ich ein kleines Weilchen laufe – eher nicht. Es ist schon entmutigend, wie lange so ein wiederholter Neuaufbau dauert. Im Atemtrainer Respiflo bekomme ich nur anderthalb Bälle bewegt. Elende Schwäche. Ich zeichne das 5. Kalenderblatt. Paddelnde Schräge Vögel mit Hund. Aus dem Blatt springt mich die pure Lebensfreude an – eine Wunschvorstellung, für andere schlicht – ein Gute-Laune-Cartoon, ein Stimmungsaufheller für den Tag. Morgen beginnt schon der Wonnemonat Mai…
Morgenstunde (1057. Blog-Notat)
Heute bin ich mit dem dritten Kalendermotiv fertig geworden, aber ich werde dieses und die folgenden hier nicht zeigen. Sie sollen ja in Verlagshände und nach dem Druck in den Verkauf, da darf nicht alles schon vorher durchs Netz geistern. Also, alle Schräge-Vögel-Fans, bleibt gespannt. Ich bin mir noch nicht gewiss, ob das ganze Projekt zeitlich wirklich zu stemmen ist. Am 16. April bekam ich die Projektansage, bis zum 19. Mai müssen 12 Blätter vorliegen. Wenn ich jedes fortan mit nur drei Tagen rechne, wird’s knapp. Man kann ja eben nicht am Stück Zeichnen… es braucht einfach Pausen. Nun, heute habe ich nebenher immerhin schon das 1. Hochbeet mit Erde aufgefüllt und den Knoblauch verzogen. Jeden Tag ein bisschen, so wächst das Atemvolumen. Hoffe ich…
Morgenstunde (1056. Blog-Notat)
Frohe Ostern alle miteinander! Irgendwie fühle ich mich heute auch wie „auferstanden“. Vom Krankenlager. Die Lunge ist tonlos, die Bronchen brummen nicht mehr, nach vier schlimmen Wochen ist das Elend vorbei. Ich kann aufhören, Wolken aus dem Vernebler zu schlucken und darf nun an meinem Konditionsaufbau arbeiten und: Raus ins Sonnenlicht!
Das 2. Blatt zur Schräge-Vögel-Serie ist fast fertig. Konturen sind noch nachzuarbeiten und der Schnee ist noch unfertig, aber es wird. Man glaubt es kaum, seit Donnerstag sitze ich an diesem Motiv…
Morgenstunde (1055. Blog-Notat)


Gründonnerstag in der Heiligen Woche. Die Tulpen blühen und die Phlox-Kissen auch. Ich sauge die leuchtende Pracht in der Morgenstunde wie ein Schwamm auf, bevor ich zu Inhalieren beginne und das Draußen meiden muss. Aber diese eine Stunde im Freien ist wunderbar. Vor einer Woche war das noch nicht möglich…
Ostern heißt für mich: Zeichnen. Der Verlag hat mir sportliche Termine verabreicht, auch gut, denn wenn ich wieder frei Atmen kann (ich hoffe, das wird noch), dann will ich Gärtnern und nicht mehr im Atelier hocken.
Also, was immer Ihr so vorhabt: Ich wünsche allen ein frohes, quietschbuntes Osterfest mit glücklichen Momenten und guten Begegnungen!
Eure Petra
Morgenstunde (1054. Blog-Notat)
Während ich gestern am 1. Blatt zur neuen Schräge-Vögel-Serie zu zeichnen begann, klingelte Kevin am Hoftor und brachte uns aus der Rübengasse einen zuckersüßen Ostergruß ins Haus. Schokolade und Likör, wir danken sehr! Es wird mein Osterfeuerersatz sein, denn ich kann, wegen der künstlich geweiteten Bronchen, nicht dabei sein. Das ist für mich sehr schade, denn ich liebe diese dörfliche Tradition, wenn alle nach dem Winter sich das erste Mal treffen. Der hat wieder Lücken gerissen: Benno, Ilse, Anni, Uschi… In so kleinen Dörfern ist man dichter dran am Leben und Sterben und emotionaler berührt. Da trägt nicht jeden sein Kreuz allein. Es ist ein Zugewandt sein, was es sonst kaum noch so gibt.
Morgenstunde (1053. Blog-Notat)
Es ist Sonntag und klitzekleines Bisschen besser. Nicht durchgehend, denn die Wirkung der Inhalation hört nach vier Stunden schlagartig auf. Dann wieder von vorne… Dazwischen Kochen, Schlafen, Schreiben. Ab morgen kommt das Zeichnen wieder hinzu, der Verlag wünscht sich 12 neue Schräge-Vögel-Motive für einen neuen Kalender. Damit habe ich ein paar Wochen zu tun… und da ich wegen dem Inhalieren nicht vor die Tür kann, kommt mir das gerade recht… Schönen Sonntag allerseits!
Kleine Leseprobe:
Maria Jons in Bedrängnis (Arbeitstitel der Kriminalgeschichte)
Am frühen Abend kam sie mit der Bäderbahn in Bansin an und lief wie jeden Wochentag hinunter zum Kutscher. Auf ein Feierabendgetränk. Dort würde sie zwanglos mit Menschen rumalbern können. Sie schniefte in das x-te Taschentuch und atmete beim Laufen schwer. Anwältin Maria Jons wusste, eigentlich gehörte sie ins Bett, doch obwohl sie schwer erkältet war, folgte sie stoisch ihrer Routine und kehrte in das urige Etablissement mit den zilleartigen Wandmalereien und den derben Trinksprüchen ein. Manche Menschen scheinen einen speziellen Reiz dabei zu empfinden, wenn sie andere mit ihrem Elend infizieren. Gesundheitlich und seelisch. Maria Jons war so eine Type. Bevor sie in ihre schicke Eigentumswohnung an der Promenade aufbrach, keuchte sie noch zweimal schwer in die Tresen-Runde. Volles Rohr, ohne Deckung. Der junge Mann, den sie schon seit Wochen anbaggerte, wandte sich entsetzt ab. Aber die Bazillen hatten längst getroffen. Während die Mitfünfzigerin noch meinte: „Eine Nacht auf Menschenhaut schwitzen heilt alles. Kommst du mit, Luka?“, wehrte er die lästige Anfrage nur noch genervt ab: „Bin vergeben.“ Jemand anderes am Tresen wusste aber in diesem Augenblick: die Bazillus-Wolke hat mir gerade einen Sargnagel verpasst.
Mitternacht. Im Irish Pub endete der Freitags-Schwoof. Die Musiker packten ihre Instrumente ein, während die euphorisierten Gäste nach und nach zahlten. Im Nachtblau über der Promenade sah er eine schwankende Frau und einen tanzenden Schwan. Ein Trugbild, dachte Luka, während er eine bestimmte Villa ansteuerte…