Schimmer im Abendrot

 

Durch die Risse
des Lebens
blitzt schweigsam der Tod.
Mal schwarz-warm,
mal golden,
mal als Schimmer
im Abendrot.
Tanz nur im
schillernden Bogen
ihm entgegen
und spring
über die Brüche
bis in den Grund.

© Petra Elsner
am Totensonntag

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Gegangen

Am offenen Fenster
schaue ich dem Flug
deiner Seele nach.
Schmerzhafte Stille
im Lebensgarten.
Die Hülle überlassen
atemschwerer Erde.
Dein Herz aber
hallt in meinem nach.

© Petra Elsner
(Für meine Tante Rita)

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Morgenstunde (233. Blog-Notat)

Frost im Hof

Eine kalte Dürre liegt dort draußen vor der Tür. Das Weinlaub kräuselt sich knisternd, der nächste Windhauch wird es fallen lassen. In den stillen Reformationstag gestern klingelte abends das Telefon und meine Schweizer Tante erklärte mir: Dein Onkel ist nach seinem Mittagsschlaf nicht mehr aufgewacht. Er stand in der direkten Familienlinie als Letzter vor mir. Onkel Manfred war mal ein profiboxendes Federgewicht, aber er trug immer schwer an der Last des Schweigens. Die Flucht aus Schlesien – allein mit der Mutter als Achtjähriger unterwegs. Nie hat jemals jemand in meiner Familie darüber gesprochen. Da war nur sein tränenschwerer Blick, der verriet, es muss ungeheuerlich gewesen sein für die Zwei. Mein Vater, damals 17 Jahre, lag verwundet im Lazarett, hart gezeichnet vom Krieg. Ob die Brüder untereinander sprachen, ich weiß es nicht. Der Eiserne Vorhang kühlte die Familienbande ab, denn der Jüngere hatte 1953 auf den Älteren gewartet, in Westberlin, aber der kam nicht. Auch das erfuhr ich erst nach der Wende und nach Vaterns Tod. Was alles ins ewige Schweigen fällt – viel, wie gleich die Weinlaubblätter im Hof.

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Kein Ort

Lichtweg, 60 x 80, Acryl auf Leinwand von Petra Elsner

Hinter das Licht
hat dich das Leben geführt.
Zum Licht
drängte nur der Tod.
Ins ferne Leuchten
flogen deine Gedanken
und nahmen dein Herz
für immer von mir fort.

© Petra Elsner
13. August 2018 (für mein Schwesterherz, † am 13. August 1997)

1008. Blogbeitrag

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