Das Allerschönste noch nicht gesehn

Eine Besprechung:

Wenzel, das ist die wunderbare Melange aus Folk und Rockpoesie, ein sehender Wanderer auf dem Drahtseil in der Ferne. Ein schier unerschöpfliches Multitalent als Sänger, Instrumentalist, Komponist, Autor und Regisseur. Ein Feingeist. Über 40 Platten hat der Mann seit 1986 herausgebracht. Vielleicht ist die neueste Scheibe „Allerschönste noch nicht gesehn“ des 66-Jährigen die ultimative Antwort auf das Älterwerden. Auf jeden Fall aber erzählt er mit beißender Poesie vom heimatlosen Schmerz und legt uns sozialkritische Episoden in unsere Zeit, wider die allgemeine Verblödung. Er spricht aus „…was uns bedrückt, das schweigt schon so lang im Munde…“ und weiß „In die Irre führt, was uns nicht berührt…“ – gegen den Wahn „in diesem aufgeblasenen Land“, singt er sich den Trotz aus der Kehle und berührt die Herzen jener, die sich fremd fühlen auf diesem kühlen Grunde. Hans-Eckardt Wenzel, der unermüdliche Liedermacher ist ein musikalischer Robin Hood, der jenen gibt, denen alles genommen wurde. Aber natürlich nicht nur ihnen… „Allerschönste noch nicht gesehn“ umarmt das verletzlich Menschliche in uns.

Petra Elsner

Erhältlich hier:

Morgenstunde (624. Blog-Notat)

Der Husten wird nach fünf Wochen endlich leiser. Nun geht es um Kraftgewinn. Dringend. Aufmunternd sind da die schönen Besuche der letzten Woche und die lieben Briefe meiner Freundin Ines, die gestern sich mit mir ihre Wenzel-CD teilte, damit ich mir für das eine Vinyl (der Spender ist immer noch unerkannt) nicht einen Plattenspieler anschaffen muss. Letzte Woche kam unterhaltsamer Besuch aus Deutschboden ins Atelier, der mir etwas von weniger bekannten Sagenplätzen in unserem Märchenwald erzählte und mir eine Chronik von Deutschboden überließ. Gestern kam meine Freundin Petra vom Weißen See zu Besuch. Die bekannte Keramikerin schenkte mir einen handgeformten Frühlingstopf. Es ist immer wohltuend mit Menschen zu sprechen, die ebenfalls ein kreatives Leben führen, ungeachtet ihres Alters. Ich habe im Austausch die Namenschwester mit handgemachten Lyrik-Bändchen beglückt – eine gegenseitige Ermutigung. Petra Wessel aus Böhmerheide war eine der ersten Menschen in der Schorfheide, die ich einst in meinen Teezeiten-Porträts in einer Barnimer Zeitung vorstellte. Seit damals sind wir uns zugewandt. Dafür bin ich wirklich dankbar. Es zeigt, man kann auch als Journalistin Menschenfreund sein, es ist eine Frage der Achtung des Gegenübers – wie eigentlich immer im Leben… Ich geh dann jetzt mal im Garten die ersten Sonnenstrahlen genießen…

Morgenstunde (623. Blog-Notat)

Die Waschbären klauen schon wieder die Meisenknödel und der Dachs stochert im Kompost – es ist zwar noch lausekalt im Garten, aber das sind deutliche Zeichen des Frühlings. Der eisige Morgen dampft in der Sonne. Es ist der 13. Kriegstag. Die Nachrichten darüber führen uns eine humanitäre Katastrophe vor Augen. Und jeden Tag stellt sich aufs Neue die Frage, lässt sich dieser Krieg stoppen? Ich habe noch niemals in meinem Leben jemandem den Tod gewünscht, jetzt hoffe ich auf einen Attentäter … Dabei schleicht die Farbe Rot wieder auf meine Malgründe, diesmal nicht als Liebe, diesmal als Blut…

Morgenstunde (622. Blog-Notat)

Es ist der erste sonnige Tag, gefühlt seit Wochen und ich finde zufällig dieses Foto aus dem Lesegarten von einem Tag des offenen Ateliers. Es zeigt einen Sonntag im Mai. Nici singt und auf der Wiese und im Kaffeezelt lauschen Atelierbesucher ihr. Was haben wir doch für schöne Feste gegeben. Diese Erinnerungen wohnen für immer in mir, sie sind inzwischen Legende. Von der werde ich zehren, denn in diesem Frühling brennen sich andere Bilder ein. Keine friedlichen. Der Heizöltank leert sich, was wird der Nachschub kosten? Jetzt schon reichlich das Doppelte. Die Einkünfte halten da nicht mit. Wir werden für das Heizöl die drei Inseltage im Jahr canceln müssen und was noch? Ach, ich will mich nicht sorgen, denn es ändert eh nix…

Lyrik-Krümel

März

Ein letztes Winterröcheln
knarrt im Ostwind
der schleift das Land
schwarz steht der Wald
es riecht nach Moder
der Tod verschanzt
sich im Unterholz
dort keimt Leben.

 6. März 2022, Petra Elsner

Morgenstunde (621. Blog-Notat)

Es ist schon merkwürdig, dass man/frau sich in diesen Tagen irgendwie deplatziert vorkommt, wenn er/sie ein Märchen schreibt oder wie der Blogger Werner, Reiseberichte. Es ist wie ein falscher Ton inmitten der Todesnachnichten, der Hilferufe, der Kriegsberichterstattung und den Aktionen der Hilfeleistenden. Aber wie lebt man in solchen Zeiten (richtig)?  Zuerst wohl, sich nicht von der Angst lähmen zu lassen. Ja, sicher, wenn der Ukrainische Präsident vom Machthunger Putins spricht und uns warnt, der würde bis nach Berlin, den alten Standort der Mauer, ziehen… ist Angst nicht unbegründet. Aber sie ist kein guter Begleiter. Sie frisst Lebensenergie. Die aber brauchen wir alle, um durch diese Zeiten zu kommen. Viele von uns sind angeschlagen von der Corona-Zeit. Andere schütteln die gerade von sich ab und helfen direkt. Die Zehdenicker Feuerwehr mit einem Hilfstransport zum Beispiel. Möglichkeiten der Hilfe vor Ort zeigt zum Beispiel Sandra auf kurtschlag.de auf. Gesucht wird ein Quartier für zwei ukrainische Mütter mit ihren Kindern. Aber Hilfe hat viele Gesichter, zum Beispiel Mitfahrgelegenheiten für diese Mütter zu organisieren (denn sie sollen ja irgendwann auch arbeiten gehen können) und vielleicht die Einrichtung einer zeitweiligen KITA oder einer Oma-Tagespflege. Und niemand sollte ein schlechtes Gewissen mit sich tragen müssen, weil er/sie vielleicht nicht oder nicht mehr bei solchen Anstrengungen dabei sein kann oder will. Es wird sich irgendwann etwas Passendes finden…  jeder wie er kann.

Der Klammhold und die Pfützenspringerin (4 – der Schluss)

Eine Ostergeschichte entsteht öffentlich:

… Der Klammhold und die Pfützenspringerin begannen mit ihrem Training. Und von Sprung zu Sprung wuchs ihre Lebensfreude. Denn die Wasserlache war groß und breit, da landeten die meisten Sätze mitten in der Pfütze. Schlammwasser spritzte auf die Koboldmütze und die feinen Elfenhaare. Nach ein paar Sprüngen grinsten sie sich aus beklecksten Matschgesichtern an. Die beiden hatten bei ihren Sprüngen wirklich einen Heidenspaß. Und genau diese Schlammhüpfer sorgten auch am Ostersonntag für die allergrößte Heiterkeit.
Während die Menschen in den Hügeln dem lustigen Eiertrudeln nachgingen, trafen sich die Waldelfen und Kobolde zum Sprungwettbewerb in der Mitte des Waldes. Ja, natürlich ging es hier um den weitesten Satz. Aber eigentlich war das große Pfützenspringen eine Feier des Lebens, bei der jede Trübsal hinter all dem Spaß verschwand. Denn es kann ein Sprung über eine simple Pfütze sein, der das Herz leicht und weit macht. Nur die Moosfrau war die einzige Ernste an diesem Tag. Sie maß exakt die Länge aller Sprünge und verkündete zu guter Letzt: „Fenia darf auch dieses Jahr den Titel ‚Pfützenspringerin‘ tragen. Wir gratulieren dir und deinem gescheiten Sprungmeister, dem Klammhold!“
Als der Jubel sich legte, trat der stille Moosmann hervor und stellte einen Korb in die Festmitte: „Ich habe all die Ostereier, die die Menschenkinder im Wald nicht gefunden haben, eingesammelt. Los, pellt die Eier! Um die Wette! Wir wollen uns ein Festessen bereiten.“

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Der Klammhold und die Pfützenspringerin (3)

Eine Ostergeschichte entsteht öffentlich:

… „Nö, nö, nö, nöhhh! Noch fünf Minuten!“, nörgelte Fenia im Halbschlaf.
Aber der Klammhold war unerbittlich und zog ihr die Moosdecke weg. “Wir sind schon viel zu spät dran. Du musst üben, sonst schnappt dir eine deiner sportlichen Waldschwestern den Titel weg.“
„Von mir aus!“
„Ach, für ein bisschen mehr Winterschlaf, willst du nicht mehr die große Pfützenspringerin sein? Wer hätte das gedacht. Dann kann ich ja auch noch einmal in meiner Höhle verschwinden und die schönen, getrockneten Himbeeren selbst essen“, grummelte der Klammhold und wollte schon aufbrechen.
„Nein, nein, ich komm ja schon, du geduldigster aller Waldkobolde!“ Fenia kletterte aus dem Mauseloch, bog sich ihre zerknautschten Flügel gerade und säuselte: „Getrocknete Himbeeren?“
Der Klammhold reichte ihr mild lächelnd eine Handvoll Beeren und sprach: „Das ist bestes Kraftfutter! Du kannst schon mal ein paar Laufrunden drehen, ich wecke inzwischen den Tümpeldrachen.“
Fenia nickte und lief los. Der Kobold legte sich derweil an den Rand des Tümpels und fischte mit seiner Schwanzquaste nach dem Freund, der tief unten im Schlamm schlummerte. Ganz langsam taumelte der nach einer Weile an die Wasseroberfläche.
„Guten Morgen, kleiner Drache, ich weiß, es ist noch früh im Jahr, aber wir brauchen deine Hilfe“, erklärte der Klammhold die Störung. „Komm, klettere aus dem Wasser, die Sonne ist schon kräftig, sie wird dich wärmen.“ Der kleine Wasserdrache kroch ungelenk aus dem Nass, und räkelte sich wohlig in den Sonnenstrahlen. „Was hast du denn auf dem Herzen, ein loderndes Feuer spucken kann ich dir leider nicht“, spöttelte er.
„Ich weiß, aber du kannst so schön Wasserfontänen pusten und genau die brauchen wir. Es hat ewig nicht geregnet, aber Fenia will für den großen Osterwettkampf trainieren. Kannst du uns bitte so eine richtig große Pfütze hier auf den Weg spucken?“
„Nichts leichter als das!“ Der kleine Drache holte tief Luft und zauberte eine mächtige Wasserlache auf den Sandweg. Dann verschwand er wieder wortlos im Schlamm seines Tümpels…

 

Der Klammhold und die Pfützenspringerin (2)

Eine Ostergeschichte entsteht öffentlich:
…In der Nähe klagte etwas: „Oh je, oh je, oh jemine.“ Es raschelte hier, dann kurzweilig dort. Der Klammhold spitze die Ohren, dann sah er den suchenden Eichkater. „Hey, Rotfussel, was jammerst du so? Du weckst ja alle Winterschläfer!“ Der Eichkater zitterte wie Espenlaub. „Ach, du lieber Klammhold, ich habe Hunger, denn ich finde meine Vorräte nicht mehr. Einfach vergessen, ist das nicht furchtbar?“
„Ach, Rotfussel, bei den drei Eichen habe ich vorhin ganz zufällig dein Walnusslager entdeckt.“
„Haaah, wie schön! Du bist mein Retter! Ich danke dir! Vorhin habe ich bei den Eichen gesucht, ab dann hat mich das Schnarchen der Pfützenspringerin abgelenkt. Und schwuppdiwupp, bin ich an dem Lager vorbeigesaust.“
„Wo schläft denn die Waldelfe, ich suche sie schon den ganzen Tag?“
„Im alten Mauseloch unter dem linken Stamm.“
Die beiden gingen gemeinsam zu dem Waldplatz. Der Eichkater holte sich seine Walnüsse und der Klammhold weckte die Fenia, die Pfützenspringerin…

Der Klammhold und die Pfützenspringerin (1)

Eine Ostergeschichte entsteht öffentlich:

Ein leises Atmen schlich aus dem Moos. Der Klammhold hob ganz vorsichtig den Moosbatzen an und lugte darunter.  Nein, wieder war es nicht die Pfützenspringerin. Hier lagen Moosfrau und Moosmann im ganz friedlichen Winterschlaf. Sachte legte er die Moosdecke wieder über sie. Wo die Pfützenspringerin nur steckte? Der Klammhold war ein guter Sprungtrainer, aber als Pfadfinder eignete er sich nicht besonders. Darum war es nicht verwunderlich, dass er nicht genau wusste, ob er an dieser oder jener Spechthöhle schon vorbeigekommen war. Aber rufen wollte er auch nicht nach ihr, dass würde ja vielleicht die anderen Waldelfen gleich mit erwecken und ihr Plan, früher mit dem Training zu beginnen als alle anderen, wäre verwirkt. Der erste milde Wind in den Baumwipfeln zeigte an, in wenigen Wochen würde Ostern sein. Es wurde Zeit…