Lyrik-Krümel

Gestaltete Lyrik

Morgenstunde (1105. Blog-Notat)

Ein Karton so groß, dass, wenn ich mich reingerollt hätte, die Frau versandfähig gewesen wäre… Doch dieser Karton musste erst einmal bestellt werden, weil wir dummerweise vor einem Jahr glaubten, der neue Akku-Rasenmäher summt geschmeidig über das Grün, weg mit der unhandlichen Verpackung. Da haben wir uns was gedacht… und dass das Teil noch vor Ablauf der Garantiezeit den Geist aufgeben würde, glaubt heutzutage auch kaum wer. Schon mal versucht, einen Karton im Format 80x60x40 aus alten Beständen selbst zu bauen? Wir wussten nach einer Stunde, es gelingt uns nicht. Also beim großen A bestellt, fast 15 € kostet so‘n Teil. Tja, hätten wir das Original behalten (und ich schwöre, ich werde zukünftig jede bunte Pappgestalt aufheben!!! Auch wenn dann der Dachboden überquillt.). Heute war nun der Mäher frisch geputzt verpackt, aber in Vorhalte konnte man das sperrige Ding nicht weit tragen. Ich durfte nicht mithelfen (wegen der schwachen Lunge), also Möbelroller drunter, Gurtband ringsherum, so ließ sich der Pappriese ziehen. Die Postshop-Chefin grinste ungeniert, als sie uns kommen sah. Hat sie einen Stimmungsaufheller umsonst gehabt. Sei ihr gegönnt, gibt ja gerade eh nicht viel zu Lachen …

PS: Ein Foto von der Aktion gibt es natürlich nicht, dafür waren wir viel zu genervt…

Morgenstunde (1104 Blog-Notat)

Nun haben wir die Feiertage gelebt. Ich dachte im Grunde, ja, Dein Sohn kommt zum Gulaschessen und vielleicht die Nachbarn zum frühen Abend auf ein paar Getränke. Mehr wird’s nicht. Da hatte ich mir das Backen verkniffen, war eh nicht stabil drauf. Doch dann überraschte mich meine Freundin Sylvia mit Blumen und kleinen Präsenten. Wir hatten uns ein Jahr nicht gesehen. Mein Sohn kam hinzu und die beiden hatten dann gleich ein gutes Gesprächsthema: die Schweiz, wo ihre Töchter leben und arbeiten und er auch sechs Jahre gewesen war… Die gute Seele Manuela wollte wohl nicht stören und hatte indes unbemerkt Pralinen unter dem Tor in den Hof geschoben. Zwischendurch klingelte immer wieder das Telefon. S. blieb nur auf eine Kaffeezeit. Während die Männer nach dem Essen einen Pilzspaziergang unternahmen, hatte ich Gartenzeit: das rausgeschnittene Totholz aus der Kopfweide, passt ja gut zu den kleinen Wurzelwesen… Gegen 15:30 fuhr mein Sohn mit rund zwei Kilo herrlichen Pilzen und Honig vom Hof. Da haben wir uns ein Gläschen zum Backgammon-Spiel gegönnt. Hab zweimal verloren, Schwamm drüber.
Später kam Marita von gegenüber auf einen Schwatz mit einem kleinen Erntekorb und Silvia R. folgte ihr aufgeregt mit Blume und einer ungeheuerlichen Geschichte nach. Aber die soll sie selbst im Dorf erzählen können… Zum Schluss klingelten noch unsere Nachbarn mit einem Weißen Burgunder in der Geschenktüte – war schön jewesen, ich danke sehr! Als alle gegangen waren, hab ich mich erst mal flach aufs Sofa gelegt…😊Jetzt gehts ans Post sichten und beantworten…

Morgenstunde (1103. Blog-Notat)

Einen Korb Steinpilze brachte der Liebste gestern nach Hause, geputzt und geschnippelt liegen jetzt vier Trockensiebe auf den Fensterbrettern über den Heizungen. Es duftet nach Wald. Das wird der Wintervorrat für die Soßen.

Im Postfach fand ich morgens eine Anfrage von einer italienischen Literaturzeitschrift, nach einem bestimmten Foto, das eine Besprechung des Buches „Stern 111“ von Lutz Seiler illustrieren könnte. Natürlich honorarlos… so sind die Zeiten, unanständig. Früher hieß es immer, das Archiv eines Fotografen und/oder Texters bringt die Einnahmen im Alter. Nun, das war einmal… 1992/93 war ich viel mit der Kamera in Berlin-Mitte unterwegs, um Fotos für meine Milieu-Studie zu einem Jugendbuch aufzunehmen. Analog und selbst entwickelt. Die Szenen agierten im rechtsfreien Raum und mir war klar, das ist einzigartig und nur ein Moment. Die Bilder sind heute Dokumente jener wilden Stadtkultur und Selbstfindung. Einige Details habe ich übrigens im Blog unter Berlins alte Haut veröffentlicht. Das Fotopapier und Filme kaufte ich immer bei Foto-Klinke in der Winsstraße, wo ich meinen Liebsten, der hier Fachverkäufer war, entdeckte. Heute haben wir Hochzeitstag…

Morgenstunde (1102. Blog-Notat)

So herrliche Sonne, doch der kalte Wind vor der Tür – kein Atemwetter. Es ist stets das gemäßigte Wetter, das Menschen mit COPD kurzweilig ihre Lungenkrankheit vergessen lässt. Temperaturen unter Null und über 30 Grad verschlimmern die Symptome. Wind und Luftfeuchte spielen auch mit. Starke Temperaturschwankungen belasten die Lunge. Gestern wars noch halbwegs gut, anderntags nicht…Das schränkt nicht nur das alltägliche Leistungsvermögen ein, das alles kann einem schon mal aufs Gemüt schlagen. Ich habe mir dann angewöhnt irgendwas zu spielen, mich selbst zu erheitern mit meinen Wurzelwesen im Garten zu Beispiel. Sie sollen keine Ausstellungsstücke werden, sie sind nur für mich. Spaß an der Freud…

Lyrik-Krümel

Gestaltete Lyrik

Morgenstunde (1101. Blog-Notat)

Herbstleuchten. Anfang letzter Woche konnte der Liebste schon die Hirsche röhren hören. Da war ich schon längst in Morpheus‘ Armen. Leider, denn ich liebe es, in die Nacht zu lauschen. Aber seit ein paar Jahren, genauer gesagt seit 2017, ruft mein Körper nach sehr viel mehr Schlaf. Man sagt, eine Folge von Krebs. Aber damit kann man wohl leben und der Liebste hat mir was zu erzählen…
In den nächsten Tagen lassen wir uns ein auf den großen Blättertanz, Vogelzüge, Pilzgänge und den Garten. Wir werden die Flachbeete bei den Hochbeeten aufgeben, einebnen und Gras sähen. Altersgerechter Umbau, der kann etwas dauern…

Morgenstunde (1100. Blog-Notat)

Letzte Woche bekam ich eine Anfrage für eine weihnachtliche Lesung im Dezember und ich antwortete: „Ich lese nicht mehr vor, das ist vorbei.“ Die Anfragende war bestürzt.
Musiker geben in meinem Alter ihre Abschiedstour, doch was immer man mit Ü70 plant, plötzlich gibt es, wie bei Vroni, ein Stimmproblem und alles fällt aus. Bisher ist so eine Absage bei mir nur einmal geschehen, aber ich will es gar nicht weiter drauf ankommen lassen, meine Stimme hält einen Stundenvortrag nicht mehr aus, sie wird heiser und brüchig. Man kann das ein Weilchen bedauern, aber schlussendlich ist es der Lauf der Lebenszeit. Also hab ich alle meine Angebote unter „Autorenlesungen“ im Blog-Kopf gelöscht, für immer. Das ist wirklich ein seltsames Gefühl. Ein Abschied.
Doch, natürlich schreibe und zeichne ich noch weiter, das wird sein, solange mir was einfällt und man kann mich/uns besuchen, um nach dem Schaffen und dem Honig zu schauen…

Morgenstunde (1099. Blog-Notat)

Die Niesanfälle des Liebsten ließen vermuten, es könnte eine Hausstauballergie sein. Warum auch immer, wir haben in diesem kleinen Häuschen mehr Staub in der Luft als einst in der Berliner Wohnung. Also Googlen und nun haben wir einen neuen Mitbewohner: den Luftreiniger Bluair Mini Max. Ein kleines Kraftpaket und ja, nach zwei Arbeitstagen schnieft und niest der Liebste schon viel weniger. Echt mal, darauf hätte ich auch schon viel früher kommen können, denn klare Raumluft tut auch meiner Lunge gut… Bin gespannt wie sich die Sache weiterentwickelt. Auf dem Stehpult liegen die letzten noch zu bindenden Weihnachtsheftchen, die werden heute fertig, und ein kleiner Datumsträger für den Advent ist auch gezeichnet. Bin zufrieden, das Wochenende kann kommen, macht es Euch schön!



Morgenstunde (1098. Blog-Notat)

Die Blättertrolle sind wieder unterwegs. Da haben wir vor zwei Tagen im Hof die Efeumauer beschnitten und das rausrieselnde Trockenlaub zusammengefegt und aufgenommen… nachts kam ein Wind auf und der Hof sah aus wie zuvor: Trockenlaub wohin man schaut. Die Freude am Verrichten ist zuweilen wirklich nur kurz. Aber das war schon immer so. Wenn wir an einem Herbstsonntag die öde Einfahrt zum Grundstück mühselig geharkt hatten, kam anderntags der Kohlenhändler und schmiss uns 80 Zentner vor die Hütte…wir waren ja nicht daheim. Und da wir Schwestern nach der Schule die ersten Heimkehrer waren, haben wir, bis die Eltern gegen 18:30 Uhr kamen, schon mal den Weg zu Haustür freigegraben. Gegenüber brannten die Reichsbahner den Damm zu den Gleisen ab, der war dann schwarz bis zum Frühjahr. Der Herbst war ein Wilder in meiner Kinderzeit: eine Wanne voll Einlegegurken schruppen, Kartoffeln einkellern, die Ernte einwecken… Erst mit dem Schnee wurde es leiser und alles, selbst der elendeste Dreckwinkel sah plötzlich sauber und ganz malerisch aus. Überall schönste Blickfänge! Als ich noch mit meinem Großvater Fredel um die Wette malte, wählte ich am liebsten Schneemotive 😊. Schnee – das hieß Ruhe, wenn nicht zu viel davon herunterkam. Das Außen schwieg still unter dem Weiß. Höchstens ein Juchzten vom Rodelhügel an den Gleisen gabs…

Ein paar Jahre später: Mein Sohn am gleichen Ort 1979 in Zeuthen.