Die Sonnenaugen blün nicht mehr – Saisonschluss im Blumenmond.
Es ist Saisonschluss im Lesegarten. Bis zum Frühling lese ich nun nur noch außerhalb. Halt, das stimmt nicht ganz: Treue Ateliergäste bekommen natürlich in der Adventszeit zum Kaffee von mir eine kleine Geschichte serviert. Ich hab schon mal probeweise die ersten Wiener Mandelkipfel gebacken. Nach dem aufgeregten September brauchten wir einfach etwas Knuspersüßes. Im Advent gibt es bei uns Böhmische Nussplätzchen. Das Rezept wird inzwischen in der dritten Generation von meiner Familie wachgehalten.
Jetzt wird es erst einmal still auf dem Hof und wir beginnen nach und nach mit der Winterfestmachung. Die Bilder im Speicher sind (bei Anmeldung) noch vier Wochen zu sehen, dann werden auch sie verpackt und die Treppe zur Empore geschlossen. Das Häuschen wird dann winterwinzig und im Schreib- und Zeichenatelier ist gerade noch genug Platz für drei bis fünf Gäste. Aber diese Kleingruppen oder Familien empfange ich gerne und hoffe, dass sie sich bei mir nach Weihnachtsgeschenken umsehen. Bitte einfach anrufen, dann wird Ihnen/Euch gerne das Atelier im kleinen Katen geöffnet.
Draußen hat es zu regnen begonnen, genau die richtige Stimmung, um ein Wintermärchen in meinem Kopf wachsen zu lassen. Wann es in die Tasten fällt, ist noch ungewiss. Aber es wird bald sein. Diese schöne Tradition werde ich wohl so lange durchhalten, bis die ersten Sargnägel klimpern…
Unter den Schichten der Zeit lauert die Erinnerung und nagt an der Jetztzeit. Spruch und Foto: Petra Elsner
Nach der Wahl hören wir all die Klagepunkte (Rente, Pflege, Sicherheit…), die Bürger in den Wahlarenen fordernd formuliert haben, jetzt als Programmpunkte aller, die noch politisch mitmischen. Das ist im Grunde gut, aber diese Sachthemen werden in einer Häufigkeit als Formel aufgetischt, dass sie fast schon wie Allgemeinplätze klingen. Dazu werden sie so pathetisch vorgetragen, als hätten man für alle Zeit den Stein der Weisheit geborgen. Doch dem ist nicht so.
Ich wünschte mir, es würde ein öffentliches Phrasenschwein geben, in das jeder Phrasendrescher, der ein öffentliches Amt bekleidet, einzahlen muss. Ein Fünfer pro Plattitüde oder Floskel – wir könnten die Steuern abschaffen… Beispielsweise würde ich zu gerne den Satz zum Verhaltenskodex gegenüber der AFD: „…nicht über jedes Stöckchen springen“ nicht mehr hören. Macht es einfach und kümmert Euch um den Problemstau! Schließlich wurden nicht alle Sorgenplätze der Bürgerschaft in den Talkshows berührt. Es darf also ruhig weiter gefragt werden, was sich ändern muss.
Zwölfmal im Jahr schießt meine Kamera von der „Bleiche am Döllnfließ in Kurtschlag“ einen Schnappschuss und friert das Motiv so für die Ewigkeit ein. Herr Zeilenende hat das Projekt „12 Monate“ als Blogger-Aktion im Februar 2017 angeregt … Hier kommt mein Fotoblick für den Monat September:
Der Septemberblick auf die Kurtschlager Bleiche. Erste Eichenblätter färben sich und das Licht fällt flacher auf das Wiesenland am Fließ. Foto: Petra Elsner
Eigentlich ist der September mein Lieblingsmonat, zumal ich ein Septemberkind bin. Sternbild Waage, Aszendent Löwe. Also kein Wunder, das ich die Zeit der Ernte, milder Temperaturen und Farbschauer in der Landschaft mag. Aber dieser September ist nicht mit anderen zu vergleichen, ihm fehlte die Gelassenheit. Auf der Bleiche am Döllnfließ hat sich nicht viel seit August getan. Nur badet inzwischen Wiese täglich im Tau. Noch ist von den Winterfesten, die hier stattfinden werden nichts zu ahnen.
In Ermanglung von dörflichen Bleichen-Aktivitäten habe ich wieder in meinem Archiv gekramt und mich eines Schorfheidemärchens erinnert, dass auch am Döllnfließ angesiedelt ist. Zum Ausklang der Sommerzeit passt das ganz gut:
Döllnfließwasser.
Der Ball der Wasserfrauen
Die kichernden Regentropfennixen waren zum Ball geladen und kamen mit einem kräftigen Guss im Döllnfließ an. Immer in der Johannisnacht trafen sich die Wassergeister aller vier Himmelssphären, um für Freya, die hohe Wasserfrau des Wanderlandes, Kräuter zu sammeln. Für diese eine Nacht des Jahres verloren die Nixen ihr Fischgewand, und all die schönen Wesen aus Pfützen, Tümpeln, Brunnen und Teichen, aus Flüssen und Seen lustwandelten im hellen Mondlicht durch die Wiesen, und schnitten schweigend reife Pflanzen. Nur das leise Läuten ihrer Glockenblumenkränze und das Zirpen der Grillen waren vernehmbar.
Die Wiesen am Fließ dufteten schon Tage lang so berauschend, dass kaum einer in den Heidedörfern Schlaf fand. Man hockte hellwach am Feuer, tanzte, trank Bier oder Wein, als ein Mädchen vor einem liebestollen Manne in die Wiesen floh. Aber es war zu weit die Hänge hinuntergelaufen, denn dort, wo der Auenwald begann, verästelte sich der Fluss, und die Wiese verwandelte sich in einen wundersam blühenden Sumpf. Das Mädchen war völlig entrückt, als es die Blütenpracht sah. Es pflückte sich einen Strauß, wie er schöner nicht sein konnte, aber währenddessen verlor es den festen Boden unter den Füßen, und die schmatzende Erde verschluckte das Mädchen.
Wasserfrau. Zeichnung: Petra Elsner
Es waren die Regentropfenixen Pia, Nike und Dafne, die das versinkende Wesen entdeckten und die hohe Wasserfrau herbei riefen. Freya schüttelte ärgerlich ihr Blumenhaupt. „Wer unsere Rituale stört, sollte eigentlich mit dem Sumpfwasser ziehen.“ Als Wächterin des unterirdischen Flusses, der an diesem Ort vom Diesseits ins Jenseits strömt, konnte die weiße Nixe Leben schenken oder nehmen. Aber Pia, Nike und Dafne waren so aufgeregt: „Sieh, sie ist so schön, du darfst sie nicht mit unseren Blumen geschmückt ins Reich der Toten schicken“, riefen die kleinen Nixen wie aus einer Stimme. „Gütiger Himmel“, raunte Freya. „Gut, dass die Kräuter geschnitten und gebündelt sind, sonst hätte euer Aufschrei ihnen all ihre Heilkraft genommen“, schimpfte die hohe Frau. Da es aber so gar keinen Grund gab, in dieser Festnacht ein so schönes Mädchen im Sumpf stecken zu lassen, zog Freya es aus dem Morast, wusch es in dem glasklaren Wasser des Fließes und legte es sanft am Ufer ab. Immer noch hielt das ohnmächtige Mädchen den prächtigen Strauß fest umklammert. Und wie es da so lag, schön wie ein Sommermorgen, steckte ihm Freya eine schützende Seerose ins Haar.
Als das Mädchen erwachte, sah es, wie die Wasserfrauen tanzten oder lachend Kräuter wuschen. Aber als jene bemerkten, dass das Mädchen ihnen zusah, erschraken sie, denn augenblicklich wuchs ihm ein Fischleib. Freya hatte den alten Zauber ihres Vaters vollkommen vergessen: Wenn ein Mädchen den Ball der Wasserfrauen beobachtet, wird es selbst zur Nixe. Gerade war die Verwandlung geschehen, da ritt auf einem Wellenross der alte Seegott heran. Der zottige Zausel mit dickem Wanst holte sich die neue Nixe.
Wochen und Monate vergingen. Schauerwetter peitschte das Land, da konnten die Regentropfennixen reisen. Eines Nachts gelangten sie an das Haus eben jenes Jünglings, der noch immer nach dem Mädchen suchte. Sie trommelten auf seine Fensterscheibe eine Melodie und malten aus Klangfarben einen See. Der Jüngling schreckte auf, hatte er nur geträumt oder sah er seine Liebste als schöne Nixe, die ein alter Seegott begehrte. Als endlich die nächste Johannisnacht anbrach, lief der junge Mann zum Großen Döllnsee und lauschte dem Wellenspiel. Irgendwo klatschte etwas auf das Wasser, ein Flossenschlag? Und richtig, im Mondlicht schwamm eine helle Gestalt auf ihn zu. Da sprang der Jüngling in das schwarze Nass und erhaschte die Nixe. Die war so schön, dass er fast das Atmen vergaß, aber dann küsste er das Mädchen. Indem verloren sie sich in einem Strudel, der dem Fischmädchen die Flosse abzog. Als das Paar auftauchte, erleuchteten hunderte große und kleine Wasserfrauen mit ihren weißen Leibern den See. Wie ein Geleitzug brachten sie die Zwei sicher zum nächtlichen Ufer, während der Seegott aus den Tiefen des Wassers machtlos grollte.
(Aus: Petra Elsner, „Schattengeschichten aus dem Wanderland – Schorfheidemärchen“, zurzeit verlagsseitig vergriffen, aber noch bei mir im Atelier für satte 6 Euro, zzgl. Versand zu haben.)
Kurtschlag am Döllnfließ
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Weitere Augenblicke für die Ewigkeit findet ihr bei:
Es ist noch zeitig. Im Ofen backt schon ein Kuchen, während ich verschlafen meine sieben Sinne suche. Zu 10.30 Uhr hat sich der letzte Septemberbesuch im Atelier angekündigt. Es ist eine Gruppe aus dem ehemaligen Zehdenicker Kulturbund, die sich auf eine zweite Stippvisite zu mir aufmachen wird.
Vor sechs Jahren waren sie das erste Mal hier im Quartier. Kurz vor Ostern 2011. Ich weiß noch, dass es lause kalt war, so dass sich die Besucher blitzschnell aus dem Lesegarten in meine Wohnküche verzogen hatten, um eng beieinander heißen Kaffee zu schlürfen. Die Wohnküche misst knapp 24 Quadratmeter … Wie sie dort dicht beieinander hockten, hab ich ihnen einen kleinen Märchenvortrag im Stehen gehalten. Die 20 Leutchen fanden es kuschlig und ich wunderte mich still, dass das Häuschen keine Ausbeulungen bekam…
Mal sehen wie der neuerliche Besuch läuft. Diesmal kann ich draußen im herbstlichen Blumenmond eine Geschichte vorlesen, denn das Wetter soll ja wieder einmal ein Geschenk für uns alle bereit halten, noch nieselt es…
Wie gemalt: Im Herbst verwandelt sich der Garten in ein Märchen-Szenario. Im Lesegarten
So, nun Schluss mit der Orakelei. Ich werde morgen natürlich wählen gehen und mich humanistisch entscheiden. Der Bürger muss sich auch als Einzelwesen einmischen.
Mir scheint, die letzten lauten Wochen waren nur ein Vorgeplänkel für eine Zeit, in der auch Westeuropa in gravierende Veränderungen geraten wird.
Gerade deshalb muss man/frau an der Wahlurne mitmischen …
Habt – wie auch immer – ein schönes Wochenende
Der Marktplatz der Debatten
spuckt Wut und brütet hohle Ignoranz.
Das Land vibriert und teilt sich lautlos
in Hofierte und Degradierte.
Der Blick auf diese Lebenstänzer
hüllt sich in Nebel.
So sieht die eine Seite die andere nicht.
Nur Leuchtfeuer lassen anderes Leben ahnen.
Derweil spielen Scharlatane ein schräges Lied
auf der Teufelsgeige bis der Vorhang siegt. (pe)
Kurtschlager Familien-Kürbisfest. Zeichnung: Petra Elsner
Schon mal zum Vormerken. Am 7. Oktober ist wieder Kürbisfest für die ganze Familie in dem Schorfheidedorf Kurtschlag. Von 15 bis 17 Uhr werden in der Gaststätte „Mittelunkt der Erde“ Herbstlieder selbst gesungen, Kürbisfratzen geschnitzt, Kürbisse gewogen und der Kurtschlager Kürbiskönig gekrönt. Es gibt hier nur kleine Preise, dafür einen herrlichen Gaudi… Den diesjährigen Kürbis-Vögel-Cartoon hab ich heute schon mal gezeichnet…
Heute habe ich eine Gastrolle in der Kleinen Grundschule von Groß Schönebeck in der Schorfheide gegeben. Zu Beginn las ich den Viertklässlern meine Geschichte „Der kleine Apfelkönig“ in der Schulbibliothek vor.
Pause in der Theaterwerkstatt…Darstellendes Spiel mit Hilfe einer Japanischen Erzählbühne …
Danach begann im Beisein von zwei Lehrerinnen das Nacherzählen und Übersetzen der Geschichte in den Wortschatz von 10- und 11-Jährigen. Ich hatte fünf Ausmalblätter zur Handlung vorbereitet. Die Schule hat sie vervielfältigt. Während die Kids in drei Gruppen malten und nach einem, zwei oder drei trefflichen Sätzen zu den Szenenbildern suchten, habe ich mit der vierten Gruppe ein Bühnenbild farbig ausgelegt. In der letzten Stunde wurde in drei Gruppen das Märchenspiel probiert. Die Kinder waren alle miteinander gemeinsam dabei erfolgreich, selbst der eine Jugen, der nicht lesen kann, er hatte gezeichnet und gab beim Vortrag den Beleuchter…
Am Sonntag werden ausgewählte Kinder das Stück zum Erntedankfest um 11.30 Uhr auf dem Bohm-Hof in Groß Schönebeck aufführen.
Die Ausmalblätter:
Der kleine Apfelkönig im Apfelhain…Vorlesung aus dem großen Apfelbuch.Die Apfelmänner.Vor der Apfelei.Jakob schüttelt das Buch aus dem Alten…
Der kleine Apfelkönig
Der kleine Apfelkönig lebte in einem weiten Apfelhain unter der nördlichen Sonne. Er war so rund wie ein schöner Apfel und immer gut gelaunt. Jeden Tag ließ er sich zum Frühstück einen knackigen rotbäckigen Apfel servieren und reimte dazu: „Ein Apfel am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen. Ein Apfel am Abend, ist Sinne labend.“ Dann biss er in die leckere Frucht und seine roten Apfelpausbäckchen tanzten heitere Kreise, während er das saftige Fleisch kaute. Der kleine Apfelkönig hieß Abellio, genauso wie der alte keltische Apfelgott, dem alle Apfelbäume unterstehen sollen. Doch dem göttlichen Gevatter war der kleine Apfelkönig noch nie begegnet, und so herrschte er ohne Ehrfurcht. Besonders wenn im Herbst die roten und prall-grünen Äpfelchen schwer in den Ästen hingen, schlenderte Abellio voller Vorfreude durch sein nahrhaftes Reich und dichtete: „Wenn der Apfel reif ist, fällt er vom Baume – nicht die Pflaume.“ Oder: „Täglich ein Glas Apfelsaft schützt das Hirn und gibt viel Kraft.“ – „Isst du drei Äpfel jeden Tag, bekommst du keinen Herzinfarkt.“ – „Wenn dich die Nerven jagen, iss Äpfel, so kannst du ruhig schlafen.“ Der kleine König schrieb schon viele Jahre lang alle seine Sprüche, Reime und Lehrsätze in sein großes Apfelbuch. An stillen Wintertagen las er daraus seinen fleißigen Untertanen vor, damit sie sich das reiche Apfelwissen merkten. „Es ist unser heiliges Wissen. Vergesst es nicht und behütet es gut“, sprach der kleine Apfelkönig sehr bedeutsam, wenn er seine Vorlesung beendete. Eines Tages aber war das große Apfelbuch verschwunden und der kleine König grämte sich: „Wer macht denn so etwas?“ Sein ganzer Wissensschatz über 1000 Apfelsorten und seine Apfelsprüche schienen ihm verloren. Aber er wäre nicht König, wenn Abellio sogleich aufgeben würde. Er rief die Apfelmänner seines Reiches zusammen. Das waren verschwiegene Gefährten, die allerlei betörende Flüssigkeiten dem Apfel abrangen. Mit Genehmigung des kleinen Apfelkönigs, versteht sich. Sie sandte Abellio aus, um sein schlaues Buch zu finden. Wer es zurückbringt, dem versprach er einen Goldenen Apfel, der ihm ewige Jugend bringt. Die Apfelmänner nahmen ihre Hunde an die Leinen und zogen los. Tagelang irrten sie umher. Folgten dieser und jener Fährte, bis einer von ihnen, der Jakob, an ein großes Haus gelangte. Es war ein düsteres Gemäuer mit schwerem Eisengitterzaun. So hoch wie zwei Männer. Auf dem Schild an der Pforte war „Industrielle Apfelei – Entwicklungslabor“ zu lesen. Hier schlug Jakobs Hund wie wild an. Ein alter Mann öffnete verstört, und der Apfelmann fragte ihn, was sich denn hinter dem Tor befinde. „Geht dich das etwas an?“, herrschte der Alte und sah ihn mit stechendem Blick an. Aber der Apfelmann ließ sich nicht einschüchtern. „Ich fahnde nach einem gemeinen Dieb, der uns unser Wissen raubte!“ „Einen solchen gibt es hier nicht“, meinte der weißhaarige Mann abwiegelnd. „Wir sind hier nur Forscher, die nach dem Code des Apfels suchen. 300 Inhaltsstoffe haben wir entschlüsselt, aber das sind noch nicht alle.“ Der Apfelmann horchte auf. „Und dazu habt ihr vielleicht das große Apfelbuch vom kleinen Apfelkönig Abellio gebraucht?“ „Was für eine Unterstellung!“, brauste der alte Mann auf, und wollte die schwere Pforte dem Apfelmann vor der Nase zuschlagen. Doch der hatte seinen großen Fuß dazwischengesetzt. Der Alte schob und fluchte, doch so sehr er auch drückte, er bekam die Tür nicht geschlossen. Schließlich druckste er herum: „Na ja, wir wollten nur mal nachsehen, was der kleine Apfelkönig aufgeschrieben hat – er bekommt es ja zurück.“ Jakob warf mit aller Kraft die Pforte auf: „Gleich und sofort gibst du mir die Schrift! Sonst kommt sie doch noch weg, und ihr verkauft uns dann irgendwann teure Apfelpillen, weil wir den Wert unserer Heimatfrucht nicht mehr kennen. Das werde ich nicht zulassen!“ Er schüttelte den Alten so sehr, bis er das Buch herausgab. Im Gehen sprach Jakob: „Ihr müsst nicht nach der allerletzten Feinheit suchen, esst einfach den Apfel und bleibt gesund.“ Der Alte stampfte wütend mit dem Fuß auf und streckte dem tapferen Apfelmann böse seine Zunge raus. Der aber entschwand mit dem Apfelwissen ins Reich des kleinen Apfelkönigs, der unter der nördlichen Sonne frohen Mutes immer noch nach den Apfelbäumen schaut.
Noch eine Woche bis zur Wahl und zum ersten Mal in meinem Leben weiß ich nicht, wem ich meine Stimme geben soll. Ich bin in den medialen Arenen der alten Eliten keinem begegnet, der auch nur annähernd Antworten auf die Herausforderungen unserer unruhigen Welt hervorgebracht hätte. Stattdessen haben wir hemmungslose und gefährliche Umarmungen im traditionellen Parteiensystem erlebt. Ein gegenseitiges Festhalten in Zeiten der Eruption der welkenden Machtgebilde. Keiner hat wirklich etwas vorgelegt, das sich den Problemen Deutschlands und Welt kreativ stellt. Der einzige, der mich gestern wirklich erstaunte, war Lindner mit seiner freien Rede ohne Pult und Block. Bemerkenswert, aber auch er hatte keine tiefgründige Zukunftsvision, die in den Technikschüben und geopolitischen Konflikten bestehen könnte.
Wir leben in einer Zeit der Mogelpackungen. Wie bei Volkswagen wird eher ein Schleichpfand mit Nebenwirkungen gegangen, als die Probleme der Erneuerung und des Wandels anzupacken. Viele Menschen sind längst mit ihren empirischen Erfahrungen den Politikern voraus und gerade deshalb so unduldsam gegen Phrasendrescherei geworden. Ich gehe einstweilen in die innere Klausur, um meine Wahrnehmungen zu schärfen – in freier Selbstbestimmung.
Die Woche war wie flüchtiges Gas. Der Marktrückbau im Atelier und unzählige Verrichtungen und Kleinigkeiten fraßen die Stunden. Wenn ich mich umschaue, weiß ich kaum noch, was vorgestern war. Heute kam Doro mit ihrem Mann, um das Bild, was sie in meiner Sommerausstellung schon gekauft hatte, endlich abzuholen – nach all den Sommerreisen.
Petra Elsner: Geheimnis 67, 80 x 100, Mischtechnik auf Leinwand
Es wird nach Jena ziehen – das Geheimnis 67. Dieses steht für: UNENDLICH und alles, was sich dahinter verbirgt. Die Spirale als magisches Zeichen für Lebendigkeit, Anschub, Göttlichkeit ….
Irgendwo in diesem universellen Spiralnebel hab ich diese Woche zugebracht. Zwischen herbstlichen Verrichtungen und Mohnblüten.
Im Ofen duftete eben noch ein Blech voll Sauerkirschen-Quark-Kuchen und auf dem Herd köchelt die erste fette Hühnersuppe des Winterhalbjahres. Der September beginnt sich leise zu färben. Man müsste die Zeit dehnen können…
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