Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (12)

Retrospektive 1995 bis 2020

MILLENNIUM – die weiß-gelben Sujets
„…Wenn ich die Bilder dieser Ausstellung betrachte, fällt mir als Erstes eine Symphonie des späten 19. Jahrhunderts ein. Zum Beispiel von Anton Bruckner. Sie geht keinesfalls los mit einem beredten Thema, dass durchgeführt wird wie bei Mendelsohn oder Mozart. Nein, sie beginnt ganz anders: Dunkle Töne erstrecken sich. Man sitzt in seinem Konzertsessel und spürt, das dauert jetzt eine Weile, bis sich das so entwickelt.  Der Künstler, der Komponist will uns von Anfang an etwas erzählen. Er will aus dem Grunde schöpfen, er will ein Motiv entwickeln, den Anfang der Welt beschreiben – er will von Anfang an erzählen. So scheint es mir auch mit den Bildern von Petra Elsner zu sein. Sie will von Anfang an erzählen. Diese Bilder haben in irgendeiner Form einen Anfang und ein Ende, doch im Allgemeinen haben sie etwas zyklisches. Etwas von einem Ring, der keinen Anfang und kein Ende hat – der einen Ausschnitt kennzeichnet. Die Welt wird dargestellt als etwas Prozesshaftes. Nicht als ein Schlaglicht, nicht dargestellt als einen Schnappschuss, sondern als einen kurzen Ausschnitt, der die Welt als etwas nach wie vor im Entstehen Befindliches zeigt. Die zyklische Anlage der Bilder bezieht sich auch auf die Form: Wenn Sie hinschauen, sehen Sie viele gerundete, in sich geschlossene Formen. Und die zyklische Anlage offenbart sich auch in den Farben: In den Bildern findet sich gewissermaßen ein Inhaltsverzeichnis des Farb-Tableaus, aus dem heraus sich das Bild zyklisch entwickelt. Immer wieder werden Farbmuster vorgegeben, die innerhalb eines Bildes eine Rolle spielen. Und die zyklische Form ist auch zu erkennen in der Reihung der Bilder als solche. Die Reihung ergibt eine Variation – um wieder zum musikalischen Begriff zurückzukehren – fast wie ein Rondo …“
Aus der Laudatio von Tilman Schladebach, 2005, Burg Beeskow

Morgenstunde (364. Blog-Notat)

In einer stürmischen Regenwetterfahrt kamen wir gestern Abend nach vier Tagen aus dem Erzgebirge zurück. Der Langzeit-(wegen-Corona)-Umzug der Schwiegereltern ist endlich gelaufen. Ich weiß nicht, wie viele Kisten ich ausgepackt habe, auf jeden Fall werden die Zwei einige Zeit ihre sieben Sachen suchen, und ich hoffe, ich kann telefonische Auskunft geben. Hundemüde und mit rauen Händen im eigenen Leben zurück, müssen wir die Dinge hier erst wieder aufnehmen. Der Liebste mit seinem Honig und ich mit meinen Lesevorbereitungen für den kommenden Sonntag in Zernikow (Kirche, 16 Uhr). Auf dem Blog geht indes die virtuelle Präsentation der Fundus-Bilder aus den verschiedenen Schaffensphasen noch einige Zeit weiter. Ich hoffe, die Alternative zu einer gegenständlichen Ausstellung interessiert…?

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (11)

Retrospektive 1995 bis 2020

MILLENNIUM – die weiß-gelben Sujets

Stilelemente des Pointillismus halfen mir in dieser Phase, Farbe als Luft- und Lichtatmosphäre einzusetzen, um von den geheimnisvollen, verdeckten Subtexten des Lebens zu erzählen. Und das Verweilen im Thema ist gewissermaßen ein gedankliches Versichern.

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (10)

Retrospektive 1995 bis 2020

MILLENNIUM – Die weiß-gelben Sujets

Die Reihe „Millennium“ fragt thematisch weiter: Was ist Leben? Woher nimmt es die Kraft? Alte Fragen nach der Magie des Seins. Mit einer neuen Maltechnik – einer Schichtenmalerei aus Acryl, Kreiden, Kohle, Schellack und Öl – hatte ich begonnen, das stark graphische Element in meinen Arbeiten aufzulösen, ohne die figürliche Formensuche aufzugeben. Die geht ein in die größere Fragestellung, als eine schon gewonnene Gewissheit. Hinzu kam, dass ich Weiß-Gelb-Gold als Licht einsetzte. Dabei löste ich Raum und Zeit auf nach pantheistischer Idee in flirrende Teilchen auf, um einem universellen Miteinander Gestalt zu geben.

Und manchmal entstanden zu den Bildern auch Texte wie dieser hier:
Hinter dem Fluss
Aus der Hitze der Erde sprudelt das allwissende Wasser.
Mit ihm fließt die Zeit.
Dieses blaue Band ist zugleich Brücke zwischen den Welten.
Dort, hinter dem Fluss, wohnt das friedfertige Licht.
Es ist die helle Ewigkeit, die auch in den Herzen der Menschen leuchtet.
Als Kraft auf Lebenszeit.
Wenn dieses Elixier verbraucht ist, erlischt es nicht.
Es geht es ein in die große Energie des Seins.
Und der Mensch wird abermals Lichtgestalt.
© Petra Elsner

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (9)

Retrospektive 1995 bis 2020

Das Theater in mir – Narren, Liebe, alte Sehnsucht
Das Thema dieser Phase spürt dem Urfeuer des Lebens und der Liebe nach. Meist betritt ein Narr den Malgrund. Der entpuppt sich als Hort, in dem das Sein – das reale und das ersonnene – kulminiert. Und es scheint, als würde er von seiner inneren Kanzel aus, die alte Sehnsucht der Menschen bespötteln. Denn das Leben ist nicht harmonisch.

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (8)

Retrospektive 1995 bis 2020

Das Theater in mir – Narren, Liebe, alte Sehnsucht
Der Zauberer wurde für die Berliner KUNSTMEILE Schönhauser Allee im Jahr 2001 zum Plakatmotiv. Er erzählt von der inneren Kraft und dem Zauber des Kreativen.    

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (7)

Retrospektive 1995 bis 2020

Das Theater in mir – Narren, Liebe, alte Sehnsucht

Herbstmatt erzählt vom Kokon des Wandels. Und über dem Matten wacht die bedingungslose Liebe.

Werknotiz:
Manchmal holt einen das Dunkel ein.
So als würde es nicht tagen wollen.
Man ist umwölkt.
Je dunkler, je greller
finden sich die Farben auf der Leinwand ein.

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (6)


Retrospektive 1995 bis 2020

Petra Elsner (noch mit dunklem Haar) 1999 vor einigen Paare-Motiven im OFFENEN ATELIER KD- Berlin,  Oderbergerstraße 12

Das Theater in mir – Narren, Liebe, alte Sehnsucht:
Von Phase zu Phase, dass hatte Zwischenschritte und die liefen einige Zeit parallel zur Braunen Phase. Da waren die Spachtelbilder, reliefartige, großgezogenen Karikaturen auf Hartfaser zum Thema „Winter im Narrenhaus“. Diese grell-bunten Arbeiten sind alle verkauft (weshalb ich sie hier nicht zeige), aber sie waren nur eine Stufe, die mich vom Dunkel zur Farbe brachte.  Weiter ging es mit einer hintersinnigen Paare-Serie (Hintergrund im Foto, rechts) und einer Körpersprache analysierenden Städter-Serie. Alles bestand nur aus zehn bis zwölf Bildwerken und schon war es vorbei, bis ich schließlich zum Thema: „Das Theater in mir – Narren, Liebe, alte Sehnsucht“ fand. Die WINTERSCHLÄFER bekamen im Mai 2000 ihren ersten Auftritt im Theaterprobenhaus Berlin-Mitte. Stille und Harmonie begegnen sich. Die märchenhaft anmutenden Bilder erzählen von der inneren Kostümierung. Gezeigt werden versunkene Wesen in einem lautlosen Dasein. Wandelgestalten unter denen der Narr die Hauptrolle spielt oder der Clown in der Kanzel steht. Mit diesen Bildern bekam ich schließlich im Jahr 2000 den Beinamen „Malende Geschichtenerzählerin“. Das tritt es wohl.

Das Bild „WINTERSCHLÄFER 2“ verrät, es braucht Zeit für den Zauber des Erwachens, der Erneuerung. Es spricht über Dinge, die in einem wachsen, die man aber noch nicht formulieren kann. Es geht darum, das Unaussprechliche zu gestalten.

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (5)

Retrospektive 1995 bis 2020

Das Einzelstück: Nächtliche Maskerade
Die „Nächtliche Maskerade“ ist meine Fantasie auf die Schau „Alegria“ des CIRQUE DU SOLEIL. Ich habe niemals zuvor so eine hinreißende Mischung aus Artistik, Tanz, Theater und Show gesehen. Und die nie abtretenden Narren waren das Allerbeste dabei. Sie spielten das Spiel: Wenn ich ein König wäre, bräuchte ich einen Narren. Natürlich wäre dann der Narr des Narrenkönigs Inbegriff des Narrseins und beider Narrheit mündete in Weisheit …

Diese Fantasie habe ich versucht in meinem Bild einzufangen und auch das Motto des Stücks: „Wenn du keine Stimme hast, schrei, wenn du keine Beine hast, lauf, wenn du keine Hoffnung hast, träum.“
Es war die Zeit (1998) tiefster Rezession in Berlin, der Stadt in der Schwebe, weil die Bonner nicht kommen wollten… Dieses Bild wurde für mich gewissermaßen der Schlüssel zum Mut, sich in dürren Zeiten nicht unterkriegen zu lassen.

Petra Elsner: NÄCHTLICHE MASKERADE, 50 x 100, Öl auf Leinwand, 1998

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (4)

Retrospektive 1995 bis 2020

Die Braunen Bilder: Das Schluss-Stück
Manchmal schiebt sich nach Jahren ein Thema abermals auf den Plan. Längst war ich ganz anderswo angekommen, als dieses Bild 2006 wohl als endgültiger Abschluss kommen wollte: IKARUS IN DER STADT. Das Wimmelbild nimmt die alte Formensprache der 90er Jahre auf. Ausgeführt ist es aber in komplexerer Mischtechnik und mit Spuren der Millennium-Reihe (2000 bis 2006) versehen: Aber auch hier geht es wieder um das Existenzielle, das Aufstreben und Fallen und den Neubeginn.

Nächtlicher Flugversuch
Mit geborgten Flügeln abheben,
um dem Moloch ohne Himmel zu entfliehen.
„Nicht zu hoch und nicht zu tief segeln“
raunt eine alte Stimme dem Stadt-Ikarus zu.
Er kommt nicht sehr weit,
denn im Morgengrauen muss er
das mystische Lichtgewebe der Nacht zurückgeben.
© Petra Elsner