Vor 17 Jahren bin ich wöchentlich dreimal mit dem R 1 vom Berliner Alexanderplatz nach Frankfurt an der Oder gefahren, um dort für die Märkische Oderzeitung und den Märkischen Markt als Freie Journalistin zu schreiben und als Zeichnerin Karis und Vignetten zu liefern.
Gleich hinter Erkner fuhr der Zug peilgerade, so konnte ich dort sehr gut zeichnen und mancher schaute mir dabei zu. Selten fand (nach Monaten) der eine oder andere den Mut zur Ansprache.
So lernte ich Helmut kennen und freute mich fortan immer auf die guten Zuggespräche. Doch irgendwann fuhren er und ich auf anderen Zügen zu anderen Orten. Wir verloren uns aus dem Blick, und ich verließ vor acht Jahren schließlich Berlin.
Vor einer Handvoll Tagen bekam ich eine Mail von Helmut, und heute kam er mit einer sportlichen Berliner Radwandergruppe zum Atelierbesuch. Neun Jahre hatten wir uns nicht gesehen.
Helmut brachte wirklich wunderbare Gäste mit, die sich auf zwei Stunden bei uns nieder ließen, plauderten, schauten, Kuchen naschten, Bücher kauften und den Garten lobten. Zwischen den drohenden Regenwolken am Himmel, war das eine feine sonntägliche Begegnung.
Am Tag der offenen Höfe, dem 12. Juni, legte Groß Schönebeck ein einzigartiges Programm vor:
Man konnte nicht wirklich alles wahrnehmen, was Groß Schönebeck zur 22. Landpartie zu bieten hatte. Das Dorf mit Bahnanschluss bot nicht nur offene Höfe, die traditionelle und supermoderne Landarbeit vorstellten. Der zweite Sonntag im Juni bot ein Erlebnis-Programm, das in seiner schönsten Üppigkeit und Qualität einzigartig war. Der Gast konnte zwischen 16 Stationen und 19 Ausstellungen wählen, was wohl das schwierigste war. Doch manche wollten wohl noch mehr und klingelten den Pfarrer um 10 Uhr vom Frühstückstisch hinweg. Eigentlich sollten die Turmbesteigungen erst mittags starten. Aber Stephan Flade ließ sich nicht lumpen, schloss die Kirche auf und schob eine Sonderschicht, bevor die Damen von der Offene Kirche die Kaffeetafel herrichteten. Gegenüber tobte da schon auf dem Lindenplatz das pralle Leben.
An jedem Stand duftete es anders nahrhaft. Kinder sprangen in der Hüpfburg oder fuhren ganz in Familie auf den Gruppenfahrrädern. Mittags startete auf der großen Bühne das große Unterhaltungsprogramm mit den Schorfheider Jagdhornbläsern, Kirchenchor, das Duo Ron & Conny folgten. Allenthalben zogen rund um den Platz Oldtimer, Feuerwehrautos, Kutschen und Pferdewagen die Blicke auf sich. Man konnte einsteigen und sich zum nächsten Schauplatz kutschieren lassen. Beispielsweise zu Bohms Kutschenhof, der, wie schon in den Jahren davor, seine stolze Kutschen-, Wagen- und Pferdeschlitten-Sammlung präsentierte und das Leben auf einer traditionellen Hofstelle vorführte. Kuchen gab es vom Feinsten, da musste man schwach werden und alle Diätpläne über den Haufen werfen. Außerdem ließ es sich ganz wunderbar unter den großen Apfelbäumen verschnaufen. Dahinter auf der großen Wiese hatte Achim Bohm diesmal unzählige historische Pflüge und Gerätschaften aufgestellt. Bei dem Anblick wäre manch‘ Museumsleiter neidisch geworden. Bohm sammelt eben.
Neben seinen Antiquitäten platzierte die Schorfheider Agrar GmbH ihre großen Pflüge. Und dort startete stündlich die Feldrundfahrt, bei der die Experten ihre Anbaustrategie erklärten.
Ein paar Schritte weiter, auf dem Heusinger-Hof, war die meterbreite Pfanne mit Bratkartoffeln rasch geleert. Nun konnten die Besucher zwischen Bürgel- und Schorfheidekeramik der wunderbaren Rocksängerin Suli Puschban lauschen.
Renate Heusinger und Lisa Westermann boten indes leckere Kuchen an. Während Andreas Heusinger seinen Stargast Gabriele Seifert herzlich begrüßte. Die einstige Eisprinzessin kommt oft in das Schorfheidedorf, um hier ihre Tennisfreunde zu besuchen. In der Scheune gab es Landartkunst von Margrit Schmidt (80) zu sehen, während es auf der Wiese lehrreich zuging. Mitglieder des Jagdverbandes hatten hier ihr Naturmobil geparkt und warben für den Lernort „Natur“.
Ganz spannend in diesem Szenario: die Falknerinnen Sabine Lehmann und Andrea Badouim stellten den elfjährigen Amerikanischen Wüstenbussard vor. Ohne Flugübungen, es ist gerade keine Jagdzeit.
Überall zeigte sich an diesem Tag in Groß Schönebeck Originalität und pralles Leben. Im Wild- und im Kletterpark waren die Ausflügler in Scharen unterwegs.
Bei der Feuerwehr wurden Besichtigungen und Wasserspiele angeboten. Gleich gegenüber stellte der ortsansässige Simsonclub seine Feuerräder vor. Im Reiterhof Böse und bei Reit-und Fahrtouristik Sander waren die Pferdeliebhaber beieinander. Der Tag war ein Trubel, ein großes, lebensbejahendes Fest.
Heb‘ deine müde Seele
aus dem Dunkel,
der Morgen lebt
den Tag schon lang.
Er strahlt und lacht
mit göttlichem Gefunkel,
auch ohne dich.
Steh‘ auf und kehr‘
der Nacht den Rücken.
Leb‘ leise in den Tag
mit seinen Brücken.
Er führt dich aus der
Finsternis heraus. (pe)
Bevor die meisten unter Euch ihre sieben Sachen packen und in die großen Ferien düsen, eine Empfehlung für den kommenden Sonntag: In Brandenburg ist Landpartie. Ich empfehle, Groß Schönebeck zu besuchen. Hier gibt es am 12. Juni nicht nur einen offenen Hof zu erleben, sondern das Dorf mit Bahnanschluss hält 16 ganz unterschiedliche Offerten bereit (siehe Link unten). Die Quartiere sind mit einen Kremser-/Oldtimershuttle verbundene, so gelangt man mühelos zu den vielen Angeboten und dem Kulturprogramm auf dem Lindenplatz. Man mag es kaum glauben, aber der Ort hat derzeit 19 Ausstellungen zu bieten,
darunter auch meine Sommerausstellung im Ev. Gemeindezentrum. Das beigefügte Bild hängt dort auch.
Ausstellungen in Groß Schönebeck
– „Jagd und Macht in der Schorfheide“ (von Kurfürsten, Königen und Kaisern bis zu Hermann Göring und Erich Honecker) in der Schlossscheune
– „Der Jäger und Naturliebhaber Max Schmeling“ im Schloss
– Das Haus Hohenzollern/Preußen in Groß Schönebeck im Schloss
– Natur in der Schorfheide open air-Installation an der Waldschule
– Kutschensammlung im Traditionsbauernhof Bohm
– historische Bauernstube im Traditionsbauernhof Bohm
– historische und moderne Technik zum Pflügen Garten Traditionsbauernhof Bohm
– Ausstellung von historischen Landwirtschaftsfahrzeugen entlang der Ernst-Thälmann- Straße ab Feuerwehr
– Ausstellung von Oldtimern und historischer Militärfahrzeugen entlang der Liebenwalder Straße
– Ausstellung und Vorführung von Simson-Motorrädern gegenüber der Feuerwehr
– Ausstellung von Militärfahrzeugen und Oldtimern Technikhof Maaß
– Fotoausstellung „Groß Schönebeck gestern und heute“ Traditionsbauernhof Bohm
– „Unsere Schorfheide als Naturschutzgebiet – Biosphärenreservat Schorfheide“ Bahnhof
– Ausstellung Schmetterlingssammlung und Erklärungen zur Insektenwelt der Schorfheide Bahnhof
– Kunstausstellung Bilder von Margit Schmidt Heusinger Hof
– Kunstausstellung mit Arbeiten von Petra Elsner „Funken der Seele“ und Blätter im Wind Gemeindehaus der Immanuelkirche
– „Der Weg des Kaffees“ im Eine Welt-Laden „Solidario“ Gemeindehaus
– Schaudestille mit Verkostung Kräuterinsel
– Fotoausstellung zur Geschichte des Devrient-Hofes (ehemalige Forstschule)
Sie waren tapfer. Bei schlapp 30 Grad dem Döllnfließ auf der Spur zu sein, war gewiss eine heiße Sache. Zum Schluss konnten die Besucher auf unserem Hof den Tag ausklingen lassen.
Das Schorfheidemärchen “Dellwog und der Flößer” gab es von mir gratis drauf. Dafür beglückten mich die Gäste mit ihrer schönen Neugier im Atelier.
Wenn der rote Mohn
in den Feldern tanzt,
beginnt die warme Zeit.
Blutrot und zerbrechlich
treibt er die Emotionen an
und alle Fotografen werden dann:
mohnsüchtig. (pe)
Ach, übrigens mein “Träumer auf der Schnecke” ist aus dem Kunstwald bei Klein Dölln geklaut worden. Etwa Ende April, jedenfalls war er zu den Tagen des offenen Ateliers plötzlich verschwunden. Die Leinwand an der Kiefer hing immerhin zwei Jahre, manch anderes Teil war im Wetter schneller vergänglich, nur schade ist es doch, dass sich da jemand einfach mal bedient hat. Das dünne Foto ist was bleibt….
Hier im Blumenmond wird am Sonntagnachmittag die Exkursion der Naturwacht enden. Die Teilnehmer waren dann den ganzen Tag auf den Spuren des Wassers. Immer entlang des Döllnfließes. Die letzte Station ist unser Künstlerhof, wo es für sie das Märchen “Dellwog und der Flößer” zu hören gibt und natürlich die Möglichkeit zur Umschau in Atelier und Lesegarten besteht, wenn möglich ohne Gewitter…
Bis dahin ist noch ein wenig was umzugestalten, denn die Ausstellung für Groß Schönebeck hat im Atelier doch einige Lücken hinterlassen. Sonntag werden sie wieder geschlossen sein.
„Bibliothek in Backsteininschriften an der Choriner Klosterkirche“ – eine Buchbesprechung von Petra Elsner:
Mit dem bloßen Auge sind sie nicht zu erfassen – die Botschaften aus dem Mittelalter. Sie stecken hoch in den Wipfeln der Fassaden und Wänden der Klosterkirche. Aber das Arbeitsheft 37: „Bibliothek in Backstein – Inschriften an der Choriner Klosterkirche“ lässt uns nah heranrücken und erste Deutungen erfahren.
Erst bei umfassenden bauhistorischen und restauratorischen Untersuchungen von 2011 bis 2013 und der Reparatur des Dach- und Mauerwerks entdeckte man sie: Ritzungen, Zeichnungen, Abdrücke und Inschriften auf handgestrichenen Backsteinen aus dem 13. Jahrhundert. In Vielfalt und Qualität einmalig in Norddeutschland beschäftigt sich das Arbeitsheft 37, herausgegeben vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und vom Archäologischen Landesmuseum, mit ihrer Deutung und den Fundorten. Nur sehr wenige dieser „Findlinge“ waren zuvor bekannt. Stefanie Wagner, eine der vier Autoren, schreibt anschaulich und nachvollziehbar über den Zusammenhang von Fundorten, Baugeschichte und die private Natur der Inschriften. Manche dieser Textfragmente stammen aus liturgischen Gesängen. Man stelle sich nur vor, dass sich die Mönche mit diesen Inschriften Merksätze in Ziegel brannten, um im singenden Gebet, dass ihren Tag durchzog, nicht hängen zu bleiben. Berührend menschlich. Der Backstein ein „Teleprompter“ des Mittelalters. Das Vokalensemble VOX NOSTRA hat die ersten Interpretationen in Klang umgesetzt. Ihre „Singenden Steine“ sind dem Arbeitsheft als CD beigegeben und runden das spannende Leseerlebnis akustisch ab.
Ganz offenbar hat die Entdeckung der Inschriften auf alle Beteiligten eine gewisse Faszination ausgeübt. „Auf einmal spürten wir lebendige Menschen hinter diesen ‚Graffiti‘, die Spaß daran hatten, etwas in den weichen Lehm zu schreiben oder zu zeichnen. Wir fanden aber auch Vorzeichnungen und Versatzzeichen, die sie zur Umsetzung ihrer baulichen Vorstellungen nutzten. Es ist eindeutig, dass die Choriner Botschaften vor dem Brand in den Backsteinrohling geritzt wurden. Das bedeutet, dass sie so alt wie die ältesten Teile der Klosterkirche sind, also mit der Verlegung des Konvents von Mariensee nach Chorin wohl um 1273 und in den folgenden Jahren hergestellt wurden“, erklärt und befindet Stefanie Wagner.
Im Katalog der Inschriften kann der Leser nun nachschlagen, was sie verkünden. Da finden sich Nachrichten über Weihen und Gründungen, auch Informationen über den Ziegler und besagte private Notate in diversen Handschriften. Wagner verrät: „Die meisten Inschriften und Buchstaben befinden sich auf Formsteinen an den Fenstergewänden, das heißt auf sehr glatten, verdichteten Flächen, die sich besonders zum Beschreiben und Verzieren eigneten.“ Aber der Leser wird auch zu seltenen Fundorten geführt, erfährt die Annahmen, wie der Schriftstein dorthin gelangt sein könnte und welche bauliche Funktion er hatte. Autor Jan Raue führt uns in seinen Überlegungen zur Entstehung der Choriner Inschriften zu den Baumeistern und ihren Schnittmengen mit den Mönchen. Er schreibt erhellend: „Die ‚Bibliothek aus Backstein‘ macht das Wunder möglich, dass aus anonymen Gestalten in alles Individuelle verwischenden Kutten vor unserem inneren Auge inspirierte, beseelte junge Leute entstehen, hochgebildet, Kirchenlatein schreibend und kalligraphierend, bildkünstlerisch begabt und ausgebildet, der Musik aufgeschlossen und sie im täglichen Gesang praktizierend, Verse zitierend und vielleicht sogar selbst dichtend.“ Es ist eine Zeit der Hochkultur in Chorin, in die uns diese Steine führen. Besonders beeindruckend ist das das Bildmaterial zu den Choriner Inschriften. Rätselhaft und schön zugleich. Einige der Interpretationen der Steine werden wir in loser Folge auf der MOZ-Geschichtsseite als Faksimile-Druck vorstellen. Dankenswerterweise haben Autoren, Herausgeber und der Verlag diese Blickfänge genehmigt.
Bibliothek in Backstein – Inschriften an der Choriner Klosterkirche Mit Beiträgen von Andreas Behrendt, Mischa von Perger, Jan Raue und Stefanie Wagner; 80 Seiten mit zahlreichen, zumeist farbigen Abbildungen, 21,0 x 30,0 cm, broschiert; mit Musik-CD: Ensemble Vox Nostra Herstellung: Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2016 ISBN: 978-3-88462-364-0; Preis: 19,80 Euro
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