Morgenstunde (362. Blog-Notat)

Ich pflege mein zerzaustes Haus. Der rechte Arm ist übersät mit blauen Flecken von den Blutzapfversuchen der Sanitäter. Nicht, dass sie es nicht gekonnt hätten, nein, wegen des hohen Blutdrucks platzen die Äderchen weg. Jetzt haben ich mein Hausmittel dafür angesetzt: zweit Tropfen IMMORTELLE (Ätherisches Öl) in 100 mml Johanniskrautöl. Aufgetupft zieht es die Blutergüsse auseinander, sie heilen schneller ab. Man kann es auch pur auftragen, was nicht jede Haut mitmacht, ich verdünne das teure Öl lieber…
Das äußere Haus war auch ganz schön von Wind zerrupft. Überall Efeublätter wie im Herbst, eine Spatzenkolonie tobt drin rum und lässt es täglich rieseln. Hab den Wein beschnitten, Vorgärtchen gemäht, das reichte für den 1. Tag danach. Halt, Texte hab ich auch noch zusammengestellt, DENN: Nach dem Einfall von Corona, wurde die erste Veranstaltung für mich angesagt, für den 19. Juli in der Dorfkirche von Zernikow (16 Uhr) eine Musikalisch-Literarische Lesung. Sie war lange vakant, nun traut sich die Kirchgemeinde mit Abstandsregeln, ich darf drei Kurzgeschichten beisteuern. Also auch hier beginnt das öffentliche Leben langsam. Gestern joggte eine junge Frauengruppe die Dorfstraße herunter, keine Ahnung woher die Sportlichen kamen, aber eine blieb stehen und besah sich interessiert mein Atelierfenster. Ich werde heute meinen wettergeplagten Vorgartenvogel Otto restaurieren und zum Wochenende wieder rausstellen. Er ist das Sichtzeichen, dass es hier etwas zum Schauen gibt. Ferien in Deutschland, mal sehen, ob einer klingelt, ich werde einen Desinfektionsmittelspender besorgen, damit die Einkehr für Besucher auch in Ordnung geht.

Morgenstunde (361. Blog-Notat)

Mir fehlen drei Tage Zeit. Sie dämmerte nur auf dem weißen Krankenhauslaken. Keine Nachrichten (ich habe das neue/alte iPhone noch nicht erkundet…), der Spiegel schrieb auch nur, was ich schon wusste (außer im Kulturteil). Ein Kilo leichter und schwächer bin ich gestern Zuhause angekommen und merkte, viel habe ich nicht verpasst. Außer, dass Finanzminister Olaf Scholz beeindruckt von den Ostdeutschen sei. „Mein Respekt gegenüber der Leistung der Ostdeutschen ist riesengroß, denn sie mussten sich damals innerhalb kürzester Zeit an völlig neue Gegebenheiten anpassen“, sagte er der „Mitteldeutschen Zeitung“. „Einen derart massiven Umbruch zu bewältigen, ist eine enorme Lebensleistung, die noch zu oft nicht ausreichend gewürdigt wird.“ Da hat er wohl recht. Und weiter: Das Ausmaß, mit dem seinerzeit Arbeitsplätze verloren gegangen seien, könne man sich heute kaum noch vorstellen. „Und die Tatsache, dass 30 Jahre danach Löhne und Einkommen im Osten nach wie vor niedriger sind als im Westen, zeigt ja, dass der Aufholprozess der ostdeutschen Wirtschaft noch immer nicht beendet ist.“ Wissen wir auch und auch um die Ursachen, wird aber wirklich nicht so oft betont, um es ins Allgemeinwissen aller Deutschen zu pflanzen, deshalb ist die Ministeraussage wichtig. Danke, Herr Scholz! Aber Corona ist immer noch lauter und Lautsein ein Grundton an vielen Tischen. Wann begann das nur, dass die jüngeren Generationen plötzlich nicht mehr etwas besprechen, miteinander diskutieren, debattieren konnten? Heute reden sich viele einfach nur in Rage und taumeln im Brüllton von Mamas Mittagstisch an die Decke als säße nicht Mama oder Oma gegenüber, sondern der Feind. Wohlbemerkt, ich meine nicht den Familienzwist, sondern den Meinungsaustausch über das aktuelle Geschehen. Wo begann das, es war schon vor den Hygienedemos in der Zeit. Ehrlich, mit solch lauten Saven kann ich einfach nichts anfangen, sie schlagen mir nur auf den Magen und ich mag dann nicht ruhig das Thema nachdenklich in der Runde sezieren. Manchmal frage ich mich, ob es nicht auch daran liegt, dass die ostdeutschen Eltern der heute Erwachsenen nach der Wende so abgebürstet und stimmlos wurden, dass die Jungen sich heute anderweitig Gehör verschaffen, aber vielleicht ist das ja ein deutschlandweites Phänomen (?)…

Morgenstunde (360. Blog-Notat)

Die letzten Tage musste ich ins Krankenhaus einrücken. Blutdruck über 200, da war was fällig. Das kleine Krankenhaus in Gransee hat mich mit seinem guten medizinischen Personal, den zügigen und den echt fahndenden Untersuchungen, überrascht. Freundliche und respektvolle Ansprache von allen Seiten, gleich ob Küchenfee, Schwestern, Pfleger oder die Ärzte der Inneren. Gute Begegnungen auch im Krankenzimmer. Seit heute Mittag, dem 1. Juli, bin ich wieder frei und froh…
In der Rückschau sah der Juni im Garten gut aus, wie die Fotos zeigen, mir war er ein bisschen zu warm. Aber noch wächst alles prall und üppig, erträgt die Sonnenstrahlen, selbst der erfrorene junge Walnussbaum treibt neu.
Der erste Honig kam Samstag ins Glas: Frühsommerblütenhonig. Das ist vernehmlich Raps, aber auch die Obstblüte und Kornblumen sind darin. Die erste Ladung hab ich bereits etikettiert, man kann also jetzt frischen Honig bei uns bekommen. Das 500 Grammglas kostet 5 €.

Morgenstunde (359. Blog-Notat)

Zu heiß fürs Schreiben. Der Imkergatte schleudert dieses Wochenende Honig, diesmal das erste Kurtschlager Gold 2020. Die vorhergehenden Schleudern kamen vom Standort Altlüdersdorf (bei Gransee) und brachten vornehmlich Rapshonig. Mal sehen, wie  der Kurtschager seinen Farbton beim cremig Rühren verändert. Er schmeckt jedenfalls lieblich-mild. Ich hab mir derweil eine kurzweilige Fingerübung für die Kauz-Kopf-Serie vorgenommen, die konnte frau jederzeit unterbrechen, wenn der Liebste Hilfe brauchte. Die 17. Zeichnung zeigt die Sperbereule (Surnia ulula). Weil sie dem Sperber ähnelt, heißt sie halt auch nach ihm. Zuhause ist sie Skandinavien, Kamtschatka, Alaska, Estland und Kanada. Sie ist ein Ansitzjäger und bevorzugt deshalb halboffene Landschaften. Als Teilzieher kommt es vor, dass man sie auch in Deutschland sehen kann, immer, wenn das Futter am eigentlichen Standort knapp wird. Das Nachtblau im Haupt ist wahrscheinlich aus der Blauen Stunde gefallen, in Wirklichkeit ist es Schwarzbraun mit weißen Flecken…. 😊 Schönen Sonntag Euch allen!

Morgenstunde (358. Blog-Notat)

Nicht, dass da Missverständnisse aufkommen, die nachtwandelnde Eremitin Linda Mondschein ist eine literarische Figur, die ich jetzt in diese Corona-Zeit hineinlege, weil so viel geschieht und sich so viel verändert. Ich bin es nicht, auch wenn das mancher vermutet. 😊 Hier der lebendige Beweis: Wir waren heute in Stendal, um Honig zu liefern und anschließend ging es weiter nach Havelberg, dieser schönen Stadt, in der die Havel in die Elbe fließt…

Morgenstunde(357. Blog-Notat)

Diesen Blickfang brachte ich am Freitag von unserer Ausfahrt über die uckermärkischen Dörfer mit. Die Feldlandschaft ist derzeit einfach malerisch schön. Samstag klingelte im strömenden Regen die Postfrau mit einem Paket. Es stammte von Hörnchen, einem langjährigen Journalisten-Kollegen, den ich erst letztes Jahr auf FB wiederentdeckte. Auf mein morgentliches Sinnieren über Corona-App und, dass ich mir wohl nun doch ein Smartphone anschaffen sollte, meinte er nur schlicht: Ich hab eins für Dich, tausche ich gegen einen Schrägen Vogel von Dir. Und während ich noch überlegte, welche Zeichnung es sein könnte, weil er das mir überlassen hatte, war das iPhone schon eingetroffen. Da hab ich jetzt was zu lernen nach  Jahren der Handy-Abstinenz! Bedienungsanleitungen sind mir ein Graus, aber es hilft nichts, ich werde mich überwinden müssen. Morgen also SIM-Karte kaufen, dann kann es losgehen. Mein Überraschungspaket für Hörnchen ist gepackt, ich denke, er wird sich mindestens so freuen wie ich gestern. Tauschen statt kaufen ist in diesen ungewissen Zeiten eine echt gute Sache.

Morgenstunde (356. Blog-Notat)

In der Serie Kauz-Köpfe: Der Sibirische Uhu

Der große Helle ist der 16. Kauz in meiner Schopf-Serie. Der Sibirische Uhu (Bubo bubo sibiricus) ist die größte Eulenart der Welt. Das Weibchen misst bis zu 75 cm, das Männchen 68 cm. Wenn er beeindruckten will, stellt er seine 8 bis 10 cm langen Federohren auf und wirkt dann noch mächtiger. Der Sibirische ist eine asiatische Unterart des Europäischen Uhus, allerdings ist er auffällig heller gefärbt. Viel Weiß im Gefieder. Beheimatet ist der Vogel im östlichen Russland, im westlichen Sibirien, in Baschkirien, Mittlerer Ob, im West-Altai-Gebirge und im Norden bis an den Rand der Taiga.
Nach diesem Prachtstück mache das Wochenende kauzfrei. Habt alle miteinander eine gute Zeit!

Morgenstunde (355. Blog-Notat)

Die alten Griechen verehrten schon diesen kleinen Kauz. Sein Abbild findet sich auf Münzen und Briefmarken. Der Steinkauz (Athene noctua) ist von Nord-Afrika bis zur Nordsee und von England bis China verbreitet. In Deutschland gehört der Steinkauz zu den Standvögeln. Mit seinen etwa 22 cm gehört er zu den kleinen Eulenvögeln. Er kommt in offenen Landschaften mit sehr altem Baumbestand, in alten Obstgärten, Parkanlagen und in Ruinen vor.

Morgenstunde (354. Blog-Notat)

Nun gab es doch noch den Verlagsvertrag für meine Winterarbeit 2019/20. Für den Schräge-Vögel-Kalender 2021 und einige Mini-Lektüren. Die Idee des Verlages, für diese Dinge mit einem großen Supermarkt zusammenzugehen, ist Corona bedingt geplatzt, aber das soll mir recht sein. Der hätte nämlich 50 Prozent Rabatt verlangt und ich hätte dann kaum ein Beteiligungshonorar erzielen können. Es wäre nur eine Imageveranstaltung ohne echtes Honorar. Denn wer macht sich schon zu mir ins Atelier auf, wenn es das Teil beim Markt um die Ecke gibt? Also für mich ist es besser so, vor allem hatte ich nicht mehr geglaubt, dass der kleine Schwedter Verlag es nach dem Lockdown schafft, neue Produkte auf den Weg zu bringen. Einen Druck-Termin gibt es noch nicht, aber ich denke, es wird Spätsommer werden. Was ist das nur für ein verrücktes Jahr! Und JA, es hätte auch anders kommen können, viele schließen derzeit ihre kleinen Lädchen für immer…  und weil das alles so ungewiss war, hab ich geschuftet, so als hätte ich nichts in der Hand. Die Bildverkäufe im April/Mai haben mich ermutigt und meine Schockstarre gelöst. Jetzt bin ich sehr erleichtert, dass die Dinge Gestalt annehmen werden…

Morgenstunde (353. Blog-Notat)

Den möchte man nicht nachts im Garten rufen hören, denn er klingt, als würde man eine Säge auf einem Schleifstein wetzen. Und so heißt er auch: Sägekauz (Aegolius acadicus). Die kleine nordamerikanische Art ist das 14. Porträt in meiner Serie „Kauz-Köpfe“.  Das „Knallbunte“ hab ich gestrichen, denn die meisten Kauze geben das nicht wirklich her, so bleibe ich naturnah in der Gestaltung. Der Minikauz (maximal 19 cm) ist mit seinen großen, wachen Augen einfach zu hinreißend, als ihn hier übergehen zu können…