Morgenstunde (409. Blog-Notat)

Eine fette Wolkendecke lässt den Sonntag dämmern und dämpft den Farbenrausch im Hof. Trotzdem schön. Die Endredaktion zu „Seltsame Welt“ haben wir gestern abgeschlossen, heute schickt die Gestalterin die Druckvorlage in die Druckerei. Die ONLINE-Firma „Wir machen Druck“ legt dann Hand an. Drei Titelvorschläge hat mir die Gestalterin unterbreitet und daran sieht man mal, wie sehr man selbst in seinen Ideen versinkt oder sich sogar festfährt. Ich war so auf diese erste Variante fixiert, das ich gar nicht sah, dass das bessere Motiv gleich daneben lag. Die Illustrationen stammen ja alle aus meiner Hand, aber sie entstehen in einem anderen gedanklichen Kontext… In ein paar Tagen wird das Buch im Softcover Realität sein, der Rest ist WARTEN, was ja nicht so mein Ding ist. Also lenke ich mich ab und beginne heute eine neue Spachtel-Serie…
Schönen Sonntag noch, Euch da draußen in der Welt!

Die Schlussvariante
Ursprüngliche Titelidee

Morgenstunde (408. Blog-Notat)

Ausgecheckt. Ein strahlendes Sonnenlicht lang über dem Wellenschlag, der die Schaumkronen als weiße Glitzerlinien auf den Sandstrand gleiten ließ. Ein traumhaftes Abschiedsbild, das wir mitnehmen in das Leben in unserem Häuschen am Schorfheidewald. Es ist der Tag, an dem die Nachrichten Beherbergungsverbote verkünden und der Juniorchef des Hotel Buchenpark sich mit Absagen quält. Erst mal für eine Woche, denkt er und hofft, aber es wird wohl schlimmer kommen. Ein Drittel seiner Gäste stammt aus Berlin… Es ist das andere Abschiedsbild, das unseren Heimweg begleitet, ein traurig-ratloses. Das Leben ist Welle, den Aufs folgen die Abs – wie der Schlag der Wellen. Lasst Euch nicht unterkriegen und macht Euch trotzdem ein schönes Wochenende, wir sind wieder da.

Kleines Ostseevideo hier:

Morgenstunde (407. Blog-Notat)

Inseltage: Der Imkergatte ist ein Schnell-Läufer. Immer schon hatte ich Mühe, seinem zügigen Gang zu folgen, aber am dritten Insel-Tag musste ich feststellen, aus mir ist einen Strand-Schlenderin geworden. In dem Versuch mitzuhalten, habe ich mich ständig überfordert und geriet darüber in Atemnot. Es bedurfte einer neuen Verabredung: Jeder geht sein Tempo und hat so seine Freude. Er läuft Schleifen oder mir voraus und kommt immer mal wieder zu mir zurück. So schaffe ich die Tour und er schruppt doppelt so viele Kilometer. Gut. Zum Üben ist nicht viel Gelegenheit, morgen reisen wir ab und es ist fraglich, ob wir dieses Jahr noch einmal an die Küste kommen werden können. Die Corona-Zahlen vom Tage deuten etwas anderes. 4058 Neuinfektionen, meine Güte! Das ist richtig Mist.

Wir haben 2020 so viel in unserem Leben geändert, damit das eben nicht geschieht. Gestern unternahmen wir die Stippvisite in unsere Lieblingskneipe „Atlantik Pub Bansin“ bewusst zu einer Zeit, in der dort nicht der Bär steppt (17 Uhr 😊) und haben uns verdrückt, als er sich der Ort füllte. Es ist vieles anders in diesem Jahr… und wir auch.
Am Wochenende werde ich das Layout zu „Seltsame Welt“ zu sehen bekommen, bin sehr, sehr gespannt.

Morgenstunde (406. Blog-Notat)

Inseltage – das ganz große Auslüften. Langsam den Strand entlang, soweit die Lunge es zulässt. Von Bansin bis Heringsdorf und zurück bin schon mal gekommen. Danach voll erschossen. Das Reizklima der Küste reizt eben erst mal, bevor es besser wird.  Das hieß am zweiten Tag: Kaum Strandlaufen, nur Strandschauen und eben mit dem Auto nach Ahlbeck zum Fischerimbiss. Atem am Limit. Morgen wird es hoffentlich wieder besser. Wir dachten, im Oktober wird es auf Usedom nicht mehr zu voll sein, ha, denkste. Das Kaiserbad Bansin platzt aus allen Nähten. Der Stand hat keine Schmeichelsteine mehr, alle abgelesen, mitgenommen. Abends kommt man kaum in eine der Wirtschaften unter, sie sind brechend voll. Also Wein und Bier aus dem Supermarkt besorgen und zum Abendmahl ein Fischbrötchen auf die Hand. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Wir hätten beim „Fischkopp“ schon von zu Hause aus reservieren müssen, um in unseren Kurzferien überhaupt einen Platz zu bekommen. Corona gibt’s hier natürlich auch, aber die Erkrankten fahren nach Hause und zählen dann dort und nicht an der Ostsee. Schau an, so sind die schmächtigen Zahlen erklärbar.

Morgenstunde (405. Blog-Notat)

Das Bienenjahr neigt sich. Gestern hat der Imkergatte die letzten 80 Gläser abgefüllt, den Rest um die 300 Kilo geben wir einem Großmarkthändler. Es kommt bei uns nur ins Glas, was wir hier auf dem Hof bis zur nächsten Saison verkaufen können. Jetzt sollte es stiller werden, wenngleich: die komplette Veröffentlichung des WENDE-STRUDELs auf diesem Blog sorgte in mir für innerliche Turbulenzen. Dieses Leben darin ist so lange her und ehrlich, hätte ich es nicht aufgeschrieben, ich wüsste vieles nicht mehr. Wir waren damals alle so in Eile, so getrieben, dass einen vieles nicht erreichte oder man es rasch ausblendete, um darin nicht zu erstarren. Ich kann mich an eine Geburtstagsfete bei meiner Fotografenfreundin Tina erinnern, bei der diese Niederschrift der Wendezeit von ehemaligen Kollegen „bewundert“ wurde. „Ja, du hast dir die Zeit genommen, die Brüche zu bedenken. Wir sind übergangslos in den Westen gestürmt, der Arbeit und der Kohle nach. Es wird uns später wohl noch einholen und vielleicht sogar krankmachen.“ – meinte einer von ihnen. Stimmt schon, bei mir war das alles erst mal raus und von der Seele, doch die Verhältnisse steckten für mich lange im Stau. Weil ich keine Arbeit und damit keine neuen Chancen fand, schrieb ich am zweiten Buchmanuskript (das später auch niemand haben wollte), dann Umzug, Scheidung. In dem neuen Leben bekam ich nie wieder eine Festanstellung. Zu alt und damit zu teuer. Mit einer Ostkorrespondenz für ein Baumagazin in Langenfeld machte ich mich schließlich 1994 selbstständig. Später schrieb ich für ein Berliner Häuslebauer-Blatt als freie Pauschalistin. Ende der 90er stürzte die Baukrise diese Fachzeitschriften allesamt mit in die Krise. Den Freien blieb man monatelang ausstehende Honorare schuldig, was unser Leben noch ganz anders ins Trudeln brachte. Damals wäre ich fast daran gestorben, ich wog noch 48 Kilo und ich kann wirklich nicht mehr sagen, wie wir das geschafft haben, ohne Insolvenz uns da wieder rauszuarbeiten. Man wird darüber streng mit sich und hart im Nehmen. Die Kunst, das nächtliche, absichtslose Arbeiten an Bildern oder die kleinen Auszeiten auf dem Balkon für das Schreiben eines Märchens („Wallos seltsame Reise“ entstand damals), eben eine Woche Wegträumen, um mich auszuruhen, dass war es wohl, was mich am Leben hielt. Irgendwann Mitte der 2000er Jahre wurde es etwas leichter. Aber es blieb bis zuletzt ein ächzendes Laufrad, weil die Honorare der Freien in Ostbrandenburg seither nur fallen, statt steigen. Aber darüber muss ich Euch ja nichts mehr erzählen… ist Alltag für die Freiberufler hier im Osten…

Morgenstunde (404. Blog-Notat)

Regenwetter – Malzeit. Das Thema: Wasserland, ein Stilmix. Wieder einmal sind meine Glücksvögel mit dabei und das Kokopelli, der Flöte spielende Regenmacher. Diese Figur aus der indianischen Mystik ist hab Gott und halb Schelm, ein Wandelwesen. Nach einer überlieferten Pueblo-Legende bringt dieser Minnesänger einen prallen Sack voll Lieder und die Babys, ist also ein Fruchtbarkeitssymbol. Letzen Sommer hab ich so eine kleine Zeichnung auf Stoff an meine Gartenhex in das Wetter gehängt, hoffnungsvoll. Ob der Naturzauber nun etwas brachte oder nicht, sei dahingestellt, aber Fakt ist, es war nicht ganz so dürr wie im Vorjahr 😊. Ich mag den kleinen Regenmacher.

Morgenstunde (403. Blog-Notat)

Als im Frühling/Sommer 2019 – in tropischer Hitze diese 17 Kurzgeschichten wuchsen, wusste ich, das ist nichts für den Uckermärkischen Hausverlag, der in den letzten sieben Jahren vieles von mir herausgab. Es sind Geschichten, die fast alle altem Leben nachspüren. Stadtwelten, Zwischenwelten, Wendezeiten. Literarisch übersetztes Leben, vieles aus meinem eigenen. Es war sehr schnell auch der Gedanke da, diese Geschichten gibst du einfach selbst heraus, wollte niemanden darum bitten. Zunächst machte ich einen handgebauten „Künstlerschmöker“ daraus. Aber: Die Geschichten-Illustrationen fraßen derart viel Druckerfarbe, dass ich immer nach wenigen Exemplaren schon wieder nachfüllen musste. Das wurde einfach zu teuer. Vor ein paar Wochen fiel mir Regina Liberts Katzenbüchlein in die Hand, das grafisch sehr gut ausgestattet war. Und so fragte ich bei ihr nach, wo es gedruckt wurde, wie teuer die Arbeit der Gestalterin und der Lektorin war und natürlich auch der Druck. Sie hat mir bereitwillig Auskunft gegeben und mich auf meinen Wunsch hin in ihre Verbindungen eingeführt. Danke, liebe Regina, dafür! Ja und nun bekam ich nach 30 Jahren erstmals wieder ein echtes Lektorat zu spüren, das weit über eine Fehlerkorrektur hinausging. Inhaltliche Debatte bis hin zur Herausnahme einer Geschichte und Hinzufügung einer neuen dafür. Sehr intensive Stunden, die mir guttaten, denn es war kein überzogenes Kritteln der Fachfrau, sondern kluges Führen. Danke, liebe Monika, für dieses „Feilen“ an der Qualität. Nun haben wir die Geschichten und meine Illustrationen dazu einer professionellen Gestalterin übergeben und in wenigen Wochen wird das Bändchen mit Softcover entstanden sein…
Ihr dürft gespannt sein, denn es ist meine erste Eigenproduktion. Nach reichlich 20 Büchern (eigenen Titeln und Anthologien), die Verlage herausgaben, wollte ich das einfach einmal selbst probieren…

Morgenstunde (402. Blog-Notat)

„Großmutter, was hast Du für große Ohren…“ – so fühlte ich mich gestern, nach den vielen, vielen Glückwunsch-Telefonaten. Es ging den ganzen Tag so und während ich sprach oder lauschte, landeten wieder weitere Gratulanten auf der Box. Einzig in der Kaffeezeit mit unseren Nachbarn, klingelte es nicht so ununterbrochen, danach hab ich den Liebsten auf ein Feierabendbier weggeschickt, wir kamen eh zu nix… Jedes Jahr wird es schlimmer mit den Anrufen, auch wenn sie herzlich gemeint sind, sie sind einfach zu lang und besetzen komplett den Tag. Es gab Zeiten, da fand man die Glückwünsche im Postkasten vor (drei hatte ich davon diesmal noch) und konnte sich still daran erfreuen, später noch einmal nachlesen und sich in der Feierzeit ganz seinen Gästen bzw. der Familie zuwenden. Als der Liebste zurückkam saß ich knülle mit den „großen“ Ohren auf dem Sofa und schaltete nur noch die Doku „Wir Ostdeutschen“ von Lutz Pehnert ein, das hätte ich wahrscheinlich sonst nicht gemacht… ABER da hätte ich dann doch etwas verpasst, denn DAS ist der einzige Filmbericht, den ich bisher über die ostdeutschen Befindlichkeiten gesehen habe, der es haarscharf tritt. Es ist der Versuch mit unbelasteten Protagonisten glaubhaft zu erklären, dass eine ganze Gesellschaft plötzlich vor dem Nichts stand, ohne gute Aussichten, mit schwerem Autoritätsverlust der Elternschaft und in der Berufswelt und was das bedeutete und wie es nachwirkt, das erzählt diese empfehlenswerte Doku. Ich selbst hatte 1992 als ich die Nachrichtenbilder von dem rechtsradikalen Mopp vor der brennenden Unterkunft vietnamesischer Vertragsarbeiter in Lichtenhagen sah, begonnen, mein Wissen aufzuschreiben. In Form eines Jugendromans mit zwei Helden aus der linken und der rechten Szene. Ich war zur Wende Print-Jugendredakteurin, kannte mich in beiden Lagern aus und glaubte, die Brisanz des Themas müsste doch hinreichendes Interesse auslösen. Aber nee: „Müssen wir Sie kennen, Frau Elsner?“, war eine gedehnte Frage eines westdeutschen Entscheiders. Mussten und wollten sie nicht. Das Buch erschien nicht in Deutschland. Was hatte die Ostdeutsche auch schon zu sagen, allein die Griechen fanden es wichtig genug, übersetzten den Stoff und brachten das kleine Buch heraus. Wir haben alle diese oder jene Geringschätzung oder Ablehnung erfahren und eben das wirkt nach – lange.
Ich bin jedenfalls froh, dass es diesen Filmbericht gibt, er ist ein Anfang ehrlicher und nicht tendenzieller Analyse. Danke dafür.

Morgenstunde (401. Blog-Notat)

Die letzte Septemberwoche enthielt erste Versuche auf Instagram, wofür ich wieder mit dem IPhone arbeiten musste.  Für eine im Funkloch geschieht da schon Kurioses beim Bilder bearbeiten. Wie dreht man ein Foto? Ich fummle mich durch die Werkzeuge und stelle fest, es geht nur bis zu 45 Grad. Also anders fotografieren. Und wie löscht man Bilder auf Instergram? Über PC geht das gar nicht, also wieder nur mit dem Handy (ist mir echt zu winzig!). Aha: Löschen geht dann dort über die drei Punkte und dort auf Löschen klicken. Nicht schwer, aber es verwirrt mich, dass ich nicht über den PC dran kann. Ist echt umständlich für mich, also jetzt alles doppelt: Foto mit Kamera für den Blog (die Bilder werden einfach besser) und Foto mit Smartphone für Instergram…herrje.  Und ich sehe, hier macht man alles gaaaaanz anders: Die Bilddarstellungen von Originalen sind dort immer irgendwie angeschnitten, ausgeschnitten oder bewusst mit stürzenden Linien fotografiert, offenbar, damit man sie nicht klauen und ungefragt weiter verwerten kann. Mancher stellt sogar eine hässliche Vase vor sein Gemälde oder legt seine Hand auf das Motiv. Böse Welt. Ich versuche es trotzdem, weil ich bemerkt habe, dass ich mich auf FB ausschließlich in einer Blase der Ü45er Baujahre befinde. Ist ganz friedlich darin, aber die Arbeiten werden so zu wenig von jüngeren Menschen gesehen. Deshalb Instergram. Ich lerne, damit meine Bücher/Bilder auch bei jüngeren Lesern ankommen. Vielleicht. Dafür hab ich gestern diese sechs nicht ganz so tollen Handy-Fotos gemacht, die ich hier mal in die Galerie stelle. Das Besondere daran ist, es liegt immer eine originale Illustration aus diesem Buch dabei. Ob das nun sinnstiftend sein wird, ich weiß es nicht, versuche es halt…Kommt gut in diese Woche.

 

Morgenstunde (400. Blog-Notat)

„Na, dit Jeschäft in der Telefonzelle wird wohl nix !“ So oder so ähnlich kommentierte ein Tornower den Aufbau des ausrangierten Telekom-Möbels im Vorbeiradeln. Sollte ja auch kein Geschäft werden – dieser Mini-Ort. In ihm ging es früher ums Sprechen, jetzt geht es ums Lesen und Büchertauschen. Die Akteure nennen ihn: Dorfbücherei. Samstag wurde sie bei Starkregen eröffnet und wieder der stille Zweifel im Voraus – was wird das denn (bei diesem Wetter)? Das große Zelt hatte nur zur Windrichtung eine Seitenwand bekommen und war so Corona-korrekt belüftet. Zu meiner großen Überraschung kamen dann doch etliche wetterfeste Bürger gegen 15 Uhr. Aus Respekt vor der Gemeinschaftsleistung, die von Ortsvorsteherin Anja Wunderlich inspiriert, animiert und erbeten wurde. Die Einen bauten das Fundament, die Anderen spendeten Geld oder gute Bücher, wieder andere bauten schicke Regale und die zwei Frauen, Anja und Freundin Käti strichen das alte Magenta und den Rost weg und nun passt die Zelle in die Dorflandschaft ohne Augenschmerzen zu bereiten. Im Gegenteil, ein Schmuckstück ist sie geworden und nach dem Festakt unterm Zelt, hat Anja sie für immer und jeden aufgeschlossen. Das Sichten und Blättern in dem Bücherschatz werden später folgen, wenn‘s wieder trocken ist. Unter dem Zelt herrschte ein entspanntes Beieinander, drüber prasselte der Regen eine wilde Geräuschkulisse. Nach den offiziellen Worten der Ortsvorsteherin spielte der unvergleichliche Michael Seidel (Musik-Comedian, TV-Macher) Schifferklavier und sang dazu das Feierabendlied „Drei Zigeuner“ und „Die Gedanken sind frei“, ich las drumherum drei Kurzgeschichten und alle hatten wirklich Spaß miteinander. Selten genug in dieser Zeit. Das Zelt hat den Windböen standgehalten und gegen die lautstarken Tropfen hatten wir Verstärker und das Mikro dabei. Mit anderen Worten, wir alle haben das Beste aus der Situation gemacht. Für Helfer und Akteure gabs dann anschließend noch Glühwein und Bratwürste aus der Pfanne in einer kleinen launigen Runde in der Wunderlich-Scheune. Herrlich und draußen wütete das Wetter…