Morgenstunde (914. Blog-Notat)

In dem letzten Tagen warnen immer mehr Politiker vor einem gesellschaftlichen Kipp-Punkt. Wir kennen das vornehmlich aus der Klima-Debatte, die vor UNUMKEHRBAREN Kipp-Punkten warnt und einen drastischen Wandel aufzeigt oder prophezeit. Der point of no return. Diese Kipp-Punkte gibt es auch in Gesellschaften, in denen plötzlich, durch eine scheinbar unwesentliche Veränderung alles instabil wird. Wir können sie auch Agra-Diesel nennen. Wenn eine Gesellschaftspolitik über Jahre beständig am Existenziellen der Mitmenschen nagt, wie beispielsweise die Verdoppelung ihrer Strompreise, stetig steigende Mieten, steigende Lebendmittelpreise, Fortschreiten der medizinischen Unterversorgung des ländlichen Raums, Kriegsgerassel… dann fühlen sich die Menschen in ihrer Lebensgrundlage bedroht. Nicht vage oder diffus, sondern sehr konkret. Hier entstehen gesellschaftliche Kipp-Punkte. Es ist an der Zeit als sachkundige Volksvertreter zu agieren. Den Sparkurs sollte m.E. der Staat zuallererst nach innen auf den Weg bringen: Bürokratische Konstrukte auflösen, Wege abkürzen – das spart Milliarden und setzt darüber hinaus Arbeitskräfte für die Wirtschaft frei und das Ergebnis „ein schlanker Staat“ würde agiler und vielleicht auch bürgernäher sein.

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Morgenstunde (913. Blog-Notat)

Die aktuelle forsa-Umfrage treibt die Ampel und ihre Unterstützer in diesen Tagen arg um. Im Osten: AFD mit Spitzenwerten. Die Sorge ist groß, aus der Komfortzone gejagt zu werden. Doch statt Ursachensuche werden schon wieder die medialen Zeigefinger gezückt. Nur leider erreichen sie nicht mehr diese Wählergruppen. Sie sehen und hören nicht mehr zu, lesen keine Zeitungen mehr. Das haben die Öffentlich-Rechtlichen selbst verspielt, nicht erst durch Staatsnähe während der Pandemie. Der Deutsche wehrt sich ja nicht bei jeder Kleinigkeit, die ihm das Leben erschwert. Vielleicht war es ja deshalb nicht sogleich zu erkennen, wie groß inzwischen der Unmut in der Bevölkerung ist. Die Zumutungen mehren sich seit langem. Und im Osten treffen sie auf sehr viele Menschen, die durch die Deindustrialisierung in den 90ern chancenlos waren, ein gutes Leben zu führen und jetzt wirkt dieser Umstand in ihren Rentenhöhen nach. Im Westen hat das nicht viele gekümmert und auch dadurch wurde Vertrauen verspielt. Aber weil den Ostdeutschen nach der Wende durch Klüngelwirtschaft die Aufstiegschancen verwehrt wurden und Personal aus dem Westen mit Stadthaltermentalitäten und Siegerposen auftrat, wird es nicht einfach die Zeit heilen. Will sagen, den Fehlern der Ampelpolitik gingen über lange Jahre die Erniedrigungen Ostdeutscher voraus. Ich fürchte, man wird diese Menschen nicht mehr erreichen und so werden wir auf amerikanische Verhältnisse zusteuern, wo die Hälfte der Bürger der anderen Hälfte nicht mehr zuhört. Es gruselt mich.

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Morgenstunde (912. Blog-Notat)

Am Dreikönigstag kam mein Weihnachtsbrief bei meinem Sohn an. Ich hatte ihn am 10. Dezember 2023 abgeschickt. Kinner nee. In der Zeit wäre ja selbst ich die 70 Kilometer gelaufen. Alles wird ständig teurer und die Leistung dafür sinkt beständig. Eine Weihnachtsgeschichte braucht am 6. Januar einfach keiner mehr. Früher gabs auch Erkältungswellen, doch eine Postfrau kam trotzdem mit ihrem gelben Fahrrad. Bei Wind und Wetter. Das Briefporto kostete seinerzeit 20 Pfennige…

Seit Jahresbeginn haben wir eine neue Verrichtung im Tag und dazu brauchte es dieses gemeinsame Weihnachtsgeschenk: Eine Massageliege. Der Liebste hat seit Monaten Probleme mit den Schultern. 6 Physio-Termine bekam er, das wars, obwohl das Problem nicht behoben war. Sparzwänge.
Nun, aus meinen Zeiten als Leistungssportlerin weiß ich, wie Lockerungsmassagen gehen. Wir hatten damals auch nicht genug Physio-Personal, da haben wir Sportler uns gegenseitig geholfen. So lernt man auch. Aber auf dem Fußboden knieen – ist nicht so mehr gut, da mir bei dieser Arbeitshaltung die Atmung blockiert. Deshalb haben wir jetzt diese mobile Banke, macht sich super. 7 bis 8 Minuten schaffe ich, mehr nicht, aber immerhin und das täglich. Der Liebste verspürt Fortschritte, wer sagts denn. Ist schon irre, wie viele Dinge wir inzwischen wieder selber machen müssen…

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Morgenstunde (911. Bolg-Notat)

Man muss auch mal was in die Tonne klopfen. Die fertige Geschichte dieser Woche erwies sich als vorhersehbares Konstrukt. Geht gar nicht! Also: Neues Spiel, neues Glück, der erste Absatz kann bleiben 😊. Es fließt nicht immer gleich gut. Daher entwerfe ich lieber erst mit dem Bleistift und Farbe einen Protagonisten. Das ist eine Figurengeburt und es zeigt sich eine Mischung aus Moosmännchen und Blattträger – es wird ein Grünling sein, ein Waldwesen…
Schönes Schneewochenende wünsche ich allerseits!

 



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Morgenstunde (910. Blog-Notat)

Weihnachten 1956: Meine Mutter, Rita Ziegert, mit ihren Töchtern Angelika und Petra.

Es gibt so Tage, die tragen einen Trauerschleier. Heute ist der 40. Todestag meiner Mutter und ich vermisse sie immer noch. Will sagen, macht Euch keine Hoffnungen, einen liebenden Menschen vergisst man nie und der Verlustschmerz bleibt. Die Zeit heilt gar nichts und Fotos lügen auch, wie dieses hier: Glückliche Weihnachten 1956. Zuhause für eine Handvoll Tage. Wir Schwestern waren sonst im Wochenheim. Von Sonntagabend bis Samstagmittag. Nicht, weil meine Mutter karrieresüchtig war, sie hatte einen kriegsversehrten Mann, der jedes Jahr viel in Sanatorien weilte und lange krankgeschrieben blieb. Das Krankengeld war klamm, sie schuftete als Schreibkraft für vier. Die festlichen Samtkleider hat sie selbst genäht. Und trotz aller Hetzerei, sie strahlte immer eine unvergleichliche Wärme aus. Aber natürlich waren da auch die Verlockungen des Lebens, neben der harten Leier, das leichte Leben zu suchen, nachts in Westberlin bis zum Mauerbau. Sie spielte nebenberuflich in einem Kabarett und dieser Umstand brachte ihr so ein sonderbares Frauenförderstudium ein: „Regie und Journalistik“. Danach wurde sie Aufnahmeleiterin beim Rundfunk, später Redakteurin. Beliebt, wo auch immer sie war. Zu Grabe trugen sie, mit nur 53 Jahren, hunderte Menschen. Und heute – ein Totensingen in der Luft.

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Morgenstunde (909. Blog-Notat)

Abgedeckt. Hab die Bücherauslage gegen Staub gesichert, denn jetzt, im Januar/Februar kommt eh keiner mehr ins Atelier, um irgendwas zu nachzufragen. Und falls doch noch ein Buch oder Heftchen gewünscht wird, ist ja das Laken schnell abgezogen. Läge Schnee, wäre es romantischer – dieses Winterstill. So schleicht nur Nachbars Kater gemächlich um die Pfützen. Wir halten inne. Lesen, Schlafen, Sinnen – die ersten Zeilen für ein neues Märchen sind geschrieben. Inhaltlich dreht es sich um die mangelnde ländliche Daseinsfürsorge des Staates. Muss nachdenken, wie das sperrige Thema eine künstlerische Verwandlung erfahren kann. Denn es soll ja kein „Erziehungsmärchen“, auch keine „Märchenhafte Petition“ sein.  Es geht darum, den rechten Herzton zum Klingen zu bringen. Ob es gelingt, wer weiß…

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Morgenstunde (908. Blog-Notat)

Guten Morgen 2024, wir haben dich gut begrüßt am Neujahrsfeuer. Zu den Dezembergeschenken gehörte auch eine besondere Kräutermischung, die mir Petra Wolf schenkte und mir später ihr alljährliches Räucher-Ritual dazu verriet: „Ich schreibe 13 Wünsche für das neue Jahr je auf ein Stückchen Papier, falte sie zusammen und verbrenne sie mit den Kräutern in jeder Rauhnacht mit dem Wunsch, sie mögen in Erfüllung gehen. Ein Wunsch bleibt übrig (es gibt 12 Rauhnächte). Um den muss ich mich dann selbst kümmern.“ Ich habe das Ritual vollständig in die Silvesternacht verlegt und es mit dem Liebsten gemeinsam vollzogen. Von den 13 Wünschen blieb für uns der schwerste übrig: „FRIEDEN“. Da haben wir was zu tun… Kommt alle miteinander gut ins neue Jahr.

Zeichnung: Petra Elsner

Petra Wolf schrieb mir: “Ich möchte dir noch eine kleine Anmerkung zu den Wünschen schreiben.  Es sollten Wünsche ausgewählt werden, die ganz persönlich sind, die sich auch selbst erfüllen ließen. Bei ‘Frieden’ ist es da wohl etwas schwierig, es sei denn, der Hausfrieden sei gemeint, was ich aber bei euch nicht vermute…”

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Morgenstunde (907. Blog-Notat)

Einen Stapel schönster Weihnachtsgrüße fanden wir heute im Briefkasten. Die meisten Kuverts waren am 19. Dezember abgestempelt worden, aber erreichten nicht beizeiten den rechten Ort. Umso mehr waren wir nun froh, dass nichts verloren ging. Die schöne O-Grafik aus Vielitzsee und ein Inselbändchen von meiner neuen Freundin aus der Lausitz: „Das Waldbuch“, ich bin gespannt und dankbar. Aber die Hiobsbotschaften überwogen in der Post – das Jahr 2023 bleibt sich bis zu guter Letzt treu: Zerwürfnisse, schwere Krankheiten, zwischen den Zeilen nur wenig Mut, nur Hoffnung.

Wir hatten uns über Weihnachten eingepuppt, die Lichter angezündet, gut gegessen, Backgammon gespielt und Märchen-Klassiker geschaut. Heute kam mein Sohn mit Freundin zum Rouladen-Essen. Gut, dass ich vorgekocht hatte, denn gestern schoss mir die Hexe in den Rücken. Wahrscheinlich von der Belagerung des Sofas am 1. Feiertag. Kommt ja immer was, wenn man die Ruhe reinlässt… ich mach dann mal ein bisschen Blog-Pause, denn das Sitzen zum Schreiben ist gerade nicht die welt…

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Morgenstunde (906. Blog-Notat)

Es ist doch eher selten, dass mal jemand etwas zu meiner hier und da verschenkten handgefertigten Weihnachtsausgabe sagt, außer vielleicht: DANKE. Aber in Sicht des Heiligen Abends kam gestern eine Mail vom Verleger Siegfried Nucke (Verlag Tasten & Typen Bad Tabarz), die zu meinem Weihnachtsgeschenk wurde. Ich danke von Herzen für diese Worte:

„…Ich habe dein Büchlein gelesen und in aller Ruhe angeschaut – noch einmal ganz herzlich: Danke! Am besten gefällt mir der Elfenschrat – die schöne, stille, poetische Art des Erzählens und die verblüffende Geschichte, da bin ich ganz verzaubert. Auch die beiden anderen Geschichten haben dieses staunende Entdecken, was da wunderbares geschieht, wenn man nur einen Moment innehält.
Möge uns das neue Jahr das Wunderbare bescheren – und sei es in unseren kleinen magischen Kreisen…“

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24 Tage im Advent

Morgenstunde (905. Blog-Notat)

Die Stimmung steigt. Wintersonnenwende war gestern und der erste Wintersturm hat sich gelegt. In Dänemark feiern sie heute, am 23. Dezember, „Lille juleaften“, den kleinen Weihnachtsabend. Dabei schmücken sie ihren Baum und bereiten die Köstlichkeiten für den großen Weihnachtsabend am 24. vor. Das gefällt mir. Nun hat der 23. für mich endlich einen Namen, denn im Grunde leben wir ja alle diesen „kleinen Weihnachtsabend“ auch: Schmücken und Kochen und vielleicht noch die herangestürmten Blätter fegen 😊. Nur, dass Heilig Abend bei uns die spartanischen Würstchen mit Salat auf den Tisch kommen. Der Braten ist erst am 25. dran. Wildschwein vom Jäger. Eingelegt in Buttermilch ist es schon…

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