
Die Natur
spreizt sich grün.
Glanzvoll und
wunderschön.
Inneres platzt
nach außen
und gedeiht –
betörendes Wunder
der Maienzeit. (pe)

ATELIER PETRA ELSNER
„Bibliothek in Backsteininschriften an der Choriner Klosterkirche“ – eine Buchbesprechung von Petra Elsner:
Mit dem bloßen Auge sind sie nicht zu erfassen – die Botschaften aus dem Mittelalter. Sie stecken hoch in den Wipfeln der Fassaden und Wänden der Klosterkirche. Aber das Arbeitsheft 37: „Bibliothek in Backstein – Inschriften an der Choriner Klosterkirche“ lässt uns nah heranrücken und erste Deutungen erfahren.
Erst bei umfassenden bauhistorischen und restauratorischen Untersuchungen von 2011 bis 2013 und der Reparatur des Dach- und Mauerwerks entdeckte man sie: Ritzungen, Zeichnungen, Abdrücke und Inschriften auf handgestrichenen Backsteinen aus dem 13. Jahrhundert. In Vielfalt und Qualität einmalig in Norddeutschland beschäftigt sich das Arbeitsheft 37, herausgegeben vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und vom Archäologischen Landesmuseum, mit ihrer Deutung und den Fundorten. Nur sehr wenige dieser „Findlinge“ waren zuvor bekannt. Stefanie Wagner, eine der vier Autoren, schreibt anschaulich und nachvollziehbar über den Zusammenhang von Fundorten, Baugeschichte und die private Natur der Inschriften. Manche dieser Textfragmente stammen aus liturgischen Gesängen. Man stelle sich nur vor, dass sich die Mönche mit diesen Inschriften Merksätze in Ziegel brannten, um im singenden Gebet, dass ihren Tag durchzog, nicht hängen zu bleiben. Berührend menschlich. Der Backstein ein „Teleprompter“ des Mittelalters. Das Vokalensemble VOX NOSTRA hat die ersten Interpretationen in Klang umgesetzt. Ihre „Singenden Steine“ sind dem Arbeitsheft als CD beigegeben und runden das spannende Leseerlebnis akustisch ab.
Ganz offenbar hat die Entdeckung der Inschriften auf alle Beteiligten eine gewisse Faszination ausgeübt. „Auf einmal spürten wir lebendige Menschen hinter diesen ‚Graffiti‘, die Spaß daran hatten, etwas in den weichen Lehm zu schreiben oder zu zeichnen. Wir fanden aber auch Vorzeichnungen und Versatzzeichen, die sie zur Umsetzung ihrer baulichen Vorstellungen nutzten. Es ist eindeutig, dass die Choriner Botschaften vor dem Brand in den Backsteinrohling geritzt wurden. Das bedeutet, dass sie so alt wie die ältesten Teile der Klosterkirche sind, also mit der Verlegung des Konvents von Mariensee nach Chorin wohl um 1273 und in den folgenden Jahren hergestellt wurden“, erklärt und befindet Stefanie Wagner.
Im Katalog der Inschriften kann der Leser nun nachschlagen, was sie verkünden. Da finden sich Nachrichten über Weihen und Gründungen, auch Informationen über den Ziegler und besagte private Notate in diversen Handschriften. Wagner verrät: „Die meisten Inschriften und Buchstaben befinden sich auf Formsteinen an den Fenstergewänden, das heißt auf sehr glatten, verdichteten Flächen, die sich besonders zum Beschreiben und Verzieren eigneten.“ Aber der Leser wird auch zu seltenen Fundorten geführt, erfährt die Annahmen, wie der Schriftstein dorthin gelangt sein könnte und welche bauliche Funktion er hatte. Autor Jan Raue führt uns in seinen Überlegungen zur Entstehung der Choriner Inschriften zu den Baumeistern und ihren Schnittmengen mit den Mönchen. Er schreibt erhellend: „Die ‚Bibliothek aus Backstein‘ macht das Wunder möglich, dass aus anonymen Gestalten in alles Individuelle verwischenden Kutten vor unserem inneren Auge inspirierte, beseelte junge Leute entstehen, hochgebildet, Kirchenlatein schreibend und kalligraphierend, bildkünstlerisch begabt und ausgebildet, der Musik aufgeschlossen und sie im täglichen Gesang praktizierend, Verse zitierend und vielleicht sogar selbst dichtend.“ Es ist eine Zeit der Hochkultur in Chorin, in die uns diese Steine führen. Besonders beeindruckend ist das das Bildmaterial zu den Choriner Inschriften. Rätselhaft und schön zugleich. Einige der Interpretationen der Steine werden wir in loser Folge auf der MOZ-Geschichtsseite als Faksimile-Druck vorstellen. Dankenswerterweise haben Autoren, Herausgeber und der Verlag diese Blickfänge genehmigt.
Bibliothek in Backstein – Inschriften an der Choriner Klosterkirche
Mit Beiträgen von Andreas Behrendt, Mischa von Perger, Jan Raue und Stefanie Wagner; 80 Seiten mit zahlreichen, zumeist farbigen Abbildungen,
21,0 x 30,0 cm, broschiert; mit Musik-CD: Ensemble Vox Nostra
Herstellung: Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2016
ISBN: 978-3-88462-364-0; Preis: 19,80 Euro
Ob es der wunderschöne Wochenendsommertag war, das Überangebot von schönen Möglichkeiten, die Vorbereitungen zum Pokalfinale oder einfach der Vollmond – keine Ahnung, jedenfalls fand die Eröffnung von Funken der Seele in ganz kleinem Kreise statt. Das war schon merkwürdig. Aber gut, es ist wie es ist. Das Angebot hängt jetzt den ganzen Sommer über im Ev. Gemeindehaus von Groß Schönebeck. Die Damen von der Offenen Kirche führen gern die paar Schritte durch den Kirchgarten in die helle Bilderschau. Ein Bild hat schon mal ’nen Roten Punkt und ich gönn‘ mir jetzt erst mal eine kleine Verschnaufpause.
Schlapp fünf Stunden haben wir heute gebraucht, jetzt hängen 46 Bilder. Hier zwei Schnappschüsse. Die zwei Räume waren nicht einfach zu gestalten, denn diese alten Gemäuer verwandeln sich nur sommerwärts in eine Art Galerie, sonst haben sie eine andere Funktion. Am Samstag, 18 Uhr, wird die Ausstellung eröffnet. Wer mag, kann kommen.
Ich habe mich heute Morgen im Zeichenschrank verirrt, zwischen den hunderten von kleinen Blättern und mich dabei gewundert, wie viele es sind. Was ich suchte, hab ich nicht gefunden, aber das hier:
Und da will ich doch mal meinen alten, fernen Freund Hardy erinnern: Auf dieses Cover wolltest Du Dir mal eine Kinderscheibe abringen … Weißt Du das noch?
Malerei & Illustrationen von Petra Elsner im Dorfkirchensommer 2016 von Groß Schönebeck:
„Funken der Seele“ und Blätter im Wind heißt die zweigeteilte Sommerausstellung in der Winterkirche Groß Schönebeck. Vom 21. Mai (18 Uhr Eröffnung) werden hier zum wiederholten Male (erstmals 2012) Arbeiten aus dem Bildschaffen von Petra Elsner präsentiert. Diesmal sind im ersten Raum einige große Bilderfahnen und kleine Formate zum Thema „Funken der Seele“ zu sehen. Die Bildwerke erzählen allesamt von der Magie der inneren Kraft. Sie wollen diesem wundersamen Prozess, des aus sich Schöpfens, der Inspiration und des sich selbst Beschützens künstlerische Gestalt geben. Die Malerin bedient sich dafür alter Kraftzeichen aus dem globalen menschlichen Wissen und erfindet dazu schützende Figuren: Traumfänger, als eine andere Interpretation des indianischen Begriffs, und Schattenfänger als Träger von symbolischen Zeichen.
Im zweiten Raum stellt Elsner ihre neuesten Illustrationen zum Thema „Sagenhafter Barnim“ aus. Sie hat seit September für die Märkische Oderzeitung alte Sagen in eine flüssige Erzählsprache gefasst und jeder einzelnen eine Zeichnung hinzugefügt. Sie wurden für die Ausstellung in Groß Schönebeck erstmals zu einer kleinen Präsentation zusammengestellt.
Mit einem Buch in die Vergangenheit und Gegenwart des Klosters Chorin einzutauchen und mit ihm in die Zeit der brandenburgischen Markgrafen, das ermöglicht ein gut lesbarer und fein gestalteter Prachtband, der nicht nur regionale Geschichte bereichert. Herausgegeben haben ihn das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und das Archäologische Landesmuseum.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich der eindrucksvollen Klosteranlage Chorin zu nähern. Eine davon ist, die Sammlung interdisziplinärer Forschungstexte in die Hand zu nehmen, die sich in dem Prachtband „Zisterzienserkloster Chorin. Geschichte-Forschung-Denkmalspflege“ versammeln. Auf knapp 230 Seiten taucht der Leser ein in die wandelvolle Geschichte der malerischen Ruine und erfährt die Hintergründe von Restaurierungskampagnen im 19. Und 20. Jahrhundert. Angeregt vom Brandenburgischen Landesdenkmalamt wurde 1994 eine umfassende Substanzanalyse der Anlage unternommen, auf der bis heute alle Restaurierungsmaßnahmen basieren. Dieses Buch verknüpft praktische wie theoretische Aspekte dieses vielschichtigen Prozesses und kann als gesichertes Basiswissen für nachfolgende Forschergenerationen verstanden werden.
Natürlich sind ganz klassisch die historischen Fakten in der Niederschrift zu finden: Von der idyllischen Ruine des Klosters Chorin bestehen heute noch Klosterkirche, Ost- und Westflügel der Anlage, Küchengebäude, Brauhaus, Amtshaus und die Reste der Klostermühle. Nach seiner Gründung 1258 wurde das Kloster 1273 vom Mariensee auf dem Parsteinwerder am Parsteinsee an seinen heutigen Platz verlegt. Es wurde als repräsentatives Hauskloster der Markgrafen johanneischer Linie errichtet. Dr. Thomas Drachenberg, Landeskonservator, schreibt: „ Mit der Vollendung von Klausur und Kirche kurz nach 1300 entstand jene elegante Backsteinarchitektur, deren Formsteindekor für die nachfolgenden Bauten der askanischen Markgrafen bindend war und heute als Höhepunkt gotischer Klosterbaukunst in der Mark Brandenburg gilt.“
Mit dem Übertritt des Kurfürsten zum evangelischen Glauben wurde das Kloster 1542 säkularisiert. Grund und Gebäude gingen an den Landesherren über. Er überließ das Anwesen einem Domänenpächter zur landwirtschaftlichen Nutzung. Im 30-jährigen Krieg teilweise zerstört, wurden bis ins frühe 19. Jahrhundert Teile der Gebäude zur Baumaterialgewinnung abgetragen. Erst mit der „romantischen Entdeckung“ der Klosterruine und dem Engagement von Karl Friedrich Schinkel und Peter Joseph Lenné begannen ab 1810 die ersten Sicherungsmaßnahmen und Restaurationen.
1861 wurde die preußische Forstverwaltung Eigner der Anlage und blieb es bis in die heutige Zeit. Seither gab es in Schüben immer wieder ein großes Engagement, den Restaurierungsstau endlich aufzulösen, doch an diesem Punkt sind wir erst in diesem Jahrzehnt angelangt.
18 Autoren haben an dieser Chorin-Publikation mitgewirkt, die in der Wernerschen Verlagsgesellschaft in Worms erschien. Wir erfahren von den Gründen der Verlegung des Klosters, seiner Erwerbs- und Besitzgeschichte und vom klösterlichen Leben. Und natürlich auch von der Wirkung der Anlage nach außen. Beispielsweise die Einflüsse auf die Bildende Kunst, von Verschönerungsplänen des Gartendirektors Lenné für die Ruine. Er folgte dabei einem natürlich-romantischen Landschaftsbild. „Ungeschmälert blieb der Zeugniswert der mittelalterlichen Klosterruine als singulärer Bau, der das zisterziensische Gebot baulicher Zurückhaltung mit dem landesherrlichen Repräsentationsanspruch durch besonders akzentuierte Bauglieder – vor allem bei den Giebelgestaltungen …. vereint“, schreibt Autor Detlef Karg dazu.
Dieses anspruchsvolle Buch führt den Interessenten durch die Zeiten. Hochwertige Zeichnungen, Pläne, Skizzen und fotografische Abbildungen geben der Vorstellung weiter Nahrung und Einsichten in einen steingewordenen Schatz mitten in der ländlichen Weite Brandenburgs. Die heutige Klosterchefin Franziska Siedler blickt in ihren spannenden Beiträgen in Zukunft und Vergangenheit des Klosters. Darüber hinaus stellt sie den wenig erforschten Choriner Kreis vor, einen Künstlerkreis, dem auch die Brüder Taut angehörten. Diese Publikation ist ein geborgener Wissensschatz für alle, die sich für Märkische Geschichte interessieren.
Petra Elsner
Den 45 Euro teuren, 228 Seiten starken Band „Zisterzienserkloster Chorin. Geschichte – Forschung – Denkmalpflege“ mit 242 teils farbigen und großformatigen Abbildungen hat das Brandenburgische Amt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum in der Reihe „Forschungen und Beiträge zur Denkmalpflege im Land Brandenburg“ als Band 15 herausgegeben. Bezogen kann er über die Internetseite der Wernerschen Verlagsgesellschaft werden: www.wernersche.com
An einem frischen Montagmorgen steige ich in Wandlitz aus der Heidekrautbahn und laufe die paar Schritte zur Bushaltestelle der Linie 984, als sich vor mir eine fette fast-food Spur entfaltet. Erst ein dünnes Rinnsal aus Bonbonpapier, Servietten und Kippen, dann eine breite Ansammlung von Pizzakartons und Kaffeebechern. Nicht gerade appetitlich auf nüchternen Magen. Wer sich hier wohl ausgemistet hat? Völlig politisch-unkorrekt denke ich an das nahe Flüchtlingsheim. Auf der Bank um die sich der Müll ausbreitet, warten nachmittags meist Geflüchtete auf ihre Freunde oder Verwandten, die mit der Bahn ankommen. Aber natürlich könnten es auch outdoor-feiernde Jugendliche gewesen sein. Wie auch immer, es gefällt mir nicht was ich sehe. Plötzlich schwebt eine Dohle über dem Bahnhofsvorplatz und landet zielgenau auf dem Papierkorbdach. Kaum später hüpft ein zweiter dieser klugen Rabenvögel über das Pflaster. Die erste Dohle zupft aus dem Behälter geschickt heraus, was sie zu fassen bekommt, der Vogel am Boden plündert die Reste aus den Kartons. Ich schaue verdutzt aus das Bild und schäme mich still, denn nun gefällt mir nicht, was ich dachte. (pe)
Als letzte Verrichtung, bevor das Atelier am Sonntag um 18 Uhr wieder schloss, war eine Buchverlosung vorzunehmen, zu der ich meine Gäste eingeladen hatte.
Am Hoftor sammelte dazu ein Säckchen die Anschriften der Mitwirkenden und als Glücksfee konnte ich Kimi aus unserem Dorf gewinnen. Weil die kleine Leseratte aber selbst ein Auge auf das schöne Buch geworfen hatte und die ganze Zeit (sichtbar und hörbar) nachdachte, wie sie ihren Zettel geschickt fischen könnte, musste ich mir was einfallen lassen. Sie dachte wirklich, ihr könnte es mit einer besonders kleinen Zettelfaltung gelingen. Ich habe ich ihr zur Ziehung die Augen verbunden und sie beim Ziehen nicht zu lange fingern lassen, so ging alles rechtens zu… Dafür durfte sie das Tuch behalten.
Heute habe ich nun das Gewinnerpäckchen gepackt. Es geht an Solveig Müller in Berlin. Wer sich hinter diesem Namen verbirgt – keine Ahnung, vielleicht kam sie mit den Kapper Radlern, vielleicht als schneller weiterziehender Gast, ich weiß es nicht… hoffe aber, sie freut sich.