Bruder Albrecht führt in die Welt der Mönche

Chorin. Einen Museumsführer für Kinder im Taschenformat hat das Kloster Chorin kurz vor den Sommerferien herausgegeben. Spielerischer Mittler zwischen den Fakten und Geschichten ist die Handpuppe Bruder Albrecht.

Museumsführer
Im handlichen A6-Format: Der Klosterführer für Kinder ist gerade frisch erschienen.

Bruder Albrecht begrüßt die kindlichen Gäste auf der ersten Seite und beginnt in einfacher Sprache von seinen Klosterbrüdern aus dem Mittelalter zu erzählen. Wer die Zisterzienser waren und wann sie in Chorin und anderswo lebten. Wie ein Schatten huscht die Handpuppe durch das Heft im A6-Format und natürlich auch durch das Kloster.

Theater- und Kulturwissenschaftlerin Katharina Fial hat die Figur des kleinen Mönches für die Museumspädagogik geschaffen. Die wache Gestalt mit den großen, neugierigen Augen bekommt vom Leser oder Hörer bei den Klosterführungen sofort ungezügelte Sympathie. So gelingt ihm die Rolle des spielerischen Mittlers zwischen den kleinen Klostergästen und dem riesig wirkendem Bau des Klosters.

Der Klosterführer „Über Prinzessinnen, Ritter und Mönche“ schafft es, große Themen jeweils auf eine Seite zu bringen. Wer sind die Zisterzienser und wie kleiden sie sich? Zu der Frage: Wie entstand diese mächtige Kirche? Die Kinder erfahren, wie die etwa zwei Millionen Backsteine hergestellt wurden. Vom Ziegelhandstreichen geht es in das Innere – zum Wandelgang und Bergahorn im Innenhof des Klosters. Der Leser wird aufgefordert, eine Runde in Stille zu laufen. Auszuprobieren, wie es sich in Stille gelebt haben muss, ist der Sinn dahinter. Und so pragmatisch geht es weiter: Es werden Symbole in den Formsteinen erklärt und wie die Krabben an den Giebeln den kolossalen Baukörper luftig wirken lassen.

Die folgenden Seiten besprechen die Grabplatten in der Klosterkirche. Wir erfahren die Geschichten hinter der Gedenkfliese. Beispielsweise die Liebesgeschichte von Prinzessin Constantia und Konrad I. von Brandenburg. Eine andere Keramikfliese erinnert an Markgraf Otto IV. und seine Frau Heilwig. Und natürlich fehlt auch nicht die Sage von den Fröschen. In der fühlten sich die singenden und betenden Mönche von dem Gequake der Frösche so gestört, dass sie die Tiere verfluchten, weil sie die göttliche Andacht störten. Da wurde es still am See und das blieb auch so.

Seiten weiter wird es im Klosterführer kulinarisch – mit einem Blick in die Klosterküche und auch auf die Gästeschar des Hauses: Die Ritter auf Reisen. Ob das beigefügte  „Arme -Ritter-Rezept“ wirklich aus jenen Tagen stammt, darf wohl hinterfragt werden, aber es ist leicht anzurichten und insofern auch etwas für Ferienkinder, die sich selbst mittags versorgen müssen. Auch die Erklärung des Mühlespiels anhand einer Ritzung im Stein springt direkt in den heutigen Alltag der kleinen Rezipienten.

Der vorliegende Klosterführer ist kein Kompendium, dass komplett die Wissensschätze des Klosters Chorins darlegt, sondern eine fächerartige Wissensvermittlung, die  über sinnliche Erlebnisse und praktische Tipps den Wissensdurst nährt. Die Autorinnen Mirjam Manigel und Franziska Siedler haben eine einfühlsame Sprache dafür gefunden. Ein feines Heftchen, dass ganz gewiss den Zugang zu den musealen Klosterschätzen erleichtert.
Petra Elsner

Tipps für den Denkmalbesuch

  • Museumspädagogische Führungen mit Bruder Albrecht können im Kloster für Kinder bis zur 4. Klasse gebucht werden.  Grundschulkinder und alle Älteren können sich mit dem Kinderklosterführer und einem Fragebogen zum Heft und zur Führung auf Entdeckungsreise durch das Kloster begeben.
  • Den Kinderklosterführer sendet die Klosterleitung auch Schulklassen vorab zu, wenn sie sich damit auf ihren Ausflug ins Kloster Chorin vorbereiten möchten. Auch Familien mit jüngeren Kindern hilft er, das Kloster mit anderen Augen zu entdecken.
  • Der Klosterführer für Kinder, vermittelt spielerisch das mittelalterliche Leben im ehemaligen Zisterzienserkloster. Das A6 Heftchen kostet zwei Euro.
  • Adresse und Informationen: Kloster Chorin, Amt Chorin 11a, 16230 Chorin, Telefon 033366 70377, Fax 033366 70378,
    E-Mail info@kloster-chorin.org, Internet: www.kloster-chorin.org
  • Öffnungszeiten: Sommerzeit täglich 9 bis 18 Uhr, Winterzeit täglich 10 bis 16 Uhr, Klostercafé 10 bis 18 Uhr
  • Eintritt: Erwachsene 4 Euro pro Person (ermäßigt 2,50 Euro), Kinder ab 7 Jahren 2,50 Euro, mit Führung jeweils 1 Euro mehr, Familienkarte 10 Euro, Jahreskarte 50 Euro, Gruppen ab 12 Personen 3 Euro pro Person (ermäßigt 1,50 Euro)

 

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Erlebnis Kloster

Fensterblick.
Fensterblick.

Chorin. In Wirklichkeit ist es an diesem Mittwoch schon nachmittags, doch im Dämmerlicht des Schlafsaals der Mönche simuliert das Dunkel eine frühe Morgenstunde in der klösterlichen Enge. Auf den harten Bettgestellen (die übrigens für den Film „Prinzessin auf der Erbse“ gebaut wurden) liegt für jedes der sechs Kloster-AG-Kinder eine Mönchskutte bereit. Die streifen sie nun über und Monika Stehberger ermutigt sie leise: „Zieht ruhig die Jeans unter der Kutte aus und auch die Socken und Schuhe, so spürt ihr besser, wie sich das Erwachen der Mönche angefühlt haben muss. Der kalte Wind um die nackten Beine, das Kratzen des Stoffes.“ Die Pädagogin erklärt, dass sie jetzt in Franziskanerkutten stecken, sie also heute ein Gastspiel bei den Zisterziensermönchen geben. Monika Stehberger trägt deren grau-schwarzes Gewand. Aber das kennen die Kids schon, sie hängen an ihren Lippen, denn was sie seit Dezember in dieser AG erleben, ist wie ein großes Abenteuer, aus dem sie klüger nach Hause gehen als sie kamen. In kleinen Zeitschauern erfahren die Kinder das Inselleben im Kloster der Zisterzienser.  Zur Aufrechterhaltung des Klosterlebens waren zwölf Mönche und ein Abt notwendig. Dabei erkunden sie die schmalen Gänge und die Vielfalt der Backsteingemäuer. Man muss sich aufeinander verlassen können. Um das zu demonstrieren, spielen die AG-Kinder blinde Mönche, die von einem Sehenden geführt werden. Mit verbundenen Augen tapsen sie dem Führer vertrauensvoll hinterher.

Aus dem Schlafsaal führt ein enger Treppengang ins Freie.
Aus dem Schlafsaal führt ein enger Treppengang ins Freie.

In der Blütezeit des Klosters sollen hier 80 Priestermönche und 100 Laienbrüder gelebt haben. Sie führten ein Gemeinschaftsleben: Sie beteten gemeinsam sieben Stunden am Tag und einmal in der Nacht im Gotteshaus. Man speiste miteinander in Refektorien und schlief in großen Sälen jeweils im Obergeschoss der Flügel. Und natürlich arbeitete man auch gemeinsam, in den Scriptorien (Schreibstuben) oder auf den Feldern.

Im Januar hieß das AG-Thema „Ernährung ohne Konservierungsmöglichkeiten“. Dabei erfuhren die Kinder, dass es in dieser Jahreszeit karg im Kloster zuging. Die Suppe aus Körnern und getrockneten Kräutern, die man in der AG daraus kochte, war wohl gewöhnungsbedürftig, aber eben erfahrungsreich.  Nur darum geht es in diesen Projektspielen, die sich Monika Stehberger für die AG-Kinder ausdenkt.  Inzwischen ist aus dem Angebot an die Britzer Grundschule eine spannende Geschichtserfahrung für Schüler der fünften und sechsten Klassen geworden. Eine Kooperation, die keine Seite mehr missen möchte.

Monika Stehberger wohnt in Stolpe und leitet die AG ehrenamtlich. Man trifft sich zweimal monatlich für anderthalb Stunden auf dem Klostergelände. Seit 2012 ist die Frau immer wieder mal für das Kloster tätig gewesen, wenn eine Kindergruppe das Kloster erleben möchte. Daraus entstand die Idee zur Kloster-AG. Sie verrät: „Durch meine Spezialisierung als Naturpädagogin bin ich eh im 13 Jahrhundert verwurzelt und durch meine Herkunft dem Klosterleben sehr nah.“ Sie weiß also, wovon sie den Kindern berichtet und vermittelt nicht nur angelesenes Wissen. „Als die Mauer fiel, dachte ich, super, bin eh ein Landei und der wilde Osten interessierte mich. Vor 22 Jahren bin ich in diese Region gekommen, habe mich in Land und Landschaft verliebt und bin geblieben.“

Für die Themenwahl orientiert sich Frau Stehberger: „Immer an dem Leben, wie es früher war. Das kann man natürlich nie ganz nachvollziehen, aber etwas daraus spüren, in der Hand haben, um sich vorstellen zu können, wie es damals zuging. Daraus entstehen Fragen und wachsendes Interesse.

Kleine Mönche. Fotos: Lutz Reinhardt
Kleine Mönche.
Fotos: Lutz Reinhardt

Zum Thema „Arbeiten im Kloster“ lernten die AG-Kinder: Körbe flechten, Töpfern, Efeu schneiden im Rahmen der Grundstückspflege. „Es ist jedes Mal anders, manchmal löchern mich die Kinder mit ihren Fragen, ein anderes Mal geht es nur um’s Toben und Spielen. Aber das ist ganz klar, die Kinder kommen aus der Schule, haben den ganzen Tag gesessen und die Energie muss mal irgendwo hin. Darauf muss man einfach flexibel eingehen“, erzählt die einfühlsame Leiterin, die die Kunst beherrscht, in ihre Spiele Wissen einfließen zu lassen. Um die gegebene Situation zu erfassen, beginnen die Klosternachmittage auf der Wiese im Kreis mit einem kleinen Austausch, was war, was ist, wie geht es dir? Erst danach tauchen die Kinder ein in das mittelalterliche Leben im Kloster Chorin. Es ist ein Nachspüren und zugleich ein wunderbares Erlebnis, in dieser beeindruckenden Klosteranlage der kindlichen Neugier nachzugehen. Auch, um die kulturgeschichtliche Schönheit der Backstein-Details zu entdecken. (pe)

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Steingewordene Herrschaftsgeschichte

Ein Hauch von Frühling über der hochgotischen Klosteranlage: Eine aktuelle Gesamtansicht von Südwesten her. Foto: Lutz Reinhardt
Ein Hauch von Frühling über der hochgotischen Klosteranlage. Foto: Lutz Reinhardt

Mit einem Buch in die Vergangenheit und Gegenwart des  Klosters Chorin einzutauchen und mit ihm in die Zeit der brandenburgischen Markgrafen, das ermöglicht ein gut lesbarer und fein gestalteter Prachtband, der nicht nur regionale Geschichte bereichert. Herausgegeben haben ihn das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und das Archäologische Landesmuseum.

Es gibt viele Möglichkeiten, sich der eindrucksvollen Klosteranlage Chorin zu nähern. Eine davon ist, die Sammlung interdisziplinärer Forschungstexte in die Hand zu nehmen, die sich in dem Prachtband  „Zisterzienserkloster Chorin. Geschichte-Forschung-Denkmalspflege“ versammeln. Auf knapp 230 Seiten taucht der Leser ein in die wandelvolle Geschichte der malerischen Ruine und erfährt die Hintergründe von  Restaurierungskampagnen im 19. Und 20. Jahrhundert. Angeregt vom Brandenburgischen Landesdenkmalamt wurde 1994 eine umfassende Substanzanalyse der Anlage unternommen,  auf der bis heute alle Restaurierungsmaßnahmen basieren. Dieses Buch verknüpft praktische wie theoretische Aspekte dieses vielschichtigen Prozesses und kann als gesichertes Basiswissen für nachfolgende Forschergenerationen verstanden werden.
Natürlich sind ganz klassisch die historischen Fakten in der Niederschrift zu finden: Von der idyllischen Ruine des Klosters Chorin bestehen heute noch Klosterkirche, Ost- und Westflügel der Anlage, Küchengebäude, Brauhaus, Amtshaus und die Reste der Klostermühle. Nach seiner Gründung 1258 wurde das Kloster 1273 vom Mariensee auf dem Parsteinwerder am Parsteinsee an seinen heutigen Platz verlegt. Es wurde als repräsentatives Hauskloster der Markgrafen johanneischer Linie errichtet. Dr. Thomas Drachenberg, Landeskonservator, schreibt: „ Mit der Vollendung von Klausur und Kirche kurz nach 1300 entstand jene elegante Backsteinarchitektur, deren Formsteindekor für die nachfolgenden Bauten der askanischen Markgrafen bindend war und heute als Höhepunkt gotischer Klosterbaukunst in der Mark Brandenburg gilt.“
Mit dem Übertritt des Kurfürsten zum evangelischen Glauben wurde das Kloster 1542 säkularisiert. Grund und Gebäude gingen an den Landesherren über. Er überließ das Anwesen einem Domänenpächter zur landwirtschaftlichen Nutzung. Im 30-jährigen Krieg teilweise zerstört,  wurden bis ins frühe 19. Jahrhundert Teile der Gebäude zur Baumaterialgewinnung abgetragen. Erst mit der „romantischen Entdeckung“ der Klosterruine und dem Engagement von Karl Friedrich Schinkel und Peter Joseph Lenné begannen ab 1810 die ersten Sicherungsmaßnahmen und Restaurationen.

1861 wurde die preußische Forstverwaltung Eigner der Anlage und blieb es bis in die heutige Zeit. Seither gab es in Schüben immer wieder ein großes Engagement, den Restaurierungsstau endlich aufzulösen, doch an diesem Punkt sind wir erst in diesem Jahrzehnt angelangt.

Das Buchcover: Es zitiert die Formsteine, die die Haut des Klosters repräsentieren. Dieses Formsteindekor war für die nachfolgenden Bauten der askanischen Markgrafen bindend.
Das Buchcover: Es zitiert die Formsteine, die die Haut des Klosters repräsentieren. Dieses Formsteindekor war für die nachfolgenden Bauten der askanischen Markgrafen bindend.

18 Autoren haben an dieser Chorin-Publikation mitgewirkt, die in der Wernerschen Verlagsgesellschaft in Worms erschien. Wir erfahren von den Gründen der Verlegung des Klosters, seiner Erwerbs- und Besitzgeschichte und vom klösterlichen Leben. Und natürlich auch von der Wirkung der Anlage nach außen. Beispielsweise die Einflüsse auf die Bildende Kunst, von Verschönerungsplänen des Gartendirektors Lenné für die Ruine. Er folgte dabei einem natürlich-romantischen Landschaftsbild. „Ungeschmälert blieb der Zeugniswert der mittelalterlichen Klosterruine als singulärer Bau, der das zisterziensische Gebot baulicher Zurückhaltung mit dem landesherrlichen Repräsentationsanspruch durch besonders akzentuierte Bauglieder – vor allem bei den Giebelgestaltungen  …. vereint“, schreibt Autor Detlef Karg dazu.
Dieses anspruchsvolle Buch führt den Interessenten durch die Zeiten. Hochwertige Zeichnungen, Pläne, Skizzen und  fotografische Abbildungen geben der Vorstellung weiter Nahrung und Einsichten in einen steingewordenen Schatz mitten in der ländlichen Weite Brandenburgs. Die heutige Klosterchefin  Franziska Siedler blickt in ihren spannenden Beiträgen in Zukunft und Vergangenheit des Klosters. Darüber hinaus stellt sie den wenig erforschten Choriner Kreis vor, einen Künstlerkreis, dem auch die Brüder Taut angehörten. Diese Publikation ist ein geborgener Wissensschatz für alle, die sich für Märkische Geschichte interessieren.
Petra Elsner

Den 45 Euro teuren, 228 Seiten starken Band “Zisterzienserkloster Chorin. Geschichte – Forschung – Denkmalpflege” mit 242 teils farbigen und großformatigen Abbildungen hat das Brandenburgische Amt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum in der Reihe “Forschungen und Beiträge zur Denkmalpflege im Land Brandenburg” als Band 15 herausgegeben. Bezogen kann er über die Internetseite der Wernerschen Verlagsgesellschaft werden: www.wernersche.com

 

 

 

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