Morgenstunde (366. Blog-Notat)

Das war ein dichtes, lebhaftes Wochenende.  Freitag kam mein Sohn zum Mittagessen. Ich hatte schon am Telefon sein kurzes Zucken bei der Menüabsprache gehört und dachte so bei mir, ob er in den vergangenen Monaten zum Veganer mutiert wäre. Ja, wirklich, aber meinem Gulasch könnte er nicht widerstehen, zumal er ja weiß, dass wir Fleisch immer bei einem guten Fleischer kaufen. Es gab ein langes, unaufgeregtes Gespräch zum Essen, ein Herantasten an das versäumte Leben des jeweils anderen. Sehr wohltuend und herzlich. Zu Samstagnachmittag hatten sich zwei Frauen aus Pankow zum Atelierbesuch angesagt. Sie kamen auf Empfehlung meiner Töpferfreundin aus Böhmerheide (DANKE 😊!). Und wie ich so gerade die Hoftür zur angesagten Zeit öffnete, fuhr ein Wagen langsam über das Kopfsteinpflaster und hielt. Zwei Zufallsgäste, die fragten, ob sich das Atelier anschauen könnten. Natürlich. Kaum später kamen die beiden angesagten Gäste und im Gespräch wurde schnell klar, die vier kamen alle aus der Filmbranche – Regie, Filmschnitt, Kamerafrau und Set-Fotograf. Das war ein schöner Zufall für diese Menschen, eine Begegnung der besonderen Art und ganz offensichtlich gefiel ihnen, was sie sahen. Man/frau würde wiederkommen, na, mal sehen.

Pfarrer Dalchow hat die Kerzen an der Empore angezündet und spricht hier zum „Gitarrensommer 2020“ die eröffnenden Worte.

Gestern gab es dann die erste öffentliche Lesung für mich in 2020 und noch dazu ein erstes Zusammenspiel mit den Konzertgitarristen Karin Leo und Thomas Heyn aus Wandlitz. Die kleine barocke Dorfkirche von Zernikow lädt seit einigen Jahren zum „Gitarrensommer“ ein und war abstandsgerecht besetzt. Der Pfarrer hatte mir sein Pult überlassen. Das war sehr ungewöhnlich und ehrlich, lieber nicht mehr so, es liest sich im Stehen nicht so anheimelnd. Aber eines ist nach dieser gelungenen Veranstaltung gewiss: Die beiden Musiker arbeiten an der Komposition Märkischer Töne und finden, dass meine ländlichen Kurzgeschichten gut dazu passen. Mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln, vor einem  weiteren Zusammenspiel wär ich sehr angetan. Das Publikum war jedenfalls wohlwollend.  Und wie mein Blick so im Anschluss über die Aufbrechenden flog, entdeckte ich einen Mann, der hier nicht hergehörte. Der Stadtführer Tonio war eigens aus Berlin gekommen! Respekt, weil mit dem Fahrrad! Leider hatten wir nicht viel Zeit für ihn, denn dem Liebsten stand noch ein Abendprogramm in der Imkerei ins Haus. Schade, Tonio, es muss ein anderes Mal werden…

Petra Elsner, Karin Leo, Thomas Heyn.

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (15)

Retrospektive 1995 bis 2020
Die weiß-schwarz-roten Sujets

GOLDELSE. Diese Tangobild steht für mich für den Klang einer Berliner Sommernacht.

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition 14)

Retrospektive 1995 bis 2020

Die weiß-schwarz-roten Sujets
Kontraste setzen. Die weiß-schwarz-roten Bilder sind abermals nur eine Übergangsphase, die das Plakative wieder aufgreift. In dieser Zeit arbeitete ich an diversen Zeichnungen, so dass vielleicht deshalb das Grafische wieder auf die Leinwand schwappte.

LICHT & SCHATTEN: Statt Ying & Jang setzt dieses Werk Licht & Schatten (Luft und Blut) als Ausdruck des dualen Prinzips ein bzw. als Teile eines Ganzen.

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (13)

Retrospektive 1995 bis 2020

MILLENNIUM – die weiß-gelben Sujets
Werknotiz:  Die Millennium-Bilderfolge schaut in verschiedene Welten und Zeiten. Die Figuren stehen darin als Zeichen: Die Frau als Mutter der Erde.
Man kann sie auch als Demut oder als das weibliche Element im Göttlichen sehen. Der Narr fungiert als Kulmination von Anfang und Ende. Und der Engel als Brücke zur Ewigkeit. Sonnen-Spiralen wirken als Kraftsymbole des Seins in allen Welten und Zeiten. Wenn man will, schauen sie auch als Zeichen des permanenten Anwesendseins des Göttlichen in uns und uns gegenüber ins Land. Ich versuche in einer unaufdringlichen Bildsprache verschiedene Sichten zueinander zu bringen. P.E.

Morgenstunde (365. Blog-Notat)

Seit dem 29. Dezember 2019 hatte ich meinen Sohn nicht mehr gesehen.  Im Februar/März war er sechs Wochen auf Namibia-Tour und kam schlussendlich über Umwege, wegen der beginnenden Corona-Pandemie, mit einem der letzten Flieger am 18. März aus Äthiopien nach Hause. In Äthiopien kontrollierten Menschen in Vollschutzanzügen am Check-in mit Fieberthermometern die Reisenden. In Schönefeld war nix, keine Masken, keine Ansagen, keine Fiebermessungen – der Beginn der Verunsicherungen und Irritationen für ihn. Ich war inzwischen seit vier Wochen in Selbstisolation und bat damals meinen Sohn, vorerst nicht zu mir zu kommen. Risikogruppe eben. Heute haben wir uns nach Monaten in die Arme genommen und ehrlich, wenn diese Umarmung ansteckend gewesen sein sollte, dann wäre ich inzwischen fatalistisch. Denn es braucht ein Mindestmaß an liebenden Berührungen, Überleben allein ist nicht genug. Ich gehöre nicht zu den Leichtsinnigen, aber wir alle unterhalten soziale Bindungen, die zuweilen auch etwas verlangen, wie unsere Eltern die Umzugshilfe oder mein Sohn die Nähe. Am Telefon meinte er vor einigen Tagen: „Wie lange willst Du mich eigentlich noch aus Deinem Leben ausschließen?“ Eine berechtigte Frage, ich wollte das nicht mehr…

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (12)

Retrospektive 1995 bis 2020

MILLENNIUM – die weiß-gelben Sujets
„…Wenn ich die Bilder dieser Ausstellung betrachte, fällt mir als Erstes eine Symphonie des späten 19. Jahrhunderts ein. Zum Beispiel von Anton Bruckner. Sie geht keinesfalls los mit einem beredten Thema, dass durchgeführt wird wie bei Mendelsohn oder Mozart. Nein, sie beginnt ganz anders: Dunkle Töne erstrecken sich. Man sitzt in seinem Konzertsessel und spürt, das dauert jetzt eine Weile, bis sich das so entwickelt.  Der Künstler, der Komponist will uns von Anfang an etwas erzählen. Er will aus dem Grunde schöpfen, er will ein Motiv entwickeln, den Anfang der Welt beschreiben – er will von Anfang an erzählen. So scheint es mir auch mit den Bildern von Petra Elsner zu sein. Sie will von Anfang an erzählen. Diese Bilder haben in irgendeiner Form einen Anfang und ein Ende, doch im Allgemeinen haben sie etwas zyklisches. Etwas von einem Ring, der keinen Anfang und kein Ende hat – der einen Ausschnitt kennzeichnet. Die Welt wird dargestellt als etwas Prozesshaftes. Nicht als ein Schlaglicht, nicht dargestellt als einen Schnappschuss, sondern als einen kurzen Ausschnitt, der die Welt als etwas nach wie vor im Entstehen Befindliches zeigt. Die zyklische Anlage der Bilder bezieht sich auch auf die Form: Wenn Sie hinschauen, sehen Sie viele gerundete, in sich geschlossene Formen. Und die zyklische Anlage offenbart sich auch in den Farben: In den Bildern findet sich gewissermaßen ein Inhaltsverzeichnis des Farb-Tableaus, aus dem heraus sich das Bild zyklisch entwickelt. Immer wieder werden Farbmuster vorgegeben, die innerhalb eines Bildes eine Rolle spielen. Und die zyklische Form ist auch zu erkennen in der Reihung der Bilder als solche. Die Reihung ergibt eine Variation – um wieder zum musikalischen Begriff zurückzukehren – fast wie ein Rondo …“
Aus der Laudatio von Tilman Schladebach, 2005, Burg Beeskow

Morgenstunde (364. Blog-Notat)

In einer stürmischen Regenwetterfahrt kamen wir gestern Abend nach vier Tagen aus dem Erzgebirge zurück. Der Langzeit-(wegen-Corona)-Umzug der Schwiegereltern ist endlich gelaufen. Ich weiß nicht, wie viele Kisten ich ausgepackt habe, auf jeden Fall werden die Zwei einige Zeit ihre sieben Sachen suchen, und ich hoffe, ich kann telefonische Auskunft geben. Hundemüde und mit rauen Händen im eigenen Leben zurück, müssen wir die Dinge hier erst wieder aufnehmen. Der Liebste mit seinem Honig und ich mit meinen Lesevorbereitungen für den kommenden Sonntag in Zernikow (Kirche, 16 Uhr). Auf dem Blog geht indes die virtuelle Präsentation der Fundus-Bilder aus den verschiedenen Schaffensphasen noch einige Zeit weiter. Ich hoffe, die Alternative zu einer gegenständlichen Ausstellung interessiert…?

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (11)

Retrospektive 1995 bis 2020

MILLENNIUM – die weiß-gelben Sujets

Stilelemente des Pointillismus halfen mir in dieser Phase, Farbe als Luft- und Lichtatmosphäre einzusetzen, um von den geheimnisvollen, verdeckten Subtexten des Lebens zu erzählen. Und das Verweilen im Thema ist gewissermaßen ein gedankliches Versichern.

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (10)

Retrospektive 1995 bis 2020

MILLENNIUM – Die weiß-gelben Sujets

Die Reihe „Millennium“ fragt thematisch weiter: Was ist Leben? Woher nimmt es die Kraft? Alte Fragen nach der Magie des Seins. Mit einer neuen Maltechnik – einer Schichtenmalerei aus Acryl, Kreiden, Kohle, Schellack und Öl – hatte ich begonnen, das stark graphische Element in meinen Arbeiten aufzulösen, ohne die figürliche Formensuche aufzugeben. Die geht ein in die größere Fragestellung, als eine schon gewonnene Gewissheit. Hinzu kam, dass ich Weiß-Gelb-Gold als Licht einsetzte. Dabei löste ich Raum und Zeit auf nach pantheistischer Idee in flirrende Teilchen auf, um einem universellen Miteinander Gestalt zu geben.

Und manchmal entstanden zu den Bildern auch Texte wie dieser hier:
Hinter dem Fluss
Aus der Hitze der Erde sprudelt das allwissende Wasser.
Mit ihm fließt die Zeit.
Dieses blaue Band ist zugleich Brücke zwischen den Welten.
Dort, hinter dem Fluss, wohnt das friedfertige Licht.
Es ist die helle Ewigkeit, die auch in den Herzen der Menschen leuchtet.
Als Kraft auf Lebenszeit.
Wenn dieses Elixier verbraucht ist, erlischt es nicht.
Es geht es ein in die große Energie des Seins.
Und der Mensch wird abermals Lichtgestalt.
© Petra Elsner

Virtuelle Kunstausstellung – virtual art exhibition (9)

Retrospektive 1995 bis 2020

Das Theater in mir – Narren, Liebe, alte Sehnsucht
Das Thema dieser Phase spürt dem Urfeuer des Lebens und der Liebe nach. Meist betritt ein Narr den Malgrund. Der entpuppt sich als Hort, in dem das Sein – das reale und das ersonnene – kulminiert. Und es scheint, als würde er von seiner inneren Kanzel aus, die alte Sehnsucht der Menschen bespötteln. Denn das Leben ist nicht harmonisch.