Morgenstunde (1117. Blog-Notat)

Wann hat das eigentlich angefangen, dass viele Medien so staatstragend und gleichgeschaltet agieren? Es begann schon vor Corona. Für mich als Ostdeutsche gefühlt seit der Wende, als Westdeutsche die Chefetagen der regionalen Medien übernahmen. Von da an erklärten vorzugsweise Westdeutsche medial, die neuen Normen und was die Sonderspezies Ostdeutsch zu denken hat. Sie haben in der schwierigsten Umbruchphase Ostdeutschlands gerne noch den Jammerossis in den Arsch getreten, statt lebensnah und wahrhaftig zu berichten. Intern hörte ich als freie Journalistin zur Orientierung: „Wir sind ein Tendenzunternehmen“- gemeint war eine politische Nähe zu Schwarz, Braun oder Rot. Also nicht so frei und unabhängig. Aber so instrumentalisiert, wie seit der Coronazeit, so deutlich Ideologie lastig, mit dem Hang zur Schönfärberei und damit an der Realität vorbei, so etwas kannten die Ostdeutschen nur aus der späten DDR. Und eben deshalb reagiert man hierzulande wesentlich sensibler, wenn sich die politische Ebene inklusive „vierte Macht“ aus lauter Ratlosigkeit „Wie weiter?“ einbunkert.
Am 4. November 1989 verlangten auf dem Alexanderplatz über eine Million Menschen nicht nur Reisefreiheit, sondern auch MEINUNGSFREIHEIT und man erlebte sie in einem kleinen Zeitfenster nach dem Mauerfall in neuen freien Medien. Die natürlich wie alles andere nicht überlebten, als westdeutsche Strukturen die neuen Bundesländer übernahmen. Man sollte in den Osten reinhören, denn hier weiß man, wie ein verkrustetes Land sich anfühlt…

Ein Wendemagazin

Lyrik-Krümel

Gestaltete Lyrik

Morgenstunde (1116. Blog-Notat)

Gestern um 16 Uhr kam der Anruf aus der Werkstatt: Auto abholbereit. Der Liebste hätte es mit dem Schulbus dorthin geschafft, aber es sind Ferien, man hätte sich Rufbus bestellen müssen. Also war es schön zu wissen, dass unsere Nachbarin Christina bereit war, ihn zu fahren. Wir sind für dieses Mitdenken und den Einsatz sehr dankbar. Ein schönes Miteinander.
600 € inklusive Trinkgeld hat uns die Reparatur gekostet, war ja schon TÜV im Sommer mit größeren Kosten. Durchschnittlich sind es 2000 € jährlich (ohne Versicherung), die das Auto frisst – ein dickes Kostenbrett… aber auf dem Lande unverzichtbar. Der Beutezug der Woche ist heute wieder machbar😉… Habt alle ein schönes Feiertagswochenende!

Morgen: Halloween… vergesst die Süßigkeiten nicht!

Morgenstunde (1115. Blog-Notat)

Reißende Haut, was sagt mir das? Sie wird nicht mehr ewig halten. Und vielleicht, ja, vielleicht ist das auch gut so, denn so richtig passe ich nicht mehr in diese Zeit, in der gutbürgerliche Töchter über das Stadtbild streiten und den Kanzler einen Rassisten nennen. Und immer noch nachtreten, obwohl die Debatte doch schon längst durch ist. Macht man/frau nicht. Das kommt mir so vor, wie einst einer meinte, „Wir werden euch jagen!“. Habt ihr denn kein Gewissen vor dem Volke? Es gibt so viel zu tun, um das Land zukunftsfähig auszugestalten und gut durch die Transformationen zu bringen. Ich bin es leid, diesen durchsichtigen Machtspielen zuzusehen, es geht um VERANTWORTUNG für das Land! Mein Geduldsfaden ist schon lange gerissen…  was ich sehe, ist skrupellose Machtgier.

Morgenstunde (1114. Blog-Notat)

Ich musste mich vom Schmerz ablenken und habe kleine Formate für das nächste FLYER-KUNST-BUCH gespachtelt. Darüber konnte ich wieder lächeln… Ich baue mich immer über kreative Arbeit wieder auf. Die düsteren Gedanken sind damit natürlich nicht vertrieben, aber ich fasse neuen Mut, dem Elend zu begegnen… Bevor die kleinen Bilder eingeklebt werden, stecke ich sie jetzt für ein paar Stunden in die Presse, um sie zu glätten. Aus der Auto-Werkstatt gibt es noch nichts Endgütiges. Man tippt auf die Benzinpumpe, morgen werden wir mehr wissen…

Morgenstunde (1113. Blog-Notat)

Mein Schutzengel hatte heute Morgen offenbar noch geschlafen. Als ich ans Fenster trat, um der Nachbarin kurz zuzuwinken, streifte der Unterarm nur sacht die Kante der Laibung und: es zerriss die Haut am Ellenbogen, die Wunde groß wie ein 5-Mark-Stück. Pullover und Jacke hatten nix. Was macht man nur mit so einer hauchdünnen Haut? Ich sollte mich nur noch im Qi Gong-Tempo bewegen… aber das ist auch anstrengend. Man sieht nur den Zusammenstoß zwischen Arm und irgendwas länger kommen, aber die Reaktionszeit ist dann ja auch sehr, sehr langsam. Also Wundspray holen, sich noch ne Runde ekeln und schluchzten. Dann weitermachen, wenn auch ein Weilchen eingeschränkt, es ist der rechte Arm, der Alleskönner. Da es kein Draußenwetter ist, wollte ich heute eigentlich beginnen, die Bilder im Bilderspeicher abzuhängen. Das wird erst mal nichts… Ist ja noch kein Frost, kann also noch warten…

Morgenstunde (1112. Blog-Notat)

Die letzte Rose im Hof….

Zweigeteilte Tage: vormittags Weinschnitt, nachmittags zieht das Leben nach innen. Der Regen macht uns schläfrig. Noch so einen Schneideinsatz, dann haben wir den Wildwuchs des Weinstocks wieder im Griff. Es war ein schönes Hand-in-Hand-Arbeiten mit dem Liebsten, meine Energie hatte eine ungewöhnliche Hochform. Ich staune immer noch über die irren Schwankungen. Ansonsten habe ich dieser Tage das Thema für meine Winterklausur 2026 gefunden: Es sollen Miniaturen (Kurzprosa) zu meinen gestalteten Lyrikblättern entstehen.  Nie mehr als 800 Zeichen, so dass zum Bildformat auch ein Textquadrat entsteht. So ist der Plan.
Hier ein Probestück, etwas in der Art soll es werden:

Lebensschönheit

Als ich Kind war, gab es sie noch, die Lebensschönheit. Gemeint ist nicht die Schönheit der Natur, sondern der Gang des Lebens mit diesen berührenden Momenten, von denen ein Menschenleben zehrt. Die Langsamkeit an einem Sonntag schon beim Frühstück. Der mit geerbtem Porzellan gedeckte Tisch, frische Brötchen, Eier im Glas, heiße Schokolade und Kaffee, das ausgedehnte Plaudern miteinander. Keine Termine, nur den Sonntagsbraten und das Schläfchen danach. Zur Kaffeezeit erzählt der Großvater eine Lausbubengeschichte. Später gibt es die 2,50 Mark auf die Hand für die Nachmittagsvorstellung in den Fontanelichtspielen. Währenddessen lieben sich die Eltern und rauchen Zigaretten im Bademantel als wir wiederkommen. Wir wissen warum und kichern verlegen. Bis zum Abendbrot spielen wir Federball mit den Nachbarkindern auf der Straße. Es sind nur wenige Autos unterwegs, nur gut gekleidete Spaziergänger. Das Städtchen ist grau, aber das Kinderlachen überall machte es hell.

Lyrik-Krümel

Gestaltete Lyrik

Morgenstunde (1111. Blog-Notat)

Nun, es gab gute Tage diese Woche. Beste Gartentage und wir haben einiges geschafft, aber heute, Dauerregen, die Luft eine Waschküche, der Atem unterirdisch. Wir waren mit einem Freund in Templin zum Essen verabredet, was auch gut und erfreulich über die Bühne ging. Wenn auch: dünne Luft für mich im „Grünling“, das Lokal war proppenvoll. Danach verrichteten wir schlicht unseren Wocheneinkauf und dort, auf dem Parkplatz von Edeka, sprang plötzlich das Auto nicht mehr an. ADAC anrufen… nach einer Stunde wurden wir zur nächstliegenden Ford-Werkstatt abgeschleppt, die nahm uns nicht an (wir fahren Ford…), weiter zu K&K, dort schläft jetzt unser Auto, bis es Montag ein Mechatroniker betrachten wird. Mal sehen, was es hat und vor allem, was die Reperatur kosten wird.  Der ADAC-Fahrer hatte ein Herz und brachte uns freundlicherweise nach Hause. Es lag an seinem Weg. Beinahe. Wir waren erschlagen nach alle dem, immer diese Schüsse ins Kontor. Der Mann hat uns zum Abschied umarmt… eine gute Seele.

Eine Buchbesprechung

„Simone“ von Anja Reich

Schon der erste Satz von „Simone“ hat mich fast umgehauen: „Einen Tag vor ihrem Tod rief Simone mich noch einmal an.“ Die Autorin Anja Reich fühlte sich seither schuldig, denn sie hatte für die schwierige Freundin wieder einmal keine Zeit. Die atemlosen 90er. Zwanzig Jahre später begibt sich die Journalistin der Berliner Zeitung auf eine emotionale Spurensuche nach dem WARUM Simone vom Hochhaus sprang. Diese rastlose Suche erweckt verschwundenes Ostberliner Leben. Sie spricht mit Freunden, dem Bruder, den Eltern (klassische Kriegskinder), den vielen Liebhabern, mit Therapeuten, Wissenschaftlern und erfährt dabei, weshalb die Freundin so verkorkst durchs Leben eilte. Brüche werden offengelegt: Simone war in einer Wochenkrippe untergebracht. Sieben Wochen alt. Die Eltern arbeiteten an ihren Arztkarieren. Die Gesellschaft erwartete vollen Einsatz, das Kind störte. Wegen eines Umzugs und neuer beruflicher Möglichkeiten landet Simone für Monate bei ihrer tschechischen Großmutter, dieser Sprache nicht mächtig. Hier liegen Simones Wurzeln für ihre extreme Bindungs- und Verlustangst. Emotional ausgehungert wurde sie zu einem besitzergreifenden Wesen, maßlos eifersüchtig.  Der nächste Bruch: die Wende. Autorin Anja Reich fragt sich, nachdem sie bei ihrer Recherche von Simones Klassenfreuden erzählt bekommt, wer sich inzwischen alles umgebracht hat. Könnte es sein, dass ihre Freundin Opfer der Wiedervereinigung war, ob sie den „Systemwechsel nicht verkraftet“ habe. „Das Verschwinden von Autoritäten, Regeln, Normen, Werten und Privilegien, die ihr Leben bis dahin bestimmt hatten… Wie übersteht ein Mensch so etwas?“ Die Freundin gräbt in Simones dunklen Leben, geht dabei über manche Grenze, wird aber am Ende nur loslassen können. Eine sehr spezielle Trauerarbeit. Eine großartige Reportage! Simone wird nur 27 Jahre alt. Ein getriebenes Leben, das Rätsel hinterlässt. Das Buch ist eine Annäherung.

©Petra Elsner

Simone von Anja Reich, ISBN 978-3-7466-4183-6, Taschbuch erschienen im Aufbau Verlag, 14 €