Nix-Kunstpostkarten

Der Herr der Tautropfen aus "Schattengeschichten aus dem Wanderland", gezeichnet von Petra Elsner
Der Herr der Tautropfen aus “Schattengeschichten aus dem Wanderland”,
gezeichnet von Petra Elsner

Ich hatte gerade den Herrn der Tautropfen für meine Schorfheidemärchen erfunden, da rief mich meine Freundin Trilli aus dem Alten Schulhaus in Diensdorf-Radlow am Scharmützelsee ab, ob ich nicht an einer Nix-Ausstellung im Sommer 2009 teinehmen möchte. Da ich gerade für meinen Tautropfennix in alten Sagen gekramt hatte, kam mir das gerade recht, und so zeichnete ich zwei Nixe und erzählte dazu eine alte sorbische Sage neu und bildreicher. Aus den Zeichnungen wurden zwei Postkarten. So kam es, dass sich in meinem Postkartenständer auch Karten befinden, die nichts mit der Schorfheide zu schaffen haben.

Nix als Nachtfürst, gezeichnet von Petra Elsner
Nix als Nachtfürst,
gezeichnet von Petra Elsner
Nix am Scharmützelsee, gezeichnet von Petra Elsner
Nix am Scharmützelsee,
gezeichnet von Petra Elsner

Und hier die Geschichte:

Der Wasserfürst vom Scharmützelsee
In einer Mittsommernacht ritt der alte Nix auf seinem Wellenross über

den Scharmützelsee. Er grummelte so dumpf wie die Gewitterfront in
seinem Nacken. Seine schönen Töchter waren vom Mittsommernachtsball noch
nicht zurückgekehrt, und der Wasserfürst fürchtete das Schlimmste.
Würden sie sich in einen Menschenmann verlieben, verlören sie ihre
Unsterblichkeit.
Der alte Nix hasste jene helle Nacht, in der sich  seine Töchter ihrer Flossen entledigten, um in Mädchengestalt zu tanzen.  Wütend peitschte er das Wasser, das sich dabei zu einer mächtigen Welle auftürmte, die zwei entsetzte Fischer mit ihren kleinen Booten ins  Schilf schickte. Kopfschüttelnd sahen sie dem alten Zausel nach, der mit wehendem Leinenjäckchen und rotem Krönchen seinem väterlichen Zorn frönte.
Zwischen Diensdorf und Radlow tanzten die Nixen mit dem Wind
über die sumpfigen Wiesen, die so zart gesprenkelt blühten, als hätte
ein Maler Hand angelegt. Ihre weißen Gewänder flatterten wie Segel.
Längst klebten ihre Tanzpartner Halt suchend an knorrigen Weiden, als
der Nix vor sie hin schwappte und sehr bös dröhnte: „Es mag ja sein,
dass der Sonnengott in dieser Nacht seine höchste Macht erreicht hat,
aber alles, was aufstrebt, wird auch wieder sinken, und ihr, meine
Töchter, seid Kinder des Wasserfürsten und habt nur ihm zu gehorchen.“
Die jungen Nixen aber waren so verzückt von der Fülle der Zeit und den
schönen Jünglingen, dass sie nicht gewillt waren, ihrem Vater sogleich
zu gehorchen. Nein, einmal nur, wollten sie ein loderndes
Sonnenwendfeuer erleben und schweigend sieben Sorten wilder Blumen von
sieben verschiedenen Wiesen pflücken, um zu erfahren, wen sie freien
werden. Sie kicherten und entschwanden in den Holunderbüschen.
Da schickte ihnen der Nix einen mächtigen Schwall. Das Feuer zischte und
das Wasser flutete die Wiesen, in denen nicht nur seine Töchter Blumen
suchen. Es sah so aus, als würde der See das Land nehmen wollen. Blitze
zuckten, und Wind peitschte die Wellen. Von den Fluten eingeholt,
wuchsen den Nixtöchtern augenblicklich wieder Flossen.
Fortan hatten  die Nixen ländliches Tanzverbot, und damit sie sich daran auch halten, streift der alte Nix seither von Sommerfest zu Sommerfest. Gut
verkleidet, allein am feuchten Saume seiner Jacke kann man ihn erkennen.

© Petra Elsner

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