Noch eine Woche bis zur Wahl und zum ersten Mal in meinem Leben weiß ich nicht, wem ich meine Stimme geben soll. Ich bin in den medialen Arenen der alten Eliten keinem begegnet, der auch nur annähernd Antworten auf die Herausforderungen unserer unruhigen Welt hervorgebracht hätte. Stattdessen haben wir hemmungslose und gefährliche Umarmungen im traditionellen Parteiensystem erlebt. Ein gegenseitiges Festhalten in Zeiten der Eruption der welkenden Machtgebilde. Keiner hat wirklich etwas vorgelegt, das sich den Problemen Deutschlands und Welt kreativ stellt. Der einzige, der mich gestern wirklich erstaunte, war Lindner mit seiner freien Rede ohne Pult und Block. Bemerkenswert, aber auch er hatte keine tiefgründige Zukunftsvision, die in den Technikschüben und geopolitischen Konflikten bestehen könnte.
Wir leben in einer Zeit der Mogelpackungen. Wie bei Volkswagen wird eher ein Schleichpfand mit Nebenwirkungen gegangen, als die Probleme der Erneuerung und des Wandels anzupacken. Viele Menschen sind längst mit ihren empirischen Erfahrungen den Politikern voraus und gerade deshalb so unduldsam gegen Phrasendrescherei geworden. Ich gehe einstweilen in die innere Klausur, um meine Wahrnehmungen zu schärfen – in freier Selbstbestimmung.
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