Morgenstunde (988. Blog-Notat)

Alles zurück auf Anfang. Donnerstag sollte die Beerdigung der Schwiegermutter stattfinden. Nun ist heute Nacht der Schwiegervater gestorben. Wir sind gefasst, denn er war letzte Woche zeitweise schon gar nicht mehr ansprechbar und es war sein letzter Herzenswunsch, mit seiner Frau gemeinsam beerdigt zu werden. Das wird nun so sein. Wir sind mit dem Absagen und der Neuplanung beschäftigt – was für ein grausliges Jahr. Der Liebste raucht Kette. Sein Verstand raunt, sie haben sich lange genug gequält, aber das Herz schmerzt verwaist. Er ist nicht mehr jemandes Kind, das muss man erst einmal erfassen. Die Eltern-Zeiten sind vorbei…

Uferlose Liebe

Als sie ging
blieb ein stiller Schatten
der ließ die Tür noch
einen Spalt weit offen
So konnte er ihr
kaum später nachfolgen
seiner Liebe
über den Tod hinaus.

(pe)

Morgenstunde (987. Blog-Notat)

Tag 24 in diesem Stützschuh. Freitag wurden die Fäden gezogen, was eine ziemlich unsanfte Zieperei war. Nun muss der Knochen einfach weiter Heilen, am 7. Oktober soll der Schuh abkommen. Die Zeit dehnt sich und sie ist ohne kreative Geistesblitze. Die kreativen Momente sind und waren es, die mich immer wieder aus irgendeiner Schwere gezogen haben, sie bleiben aus. Stattdessen – stille Leere. Wie verordnet. Ein dröges Hin und Her auf Rädern. Sowas gab es noch nie in meinem ganzen Leben. Wenigsten gelingt das tägliche Kochen, aber ich sehe die allgemeine Überforderung des Liebsten. Er hat diese Routine nicht, die täglich wiederkehrenden Verrichtungen zu bewältigen, ohne dass sie zum Maß aller Dinge werden. Irgendwann wird das hinter uns liegen.
Seltsamerweise fallen mir dieser Tage stets Bücher in die Hand, in denen die Kinder der Vertriebenen aus Schlesien, Böhmen und den Sudeten plötzlich über die späten Folgen reflektieren. Es geht mir auch so, zumal mein Sohn sich nun fragt, weshalb in manchen Familien kein Wohlstand gelingt. Dann muss ich ihm erklären, dass meine Großmutter ja „nur“ Weberin war. Ihre Lebensleistung steckte in ihrem Häuschen, dass sie zurücklassen musste. Ihr Mann kam mit TB aus dem Krieg und starb in einem Seuchenhaus 1949. Die Generation meiner Eltern gehörte aus purer Überlebensfreude zu so einer Feiergeneration, die alles immer gleich verprasste. Am Monatsende wurde es oft knapp, obwohl sie gute Berufe ausübten.  Mein Reichtum ist die Kreativität, ein anderes Erbe gab es in meiner Familie nie, es wird ausreichen…

Morgenstunde (986. Blog-Notat)

Endlich Regen. Gestern stand stickige Hitze dick im Haus, unverträglich. Die 33 Grad vor der Tür waren einfach zu viel für unsere müden Körper und das Hirn. Ich hangele mich durch die Tage: Auf einem Bein Abwaschen. Kochen mit Zureichungen. Den Liebsten unterstützen so gut es eben geht. Es geht nicht gut. Dazwischen Training gegen den erschreckenden Muskelschwund. Dieser Beinbruch macht mich platt. Die Grundstimmung ist einigermaßen angekratzt. Das viele Sitzen mit gestrecktem Bein, hat den Ischias aufjaulen lassen, als wenn‘s nicht schon genug wäre… Inzwischen sechs Bücher gelesen. Seltsamerweise erzählten die letzten aus kindlicher Perspektive, das ist nicht so meins. Aber „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens hat mich tief berührt. Kann diese irre Geschichte nur weiterempfehlen. Wer im Dorf es möchte – ich leihe es gerne aus…

Morgenstunde (985. Blog-Notat)

Der Garten vertrocknet in den Hitzetagen dieses Spätsommers. Das Gemüse will darin nicht mehr wachsen, obwohl der Liebste abends ein wenig gießt. Die Beinwellstaude ist versenkt, das alte Knochenkraut könnte ich jetzt gut gebrauchen.. Der Liebste ist gehetzt, zwischen all den Verrichtungen, seinen und meinen. Es bleibt viel liegen, ich auch mit ausgestrecktem Bein auf dem Sofa…
Am 19. September ist die Beerdigung der Mutter. Wir haben den Friedhofsvertrag geschlossen, Redematerial für den Pfarrer mit persönlichen Empfindungen zusammengestellt. Trauerlieder ausgesucht, den Kartentext und ein Motiv dazu gefunden. Alles andere hatte der Vater schon vorbereitet – vor drei Jahren, als die Ärzte ihm dazu rieten. Seither hieß es immer: „Bis Weihnachten wird sie es nicht schaffen…“ Man soll nicht unken, die Lebensgeister ticken mit unbestimmter Energie. Heute habe ich die Übernachtung in einer kleinen Pension in Aue gebucht. Ich werde nicht mitfahren können, komme all die Treppen nicht rauf. Das operierte Bein darf noch nicht belastet werden… Das bekümmert mich, aber es lässt sich nicht ändern. Den Ostseeurlaub Ende September haben wir gecancelt…

Morgenstunde (984. Blog-Notat)

Als ich Dienstag heimkam, träumte ich von Kraft, die ich nach der OP des Wadenbeinbruchs nicht hatte. Für Krücken viel zu schwach, hoppelte ich gestützt auf einen Rollator ins Haus von Zimmer zu Zimmer, ins Bad und schließlich aufs Sofa. Mein Dauerparkplatz. Im von Benno geborgten Rollstuhl fuhr mich der Liebste in den Garten, wo ich den vordersten Bereich zu gießen versuchte. Ein Witz, denn die Wasserhähne der Schläuche befinden sich in für mich unzugänglichen Ecken… nachmittags tranken wir Kaffee unter dem Glasdach. Schmetterlinge segelten über den Efeublüten. Das Leben atmete in diesem kleinen Moment reine Schönheit. Aber dann kam der Hammer: Füße dick, am gebrochenen Bein und auch an dem verstauchten. Schmerzhafte Stehversuche am Rollator. Das Wadenbein ist vom medizinischen Stützschuh von blauen Flecken übersäht. Dessen Manschette klumpte, weil man im Krankenhaus sie nicht vakuumisierte. „Machen wir hier nicht“, mit dem Ergebnis, das ich schwere Druckstellen bekam. Das Vakuum haben wir Zuhause hinbekommen… Die Druckstellen müssen nun erst abklingen, bevor ich schmerzfrei werden kann. Hätte nicht sein müssen… Also Beine hoch und Ruhe bewahren und aufpassen, dass der Liebste nicht überfordert wird. Meine Kommunikation leidet derweil, kann keine 10 Minuten am Computer hocken… habt ein Nachsehen mit mir 😊

Morgenstunde (983. Blog-Notat)

Rote Hasel.

Die nachfolgenden Tage zerfließen seltsam zäh. Neue Worte wie „Bestattergespräch“ oder „Trauerportal“ springen in unseren Spätsommer. Gedämpfte Zeit. Der Liebste bringt Mittwochnacht Säcke mit Mutters Kleindung mit aus Aue. Sichten. Entsorgen. Ihr Schrank im Pflegeheim musste geräumt werden. Wenn es sich machen lässt, zieht der Vater in den nächsten Tagen noch einmal um, in ein Einzelzimmer. Er will nicht irgendjemandes Gesellschaft. Verständlich. Das Bürokratische hingegen nimmt sich Zeit. Ohne Sterbeurkunde lässt sich nicht viel machen, die braucht etwa zehn Tage, sagt man uns. Schon mal den Text für die Traueranzeige schreiben. Die Beerdigung auf dem Waldfriedhof Erzgebirge wird erst in 6 bis 8 Wochen sein. Dann ist es schon Herbst…

Morgenstunde (982 Blog-Notat)

Unsere Mutter (94) ist gestern gestorben. Sie war zuletzt nur noch ein schwaches Seelchen. Kaum 30 Kilo. Es hat uns gejammert, sie so zu sehen. Nun ist sie erlöst und der Vater allein. Wir haben uns zu kümmern, der Blog ruht derweil…

Morgenstunde (981. Blog-Notat)

Wer mir hier zurzeit zusieht, muss doch denken: Schon wieder Weihnachten? Ein Tick. Na ja, wohl auch, aber in dieser Schwebe mit den Eltern, die gehen wollen, das Essen einstellen, zurückrudern, dann wieder nicht oder nur vergessen… Es besetzt derzeit unsere Köpfe und hält uns emotional auf Trab. Beim Lesen kann ich mich nicht konzentrieren, lange Texte schreiben, geht auch nicht. Nach Bildern fragt in diesem Sommer keine Seele (wie ich erfuhr, auch in anderen Ateliers), da kann man schon mal nützlicher Weise die Weihnachtsproduktion beginnen. Titel 18: „Heimlichkeiten“ ist schon in der Form. Diesmal ging das Layouten pfeilschnell. Kein Wunder, hab ja gerade die Sommerproduktion hinter mir und den Dreh raus. Es half mir stundenweise, mich abzulenken. Bitte diesen 18. Titel nicht ordern, es sind meine Geschenke zum Fest, wie jedes Jahr…

Morgenstunde (980. Blog-Notat)

Auf 13 Grad ist die Wassertemperatur über Nacht gestiegen. Das Brunnenwasser (haben uns unsere Nachbarn spendiert 😊! Nochmals DANKE dafür!) misst erdkühle 6 Grad. Bin gespannt, wie lange es zum Erwärmen braucht. Heute kommt das Chlor hinein und die Umwälzpumpe wird angeschlossen. Fertig. Ein bisschen schief ist der Wasserstand doch noch, denn das Gewicht drückt die Unterlagen zusammen. Als wir mit dem Befüllen begannen, sagte die Wasserwaage: Alles gerade… Nun, ich hoffe, es hält und die sommerliche Abkühlung kann kommen. Nächstes Jahr sind wir schlauer. Wie sich doch die Gartennutzung wandelt, wenn darin nicht mehr die Öffentlichkeit spaziert. Lesegarten – alles Geschichte. Aber das passt alles zu meinem körperlichen Zustand. Wurzelwesen werde ich dennoch verstecken… Jede Kohlrabiknolle spendiert herrliche Wuschelwurzelköpfe. Bohrloch rein und aufgespießt und schon wispert da was 😊…

Morgenstunde (979. Blog-Notat)

Manchmal oder doch eher meistens gehen die Dinge nicht so einfach, wie leichtfertig gedacht. Ja, am Freitagmittag kam nun endlich die Poolfolie. Aber einfach aufstellen und Wasser rein, is nicht. Das Schwierigste (weil kraftraubend) ist, die Falten der Bodenfolie glatt zu ziehen. Schnell zeigte sich, unsere Bodenausgleichsversuche (ein paar Karren Sand und alte Strohmatten) erwiesen sich als zu dünn gedacht. Ach, wenn die Spontanideen so richtig ausarten… Das Ding muss halbwegs waagerecht stehen, sonst bekommt die Füllung Schlagseite… und so schieben wir zwischen die zwei Bodenplanen alles Mögliche über die leicht abschüssige Seite: dicke Kartone und Finnpappen. Manno, die Sache war wirklich nicht gut vorbereitet. In unseren Gärten stranden die Ausläufer der Sander aus der Schorfheide, da ist nichts gerade, hätten wir wissen müssen. Tja, mal sehen, was sich heute noch für den Ausgleich findet… Schönen Sonntag noch allerseits.