Morgenstunde (1092. Blog-Notat)

Es war gestern einfach verwunschen schön, in diesen herrlichen Pfarrgarten einzutreten und unter uralten Bäumen Micha Seidel und seiner Band zu lauschen. Wie so oft „Ziemlich beste Lieder“. Pfarrerin Anne Lauschus hatte sich die Band zu ihrem Abschied von Tornow gewünscht und es wurde genüsslich, sinnlich, frech und maßvoll spitz über die Zeit gesungen, in der wir alle leben. Da trafen Blasen aufeinander, aber sie platzten nicht. Manche ließ nur die Mundwinkel fallen, für ein kleines Weilchen, denn der Micha fängt auch jene wieder ein, weil er so ungeschützt, mit offenem Herzen an der Bühnenrampe seine Lieder intoniert. Wir waren begeistert und beseelt und Danken sehr!

Eine Besprechung

Seidel Singt, ziemlich beste Lieder

Wenn Micha Seidel singt, juckt einem ungebeten die Tanzsohle.  Aber diese Scheibe „Seidel Singt, ziemlich beste Lieder“ ist viel mehr als „nur“ tanzbar. Manch‘ Liebeslied („Außer Dir“) hat das Potenzial zum Ohrwurm. In 14 Songs mischt der Süden sich mit dem Norden. Seidels musikalischer Kompass flimmert zwischen Polka-Pop („Wer weiß, wer weiß“), ein bisschen Rock, Klezmer („Die Reuse“) und Folk – Weltmusik mit charismatischen Texten. Da verschmelzen Pointen des Comedians mit dem Tiefsinn eines Liedermachers, zeichnet der Gehalt einer Landliebe Heimat im besten Sinne. Michael Seidel (bekannt durch Ex-Arbeiterfolk, Schauorchester Ungelenk oder als Frontmann von Polkaholix) hat sich in der Corona-Zeit eine Eigenproduktion (Musik und Texte) gegönnt (mutig!), bei der ihm große Musiker- und Künstlerfreunde mit ihren Talenten beistanden. Mit 58 Jahren schuf er so sein erstes Solo-Album. Gerade ist die CD bei BuschFunk erschienen. Möge es die Radiowelt wahrnehmen, denn diese Scheibe färbt sich aus dem Klang-Kosmos unserer Zeit. (pe)

Eine pralle Klangzeit, die aus der weiten Landschaft am schönen Wentowsee entsprungen ist.