Die Pforte zur Wildnis

Verwunschen schön war sie schon immer, die Schorfheide, mit ihren weiten Eichen-, Kiefern- und Buchenwäldern. Sie ist heute das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands und Teil des UNESCO geschützten Biosphärenreservates Schorfheide – Chorin. Nach dessen Bildung im Jahre 1990, wurde das alte Naturschutzgebiet auf 290 Hektar erweitert und zur Schutzzone I (Kernzone) erklärt. Eine Schutzzone II von 600 Hektar umgibt dieses Totalreservat. Insgesamt 129 161 Hektar hügelige Offenlandschaft, Wälder, Sander, Urstromtäler, mehr als 1000 Moore, etwa 240 Seen und Sölle gehören zum Reservat.

Buchenwald in der Schorfheide. Foto: Lutz Reinhardt
Buchenwald in der Schorfheide.
Foto: Lutz Reinhardt

Ein hoher Wildbestand macht diesen Heidwald bis heute zu einem attraktiven Jagdgebiet. Aber weil das Land immer schon dünn besiedelt war, findet der Naturfreund hier auch viele bedrohte Tierarten wie den Seeadler, Kranich, Reiher, Sumpfschildkröte, Rotbauchunke und Mufflon vor. Viele gut ausgebaute Rad- und Wanderwege ermöglichen es den Besuchern, diese einzigartige Natur zu erleben. Und wer sich nicht allein in diesen großen Wald traut, dem seinen die vielen Themenwanderungen u. a. des Naturparks Barnim (www.grossschutzgebiete.brandenburg.de)  oder der Naturwacht angetragen. Zum Beispiel eine Moorgeister-Wanderung zum Plagefenn, Brandenburgs ältestes Naturschutzgebiet, heute im Herzen der Biosphäre gelegen. Über 100 Jahre ist es schon alt.
Trophäen und Jagdgeschichte:
Die Jagd und deren Auswüchse ist das große Thema des Schorfheidemuseum in Groß Schönebeck. Es war einst Jagdschloss des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm und enthält heute eine Exposition über die Geschichte der Wald – und Forstwirtschaft dieser Region. Daneben wird die Jagdgeschichte aller Epochen gezeigt. Der Besucher entdeckt im Schloss wertvolle Präparate und Trophäen einstiger Herrscher ebenso wie Alltagsgegenstände der regionalen Forst und Waldseefischerei. Daneben befindet sich unter diesem Dach eine kleine Dauerausstellung, die sich aus dem Nachlass des Boxers Max Schmeling speist. Im Frühjahr 2009 eröffnet gegenüber dem Schloss eine modernisierte Museumsscheune zum Thema „Jagd und Macht“ eine neue Präsentation, die bisher unbekannte Fakten über das Wirken einst Mächtiger im Jagdgebiet Schorfheide ausstellt.
Wo der Wolf heult:
Hinter Groß Schönebeck öffnet die Natur ihre die Pforte zu ihrer geschützten Sphäre. Vom Bahnhof Groß Schönebeck, den die Heidekrautbahn von Berlin aus ansteuert, führt abseits des Straßenverkehrs ein Wanderweg direkt zum Wildpark Schorfheide. An jedem Tag des Jahres können auf dem 90 Hektar großen Areal von 9 bis 17 Uhr einheimische Wildtiere in natürlichen Großgehegen beobachtet werden. Festes Schuhwerk und ein kleines Fernglas sind empfehlenswert für den zweistündigen Rundgang, auf dem Fischotter, Wollschwein, Landschaf, Wildschwein, Przewalski-Pferd, Englisches Parkrind, Dammwild, Wisent, Elch, Rotwild, Heck Rind, Exmoor Ponny, Mufflon, Waschbär… und natürlich der große Beutegreifer – der Wolf zu sehen sind. Man kann ganz individuelle und altersbezogene Führungen ordern, von der Entwicklung der Haustierrassen bis hin zu den viel gerühmten „Vollmond-Wolfsnächten“. Das Besucherhaus lädt zum Verweilen ein, hier finden sich große Sonnenterrasse, kleiner Streichelzoo und die empfehlenswerte Kräuterküche, die ganztags Wildgerichte zu günstigen Preisen serviert. In den Gasträumen und im Dörfchen mit Kräutergarten, Feuerplatz, Köhlerhütte und Fischräucherei kann auch privat gefeiert werden. Besonders reizvoll und speziell sind die Feste im Wildpark.

Wolf im Wildpark. Foto: Lutz Reinhardt
Wolf im Wildpark.
Foto: Lutz Reinhardt

Weitere nahe Ausflugsziele: Das Kutschenmuseum der Familie Bohm in der Ernst-Thälmann-Straße 4

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Reportagen aus dem Schorfheidewald: Die Alphafrau

„Zickenliebe“: „Ich verteile meine Liebe ganz gerecht auf alle Tiere, auch auf die kleinen Ziegen“, erklärt Imke Heyter. Wer den Wildpark besucht, für den empfiehlt sich festes Schuhwerk und ein Fernglas. Der Rundgang dauert mindestens 2 Stunden. Ganztägig gibt’s hier im Restaurant warme Küche., Foto: Lutz Reinhardt
„Zickenliebe“: „Ich verteile meine Liebe ganz gerecht auf alle Tiere, auch auf die kleinen Ziegen“, erklärt Imke Heyter. Wer den Wildpark besucht, für den empfiehlt sich festes Schuhwerk und ein Fernglas. Der Rundgang dauert mindestens 2 Stunden. Ganztägig gibt’s hier im Restaurant warme Küche.,
Foto: Lutz Reinhardt

Imke Heyter, Chefin des Wildparktes Schorfheide in Groß Schönebeck

Wer neben der Alphafrau steht, spürt sie, ihre gute Energie und ahnt, mit ihr kann man Bäume ausreißen, und auch – was Imke Heyter will, wird sie bekommen. Als ich ihr das erste Mal Ende der 90er Jahre begegnete, war noch ihr Vater Dr. Frank Heyter Chef des jungen Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck und sie seine Assistentin. Da war sie noch eine Zarte und mehr Staunende als Wissende. Anfang der Neunziger hatte der Vater mit ihr vor einer weiten landwirtschaftlicher Brache gestanden, und ihr seine Vision umrissen: Dort kommen die Wisente hin, dort die Exmoor Ponnys … und dort die Elche. Die wurde ab 21. April 1996, nach dem 1. Spatenstich, langsam Wirklichkeit. Inzwischen hat Imke Heyter Tourismus in Westfalen studiert und anschließend noch beim Jugendreiseveranstalter Reiseverkehrsfrau gelernt. Seit ihr Vater in Rente 2005 ist, führt sie den Park in seinem Sinne weiter.
Fast schwerelos klingt es, wenn die Imke von ihrer Aufgabe schwärmt: „Für mich ist es der schönste Arbeitsplatz der Welt, ich möchte nicht tauschen, auch wenn man sehr gebunden ist. 365 Tage im Jahr ist der 100 Hektar große Wildpark für die Besucher geöffnet. Da übernimmt man Tag und Nacht Verantwortung für die Tiere, alle Angestellten und nicht zuletzt auch für die Besucher. Man lebt es, oder man lässt es, etwas dazwischen gibt es nicht. Trotz Freude und Spaß an der Arbeit, geht es nur mit einem wirklich guten Team. Ich habe Mitarbeiter, die mit Leib und Seele dabei sind, und nicht streng auf die Uhr gucken. Alle sind fest angestellt. Ich halte nichts davon, Mitarbeiter im Winter zu entlassen. Wir sind hier in der strukturschwachen Region des Barnims, da hängt an jedem, der noch Arbeit hat, meist eine ganze Familie. Es gibt fast keine Fluktuation, wer sich bewährt, der bleibt.“
Seit 18 Jahren macht sich der weitläufige und unglaublich schöne Wildpark einen Namen in der Region. 80 Prozent der Gäste kommen aus Berlin, die Brandenburger immer, wenn sie Besuch haben. Anders ist es bei ihren sehr besonderen und fantasievollen Festen, da kommen auch die Einheimischen. Seit 2009 machen die Vollmondwolfsnächte von sich reden. Die Termine sind meist ausgebucht, deshalb gab und gibt es Zusatztermine auch über die kalendarischen Vollmondnächte hinaus. Imke lächelt: „Wölfe heulen nicht nur bei Vollmond, sie heulen selbst bei Tag. Aber ein bisschen Glück gehört dazu. Wir möchten ein authentisches Naturerlebnis bieten. Unser Angebot ist das europäische Wildtier, welches hier früher mal heimisch war oder wieder ist – präsentiert in einem natürlichen Großgehege. Das ist unsere Marktlücke aus der wir eigenwirtschaftlich agieren.“
Der Wildpark lebt von den Eintrittsgeldern und von dem, was die Gastronomie mit ihrer speziellen Wild- und Kräuterküche im Besucherhaus erwirtschaftet, denn die Chefin versteht es, die Park-Idee auszukleiden: Mit Spezialführungen für jedes Alter, Streichelzoo, Waldspielplatz, Kräutergarten, Fischräucherei usw. „Die attraktivsten Tiere sind zurzeit natürlich die Wölfe. Es sind vornehmlich die großen Beutegreifer, die die Besucher locken. Ich selber verteile meine Liebe ganz gerecht auf alle Tiere. Meine Favoriten sind schon Elche, Wölfe, Luchse, aber alle anderen auch“, verrät Imke Heyter
Die gebürtige Eberswalderin schwärmt: „Brandenburg aber ist meine Heimat, und ich finde es extrem schön. In den sechs Jahren, in denen ich in Westfalen lebte, habe ich erst festgestellt, WIE schön Brandenburg ist. Und ich finde es wichtig, dass die Leute in der Region bleiben und nicht alle abwandern.“ Auch deshalb arbeitet Imke Heyter raumgreifend an ihren Projekten, aber schauen Sie doch einfach selbst einmal nach den wilden Tieren in Groß Schönebeck.

Wildpark Schorfheide, Prenzlauer Straße 16, 16244 Groß Schönebeck, Tel: 033393 65855, Infos im Internet unter: www.wildpark-schorfheide.de

 

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