Eine Buchbesprechung

Die im Regenbogen wohnten
von Eckhard Mieder

Gut 30 Jahre nach dem Sommer 1989 stieg der Autor Eckhard Mieder noch einmal hinab in das „labyrinthische Denkgelände“ jener Tage, um mit Abstand diese Zeit zu betrachten. Das war gewagt. Denn natürlich war die Gefahr gegeben, dass eine neuerliche Draufsicht altklug daherkommt. Aber das wäre nicht Mieder, der sich herumquält mit dem Leben und Authentizität herausschälen will. Sein neuer Roman „Die im Regenbogen wohnten“ schafft das perfekt. Er erzählt auf 360 Seiten aus dem Leben einer Ostberliner Abiturklasse und von der Liebe zwischen Vera und dem neuen Mitschüler. Dem bemerkenswerten Gadji, Sohn eines sowjetischen Offiziers. Doch die Zeit und all ihre Gewissheiten geraten mit der Wende ins Wanken. Für Vera, die die Veränderungen eher verstören, sprechen die alten und neuen politischen Akteure mit gleichem Vokabular. Sie ist skeptisch, fast ablehnend gegenüber dem Engagement der Mutter. Ihre Denkunterschiede werden erst später eine neue Sprachmelodie bekommen. Aber dann werden ihr Land und Gadji schon für immer verschwunden sein.

Nicht schon wieder „Wende“, wird der eine oder andere abwehren. Aber es lohnt sich, in den Sog des spannenden Buches zu geraten. Allein deshalb, weil diese dichte Zeit ganz genau aufgebröselt wird. Der Autor hält sich streng an Fakten und so gelingt es ihm, ein neu akzentuiertes Kapitel deutscher Geschichte aus der Sicht junger Erwachsener aufzuschlagen.

©Petra Elsner

Credits:
Eckhard Mieder
Die im Regenbogen wohnten
erschienen im Verlag am Park
Roman, 362 Seiten, Taschenbuch, 23 €
ISBN 978-3-89793-381-1

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