Morgenstunde (1103. Blog-Notat)

Einen Korb Steinpilze brachte der Liebste gestern nach Hause, geputzt und geschnippelt liegen jetzt vier Trockensiebe auf den Fensterbrettern über den Heizungen. Es duftet nach Wald. Das wird der Wintervorrat für die Soßen.

Im Postfach fand ich morgens eine Anfrage von einer italienischen Literaturzeitschrift, nach einem bestimmten Foto, das eine Besprechung des Buches „Stern 111“ von Lutz Seiler illustrieren könnte. Natürlich honorarlos… so sind die Zeiten, unanständig. Früher hieß es immer, das Archiv eines Fotografen und/oder Texters bringt die Einnahmen im Alter. Nun, das war einmal… 1992/93 war ich viel mit der Kamera in Berlin-Mitte unterwegs, um Fotos für meine Milieu-Studie zu einem Jugendbuch aufzunehmen. Analog und selbst entwickelt. Die Szenen agierten im rechtsfreien Raum und mir war klar, das ist einzigartig und nur ein Moment. Die Bilder sind heute Dokumente jener wilden Stadtkultur und Selbstfindung. Einige Details habe ich übrigens im Blog unter Berlins alte Haut veröffentlicht. Das Fotopapier und Filme kaufte ich immer bei Foto-Klinke in der Winsstraße, wo ich meinen Liebsten, der hier Fachverkäufer war, entdeckte. Heute haben wir Hochzeitstag…

Berlins alte Haut: Zwischen Schrott und Stein

Anfang der 90er Jahre war ich mit der Kamera in Berlins Herzen unterwegs. Zu Recherchen für mein erstes Buch „Glatze und Palituch“ oder wie die Griechen (die es schlussendlich druckten) es später nannten „Ausgegrenzte Generation“.
Dieses Kunsthaus im Foto unten aus der Auguststraße flaggte etwas symbolträchtiges für mich. Ich fühlte mich angestiftet. Was waren wir wach in diesen Tagen, schlaflos fast ein ganzes Jahrzehnt. Einen kleinen Teil dieser Bilderblicke, möchte ich Euch hier zeigen. Alles noch selbst entwickelt  …
Am Ende des Jahres war das Buch geschrieben und aus den Schnappschüssen wurde eine eigenständige Ausstellung in der damaligen Galerie „Im 3. Stock“ des Scheunenviertel e.V. in der Rosenthaler Straße 38 (VH).
Mit dem Fotografen Ulrich Burchert zeigte ich Kiezleben aus zwei verschiedenen Jahrzehnten. Zwei Bild-Essays zur Renaissance, zum Wandel und Vergehen des ältesten Berliner Kiezes „Spandauer Vorstadt“.  Burchert stellte Bilder aus, die die 70er Jahre im Hinterhof vorstellten, ich die Momente eines Schwebezustandes oder Zwischenlebens, bizarr wie die Zeit. „Kunstzeit zwischen Schrott & Stein“ hieß die Schau …