Tannmütterlein erzähl!

Karin Schulze hat für sich das Darstellende Vorlesen als probates Mittel entdeckt, eine Sache für alle Sinne erfahrbar zu machen. Wenn das Tannmütterlein auftritt, erklärt es den Kita-Kindern immer ein Wildkraut. Erst wenn sie viele Kräuter kennen, gehen sie selbst hinaus, um sie zu sammeln. Foto: Lutz Reinhardt
Karin Schulze hat für sich das Darstellende Vorlesen als probates Mittel entdeckt, eine Sache für alle Sinne erfahrbar zu machen. Wenn das Tannmütterlein auftritt, erklärt es den Kita-Kindern immer ein Wildkraut. Erst wenn sie viele Kräuter kennen, gehen sie selbst hinaus, um sie zu sammeln.
Foto: Lutz Reinhardt

Karin Schulze aus dem Schorheidedorf Kappe zaubert Figuren, Kulissen und sinnliche Genüsse:

Hinter den Rabenbergen, tief in der Schorfheide lebt Karin Schulze und zaubert dort ein bisschen – jeden Tag.  Sie kennt jedes Kraut in ihrem Wiesengarten und hat sich ein Kräuterweiblein namens Tannmütterlein gestrickt, das ihr Wissen von der Natur an Kita-Kinder weiter gibt. Die Kräuterkundige ist seit 40 Jahren Erzieherin und hat für sich das Darstellende Vorlesen als bestes Mittel entdeckt, kleine und größere Kinder gleichermaßen  anzusprechen. Für ihre Morgenkreise sucht sie immerzu passende Geschichten, die sie als kunterbuntes, interaktives  Bühnenspiel inszeniert. Alle Sinne soll es treffen. Hier erwachen Hänsel und Gretel, die Raben Kräx und Krox, die Schneefrau Luise … als fein gestrickte Gestalten. Tolle Charakter- oder Blütenköpfe agieren in einem Bühnenbild und die Erzählerin sitzt selbst mittendrin: erzählt, fragt, animiert. Wenn das Tannmütterlein wieder einmal ein neues Kraut vorstellt: Löwenzahn,  Pimpinelle, Giersch, Vogelmiere oder Knoblauchrauke, dann hat die Erzählerin natürlich ein Kräuterbrot dazu gebacken und Wildkräuterbutter angerichtet: Schmecken, riechen, so nistet sich das erklärte Kraut im kindlichen Gedächtnis ein.

Auch mal mit Fingerpuppen kann man einprägend erzählen: Fünf Männlein sind in den Wald gegangen und wollten einen Hasen fangen. Der Erste war so dick wie ein Fass und rief immer: „Wo ist der Has‘? Wo ist der Has‘?“ Der Zweite schrie: „Da, da sitzt er ja!“ Der Dritte war der Längste, aber auch der Bängste. Der fing an zu weinen: „Ich sehe keinen, ich sehe keinen!“ Der Vierte sprach: „Das ist mir zu dumm, ich kehre lieber wieder um!“ Der Kleinste aber, wer hätte das gedacht, der hat den Hasen mit nach Haus‘ gebracht, und alle Leute haben laut gelacht. (Der Autor ist unbekannt, Text stammt von der Internetseite: heilpaedagogik-info.de) Foto: Lutz Reinhardt
Auch mal mit Fingerpuppen kann man einprägend erzählen: Fünf Männlein sind in den Wald gegangen und wollten einen Hasen fangen. Der Erste war so dick wie ein Fass und rief immer: „Wo ist der Has‘? Wo ist der Has‘?“ Der Zweite schrie: „Da, da sitzt er ja!“ Der Dritte war der Längste, aber auch der Bängste. Der fing an zu weinen: „Ich sehe keinen, ich sehe keinen!“ Der Vierte sprach: „Das ist mir zu dumm, ich kehre lieber wieder um!“ Der Kleinste aber, wer hätte das gedacht, der hat den Hasen mit nach Haus‘ gebracht, und alle Leute haben laut gelacht. (Der Autor ist unbekannt, Text stammt von der Internetseite: heilpaedagogik-info.de)
Foto: Lutz Reinhardt

Karin Schulze erklärt: „Das Erzählen oder Vorlesen wird mit verschiedenen Gegenständen ergänzt. So können die Kinder die Geschichten, Märchen oder spezielle Themen mit allen Sinnen erfahren. Riechen, schmecken, hören, fühlen, sehen.  Dabei werden die Morgenkreise für die Kinder noch einmal ganz anders erlebbar. Die besprochenen Themen wirken nachhaltiger, anwendbarer auch auf andere Lebensbereiche und es geschehen Transfers in die Umwelt. In dieser besonderen Erzählatmosphäre kommt die Gruppe zur Ruhe, in der sie dem Geschehen gespannt folgt. Verzaubert tauchen die Kinder ein in die Welt der Fantasie.“
Das ist allerdings nicht einfach mal so geschaffen. Wenn andere vergnüglich beim Sonntagskaffee plaudern, baut Karin Schulze für all das die Kulissen, strickt die Figuren, backt was gebraucht wird. Für die Schneefrau Luise zum Beispiel Schneeflockenplätzchen. Und im Nachtrag des Events fertigt sie eine Wandzeitung mit Fotos vom Morgenkreis für die Kinder zur Erinnerung. Ein mächtiger Aufwand, den die Erzieherin nicht scheut, weil ihr die Freude der Kinder erlebte Akzeptanz zurückgibt. Spürbar auch in herrlicher Vorfreude, wenn die Zwerge rufen: „Oh, Karin, machst du wieder den Morgenkreis! Schön!…“

Karins Puppenspielkorb. Foto: lr
Karins Puppenspielkorb.
Foto: Lutz Reinhardt

Wie sie das so erzählt, beginnt die 61-Jährige zu leuchten und ihre Augen sprühen begeistert. Man spürt das Glück, dass ihr selbst diese eigene Gabe bereitet: Einer Geschichte Gestalt zu geben. Da kann es auch schon mal geschehen, dass sie auf dem Heimweg mit der Heidekrautbahn den Zugbekanntschaften die Geschichte aus dem Morgenkreis abends noch einmal vorspielt. Und ringsherum lauschen viele müde Pendler vergnüglich.
Einen mächtigen Korb voller Figuren hat sie für die vielen Episodenspiele schon geschaffen: Wichtel, Zwerge, Hexen, Tiere und Spielfiguren. Im Grunde könnte die Frau jederzeit eine Puppenbühne eröffnen, aber sie hat anderes im Sinn: Als Privatlehrerin möchte sie gerne Seminare zur Gestaltung von Morgenkreisen anbieten. Das ist eine nahe Zukunftsvision, die als Essenz aus ihrem Berufsleben und ihrem kreativem Schaffen rührt. An einer Zeitschwelle, an der andere eher leiser treten und über ein Rentnerdasein sinnieren, hat diese Frau so ganz andere Dinge auf dem Schirm, nämlich selbst bestimmt ihre Erfahrungsschätze anderen weiter zu geben. Anmeldungen von Interessentinnen hat sie schon.

Petra Elsner

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Mit den Rangern zu den Schätzen der Schorfheide

Das Döllnfließ unweit des Schorfheidedörfchens Kappe. Foto: Lutz Reinhardt
Das Döllnfließ unweit des Schorfheidedörfchens Kappe.
Foto: Lutz Reinhardt

Im Frühling beginnen wieder die Ranger-Erlebnistouren. Bei dieser neunten Offerte führen 27 Entdeckerrouten der Naturwacht quer durch Brandenburg. Mit den kompetenten Rangern in den Großschutzgebieten unterwegs zu sein, bringt eine Ansprache für alle Sinne.

Zugleich schärfen sie den Blick für die regionale Wirtschaftsgeschichte der Menschen. Ins Gebiet der Schorfheide führt beispielsweise die Exkursion „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ am 5. Juni 2016.
Die Tour spürt den Spuren des Wassers nach. Sie folgt dem Lauf des 28 Kilometer langen Döllfließes, zeigt wo für die Flößerei einst seine Mäander begradigt wurden und auch wo man sich heute müht, passagenweise diesen Zustand zurück zu bauen, um das Wasser länger in der Schorfheide zu halten.

Dazu gehört auch die Renaturierung einiger Flächen der Moorlandschaft im Westen dieses berühmten Waldgebietes.

Echter Laubfrosch am Döllnfließ. Foto: pe
Echter Laubfrosch am Döllnfließ.
Foto: peDas Moor als eine Art Schwamm soll wieder die Landschaft mit Nässe versorgen. Alte Namen wie Hagelberger Posse, Punskuhl, Nessellake, Dusterlake und Entenparadies lassen ahnen, wie pitsch-nass das Gebiet einst war.  Die Ranger erklären die 300-jährige Fließgeschichte unterwegs und auch von der Klingelmarie, einer Sagengestalt aus dem Punskuhl an der Döllner Chaussee, wird erzählt.
Döllnfließ Dorfmitte-Kurtschlag. Foto: pe
Döllnfließ Dorfmitte-Kurtschlag. Foto: pe

Bei Klein Dölln demonstriert die Landschaft selbst, wie das Schichtenwasser aus dem Boden eines alten Fließbogens quillt. Ein paar Schritte weiter gibt es originelle Kunst im Wald zu bestaunen, bevor es im Kurtschlager Gasthof „Mittelpunkt der Erde“ zur Mittagseinkehr kommt. Der Nachmittag führt weiter zur „Gewässerschau“ an das Faule Fließ und das Trämmerfließ. Zum Abschluss der gelehrigen wie beschaulichen Tour kann der Gast noch dem Schorfheidemärchen „Dellwog und der Flößer“ auf dem nahen Kurtschlager Künstlerhof  lauschen (das ist bei uns – der Malerin & Autorin und dem Fotografen).

Silberreiher am Döllnfließ. Foto: pe
Silberreiher am Döllnfließ.
Foto: pe

Zu Fuß wäre diese Strecke kaum zu bewältigen, deshalb bringt ein Kleinbus die Teilnehmer zu den Etappen. Gestartet wird am Bahnhof Groß Schönebeck um 9.15 Uhr. Hier unterhält die Naturwacht im Bahnhofsgebäude seit 2012 einen kleinen Ausstellungsplatz. Reinschauen lohnt sich, denn der Ankömmling erfährt hier haargenau, wo er sich befindet. Es ist eine Art Fenster in die Heide. Die zweisprachige Ausstellung im ehemaligen Wartesaal betrachtet Naturräume der Projektpartner im polnischen Drawsko Pomorskie und in der Schorfheide.

Ranger Uwe Schneider erklärt: „Den Weidendom haben wir gerade mit unseren Junior-Rangern, den einstigen Wilden Spürnasen, aufgebaut. Die wilde Fläche neben dem Bahnhofsgebäude von ca. 180 Quadratmetern werden wir in einen Biogarten verwandeln. Quartiere für Insekten sind als nächstes dran.“ Foto: pe
Ranger Uwe Schneider erklärt neben dem Bahnhof in Groß Schönebeck: „Den Weidendom bauen wir gerade mit unseren Junior-Rangern. Die wilde Fläche neben dem Bahnhof von ca. 180 Quadratmetern werden wir in einen Biogarten verwandeln. Quartiere für Insekten sind als nächstes dran.“
Foto: pe

Beide Ausstellungsorte beleben stillgelegte Bahnhofsgemäuer. Wenn im nächsten Jahr die Raumbindung der Schau in Groß Schönebeck ausläuft, bleibt die Naturwacht weiter Mieter am Bahnsteig der Heidekrautbahn und wird hier den Ausstellungsblick in die Schorfheide erweitern.
Wer die Ausstellung zu einem anderen Zeitpunkt besuchen möchte, sollte sich telefonisch ankündigen. Der Ort hat keine feste Betreuung, denn die Ranger sind meist zur Umweltbeobachtung unterwegs im Revier.

Seit über 25 Jahren betreut die Naturwacht das Grundwassernetz in der Schorfheide, in dem gilt es die Grundwasser- und Oberflächenpegel zu messen, um den ökologischen Zustand bewerten zu können.

In der Ausstellung im Bahnhofsgebäude wird über Themenbäume das große Waldlabor in der Schorfheide erklärt. Es ist ein erster Einstieg. Wer mehr wissen will, pilgert weiter ins Schorfheidemuseum.
In der Ausstellung im Bahnhofsgebäude wird über Themenbäume das große Waldlabor in der Schorfheide erklärt. Es ist ein erster Einstieg. Wer mehr wissen will, pilgert weiter ins Schorfheidemuseum.

Als Dienstleister des Großschutzgebietes dreht sich ihr Alltag vor allem um Artenerfassung,  die Umweltbildung in Kitas, Schulen und die Nachwuchsarbeit mit den zehn Junior-Rangers der Waldschule. Und manchmal sie sind einfach nur auf einer individuell gebuchten Führung zu Fuß oder per Rad unterwegs zu den schönsten Schauplätzen in der Natur. Also einfach vor dem Besuch anrufen.
Petra Elsner

Anmeldung und Information: Naturwacht Groß Schönebeck, Telefon: 033393 63819, Mobil: 01705735148,
wildfang@naturwacht.de,

Kosten:       15 € pro  Person, Verpflegung in Gaststätte auf eigene Kosten, Anmeldeschluss ist der 27. Mai 2016.
Telefon: 0170/5735884 oder per Mail:
wildfang@naturwacht.de

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Saisonstart im Wildpark

Imke Heyter, Chefin des Wildparks Schorfheide – Mit langem Atem für den Erhalt der heimischen Arten:

Imke Heyter bei den sechs Luchsen: „Brandenburg aber ist meine Heimat, und ich finde es extrem schön. In den sechs Jahren, in denen ich in Westfalen lebte und studierte, habe ich erst festgestellt, WIE schön Brandenburg ist. Ich finde es wichtig, dass die Leute in der Region bleiben und nicht alle abwandern.“ Auch deshalb arbeitet Imke Heyter raumgreifend an ihren Projekten. Fotos (3): Lutz Reinhardt
Imke Heyter bei den sechs Luchsen: „Brandenburg aber ist meine Heimat, und ich finde es extrem schön. In den sechs Jahren, in denen ich in Westfalen lebte und studierte, habe ich erst festgestellt, WIE schön Brandenburg ist. Ich finde es wichtig, dass die Leute in der Region bleiben und nicht alle abwandern.“ Auch deshalb arbeitet Imke Heyter raumgreifend an ihren Projekten.
Fotos (3): Lutz Reinhardt

Was andere Menschen nur bestaunen, lebt Imke Heyter (43). Mit jeder Faser ihres Seins, schafft sie für den Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck. Beharrlich, unnachgiebig, leidenschaftlich. Seit ihr Vater Dr. Frank Heyter 2005 in den Ruhestand wechselte, führt sie den Park in seinem Sinne weiter.

Die nachhaltige Vision des Begründers nahm vom 21. April 1996 mit dem 1. Spatenstich langsam Gestalt an – das ist bald 20 Jahre her. Grund genug zum Feiern, denn seither macht sich der weitläufige und unglaublich schöne Wildpark einen guten Namen selbst über die Grenzen der Region hinaus.

60 Prozent der Gäste kommen aus Berlin, 35 aus Brandenburger. Anders ist es bei ihren sehr besonderen und fantasievollen Festen, da kommen besonders die Einheimischen. Seit 2009 machen die Vollmondwolfsnächte von sich reden – ungebrochen bis heute. Die Termine sind meist auf Monate ausgebucht. Deshalb gab und gibt es Zusatztermine auch über die kalendarischen Vollmondnächte hinaus.

Imke Heyter lächelt: „Wölfe heulen nicht nur bei Vollmond, sie heulen selbst bei Tag. Aber ein bisschen Glück gehört dazu. Wir möchten ein authentisches Naturerlebnis bieten. Unser Angebot ist das europäische Wildtier, welches hier früher mal heimisch war oder wieder ist – präsentiert in einem natürlichen Großgehege. Das ist unsere Marktlücke, aus der wir eigenwirtschaftlich agieren.“

Bei den lustigen Ottern: Der Wildpark beherbergt ausschließlich Wildtierarten, die in der Schorfheide heimisch sind, wie beispielsweise Wolf, Fischotter, Rotwild, Damwild, Schwarzwild, Muffelwild und Tiere, die bei uns in freier Wildbahn bereits ausgestorben sind, wie Wisent, Elch und Przewalski-Pferd. Außerdem züchten wir seltene, vom Aussterben bedrohte Haustierrassen wie z. B. Englische Parkrinder, Rauhwolliges pommersches Landschaf, Exmoorpony`s und Wollschweine.
Bei den lustigen Ottern: Der Wildpark beherbergt ausschließlich Wildtierarten, die in der Schorfheide heimisch sind, wie beispielsweise Wolf, Fischotter, Rotwild, Damwild, Schwarzwild, Muffelwild und Tiere, die bei uns in freier Wildbahn bereits ausgestorben sind, wie Wisent, Elch und Przewalski-Pferd. Außerdem züchten wir seltene, vom Aussterben bedrohte Haustierrassen wie z. B. Englische Parkrinder, Rauhwolliges pommersches Landschaf, Exmoorpony`s und Wollschweine.

Der Wildpark lebt von den Eintrittsgeldern und von dem, was die Gastronomie mit ihrer speziellen Wild- und Kräuterküche im Besucherhaus erwirtschaftet. Die Chefin versteht es mit der zupackenden Hilfe ihrer 15 Angestellten, die Park-Idee auszukleiden: Mit Spezialführungen für jedes Alter, Streichelzoo, Waldspielplatz, Kräutergarten, Fischräucherei und anderem mehr. „Die attraktivsten Tiere sind zurzeit natürlich die Wölfe. Es sind vornehmlich die großen Beutegreifer, die die Besucher locken. Ich selbst verteile meine Liebe ganz gerecht auf alle Tiere. Natürlich sind meine Favoriten Elche, Wölfe, Luchse aber alle anderen auch“, verrät sie.

In der heutigen Zeit, in der die Welt und das Leben vieler ungewiss ist, sieht die Frau in dem Arial Wildpark auch eine Nische, in der Mitmenschlichkeit noch gelebt wird. Ein unbezahlbares Gut. Hinzu kommt diese spannende Aufgabe. Imke schwärmt: „Für mich ist es der schönste Arbeitsplatz der Welt, ich möchte nicht tauschen, auch wenn man sehr gebunden ist. 365 Tage im Jahr ist der 100 Hektar große Wildpark für die Besucher geöffnet. Da übernimmt man Tag und Nacht Verantwortung für die Tiere, alle Angestellten und nicht zuletzt auch für die Besucher und Tierpaten. Man lebt es, oder man lässt es, etwas dazwischen gibt es nicht. Trotz Freude und Spaß an der Arbeit, geht es nur mit einem wirklich guten Team. Ich habe Mitarbeiter, die mit Leib und Seele dabei sind. Alle sind fest angestellt. Ich halte nichts davon, Mitarbeiter im Winter zu entlassen. Wir sind hier in der strukturschwachen Region des Barnims, da hängt an jedem, der noch Arbeit hat, meist eine ganze Familie. Es gibt fast keine Fluktuation, wer sich bewährt, der bleibt.“

Die Lux-Familie wartet auf die Fütterung.
Die Lux-Familie wartet auf die Fütterung.

20 Jahre ist eine lange Zeit. Da sind neue Gehege gewachsen und auch ein Abenteuerspielplatz für Kinder. Inzwischen gilt es verwitterte Zäune und Dächer zu erneuern. Letztes Jahr wurde das Wisentgehege neu angelegt. Imke Heyter wird nicht müde, Fördermittel zu beantragen und abzurechnen. Ohne das käme die Privatinitiative nicht voran. Zu den Feierlichkeiten am 21. April hat sich Ministerpräsident Dietmar Woidke angesagt. Eine eher interne Feier für die Macher des Wildparks ist geplant. Ein Wochenende später bedankt sich der Wildpark bei all seinen Fans und Dauergästen mit einem Wochenendeinlass zum Kinderpreis. Aber zuvor wird zum Osterfest geladen. Der symbolische Saisonstart wartet wieder von K-Freitag bis Ostermontag mit offener Wolfsnacht, Osterfeuer und dem ganzen üppigen Unterhaltungsprogramm auf, dass die Fangemeinde so sehr liebt. Sie dürfen gern auch mit von der Partie sein. (pe)

Wildpark Schorfheide, Prenzlauer Straße 16, 16244 Groß Schönebeck, Tel: 033393 65855, weitere Infos im modernisierten Internetportal: www.wildpark-schorfheide.de

 

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Der die Stimmen zum Klingen bringt

Ron Randolf im Überschwang. Der musikalische Zauberer stammt aus Richmond, Virginia / USA. Kam in den 70er Jahren mit den US-Streitkräften nach West-Berlin und tauchte tief in der weltbejahende Musikszene jener Zeit ein. 1994 brachte er mit „A Matter of Time“ – ein Gefühlsstrudel - seine erste Solo-CD heraus. Seit 2010 lebt und spielt er mit Conny H1 im musikalischen Duo. Seit 2015 leben sie mit ihren Zwillingen in Groß Schönebeck. Foto: pe
Ron Randolf im Überschwang. Der musikalische Zauberer stammt aus Richmond, Virginia / USA. Kam in den 70er Jahren mit den US-Streitkräften nach West-Berlin und tauchte tief in der weltbejahende Musikszene jener Zeit ein. 1994 brachte er mit „A Matter of Time“ – ein Gefühlsstrudel – seine erste Solo-CD heraus. Seit 2010 lebt und spielt er mit Conny H1 im musikalischen Duo. Seit 2015 leben sie mit ihren Zwillingen in Groß Schönebeck.

Groß Schönebeck. An diesem Montagabend setzen einzeln eintreffende Männer und Frauen ihre Schritte durch die dunkle Nässe im Kirchgarten. Im Gemeindehaus wird gerade Licht. Es ist kurz vor 19.30 Uhr. Ein heiteres Gemurmel tönt in den Flur. In der Winterkirche werden Stühle zum Halbkreis gerückt. Scherzen und Reden. Man hat sich mindestens eine Woche nicht gesehen, ist erwartungsvoll auf die Dosis guter Laune, die man sich gemeinsam aus den Abendstunden pflücken wird. Man sagt diesem jungen Chor nach: „Na ja, einen großen Klang hat er nicht, aber viel Spaß.“ Die dörfliche Nachrede stimmt nur bedingt, was den Klang angeht. Denn schon nach einem Jahr Arbeit mit dem professionellen Vocal Coach Ron Randolf stimmen die Töne. Wie mächtig sie sein können, scheint die Choristen allesamt während der Intonationsübungen zu überraschen. Stille Freude in den Gesichtern, wenn sie Tonsilben durch die verschiedensten Tempi gejagt haben. Aber nicht alle können das leise: In der letzten Reihe herrscht aufgeregtes Getuschel bei den Altstimmen. Der Chorleiter bittet „die starken Stimmen sich besser zu verteilen.“ Zwei Frauen ziehen scheinbar um. Nach dem Stuhltausch trennt nur eine stillere Frau die Plaudertaschen. Listiges Lächeln. Der Meister geht nachsichtig zum Nächsten über. Für die meisten hier war der Tag lang, sie sind müde. Manche schaffen gar nicht die vorgenommenen zwei Probestunden. Sie bleiben, solange sie können und genießen dabei die Gemeinschaft.

Sie entstand als Ron und Conny mit ihren beiden Zwillingen von Zerpenschleuse nach Groß Schönebeck zogen. Nach der Geburt der Kinder wohnten die Vier zu beengt, aber Mietwohnungen gibt es in der ländlichen Gegend wenige. Es war Pfarrer Flade, der dieses Problem sah und handelte. Er besprach sich mit dem Kirchenrat und wenig später zog der Solidario-Laden aus dem fein ausgebauten Dachgeschoss des Gemeindehauses ins unsanierte Erdgeschoss und die Musikerfamilie ein. Seither fühlt sich das Leben für Ron „wie ein Märchen an. Und ich wollte dafür einfach etwas zurückgeben. Die Idee einen modernen, kirchenoffenen Chor zu gründen lag in der Luft. Da rannte Pfarrer Flade gewissermaßen offene Türen mit seiner Frage an den Profi ein.

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Der Kutschenhof in Groß Schönebeck

Schatz – und Sinnsucher haben mancherorts  sehenswerte private Sammlungen zusammengetragen. Zum Beispiel auf dem Vierseitenhof der Familie Bohm in Groß Schönebeck (Schorfheide). Hier befinden sich eine bemerkenswerte Kutschensammlung und eine Bauernstube, die sich von ihrer Opulenz her sehen lassen können.

Der Freizeitlandwirt Jürgen Bohm: Sein Hof steht für Werte und Tugenden der traditionellen Landwirtschaft. Zur Landpartie am 12. Juni und zum Erntedankfest öffnete er einem breiten Publikum sein fein hergerichtetes Gehöft für ein bäuerliches Erlebnis. Foto: Lutz Reinhardt
Der Freizeitlandwirt Jürgen Bohm: Sein Hof steht für Werte und Tugenden der traditionellen Landwirtschaft. Zur Landpartie am 12. Juni und zum Erntedankfest öffnete er einem breiten Publikum sein fein hergerichtetes Gehöft für ein bäuerliches Erlebnis.
Foto: Lutz Reinhardt

Wer einer alteingesessenen Familie angehört und aufbewahrt, was aus der Zeit fiel, der kann, wenn er Platz und Muße hat, bald ein privates Museum vorzeigen, dass locker mit anderen Heimatstuben mithalten kann. Jürgen Bohm (55) gibt den Dingen, die seit 150 Jahren auf dem Hof gebraucht wurden einen Schauplatz, den er auf Wunsch und zu den großen Landfesten öffnet.
Im Dachgeschoss der gut hergerichteten Scheune befindet sich als erstes Ausstellungmotiv des Bauernmuseums: das komplette Schlafzimmer von Oma. Daneben die Aussteuertruhe von Bohms Mutter, die aus Hammer stammte. Eine Ebene weiter füttern historischen Hauswirtschaftsgegenstände einen großen Raum und unter der Dachneigung befindet sich das Spielzeug von Jürgen Bohm und seinem Zwillingsbruder und den anderen drei Geschwistern. Alles sorgsam erhalten, man spürt noch heute, es wurde geachtet und gut behandelt. Die Bohm-Geschwister bilden die fünfte Generation auf dem Hof.

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Mysteriöse Suche nach dem Wolf

Die Märchenhexe Wanda zelebriert ein abenteuerliches Programm für Kinder in Begleitung im BARNIM PANORAMA Naturparkzentrum · Agrarmuseum Wandlitz: 

BU: In der Dämmerung geht die Märchenhexe Wanda (alias Michaela Tiedt-Quandt) mit ihren Gästen auf die Spurensuche nach dem Wolf. Bei Tee oder Kakao erzählt sie im Baumhaus Geschichten, die sich um den sagenumwobenen Isegrim ranken. Foto: Lutz Reinhardt
In der Dämmerung geht die Märchenhexe Wanda (alias Michaela Tiedt-Quandt) mit ihren Gästen auf die Spurensuche nach dem Wolf. Bei Tee oder Kakao erzählt sie im Baumhaus Geschichten, die sich um den sagenumwobenen Isegrim ranken. Foto: Lutz Reinhardt

Wanda tönt und sammelt die Gäste zu ihrer Erlebnistour durch das wunderbare Außengelände des Barnim Panoramas. Mit dem Hexenbesen droht die Waldhexe provokant: „Alle bezahlt? Dann kann ich euch ja gleich wieder auskehren.“ Sie lächelt unter ihren grünen Augenliedern und schon wissen die kindlichen Gäste, die Hexe flunkert nur – oder vielleicht doch nicht?
Die Gruppe schleicht ihr erst einmal etwas skeptisch hinterher, aber Wanda plappert davon, dass ihr Besen gerade Flugverbot hätte, weil er sie abgeworfen hat und sie jetzt humpelt. Dass sei ihr in ihren 200 Lebensjahren noch nicht passiert. Die Kinder hängen an ihren grünen Lippen und folgen ihr in das dunkle, erdige Hexenreich. Es geht durch enge Gehölzgänge hin zu mächtigen Baumgestalten mit ihren ausladenden Wurzelköpfen. Ja, hier nehmen die Märchen und Schauergeschichten Gestalt an, gerade jetzt, wo das Grün in der Landschaft fehlt und sich der Ort braun-grau und knorrig zeigt.
Der Entdeckerpfad des Barnim Panoramas existiert seit Oktober 2014. 150 Meter ist er lang und im Januar matschig-schlammig. Den Kindern macht das nichts, sie stapfen mutig von Windlicht zu Windlicht, bei denen sie Knochen und große Gebisse entdecken. Von wem mögen die stammen? Hat der Wolf sie gerissen? Die Hexe Wanda ist inzwischen auf Touren und spielt hinreißend frech die böse Gestalt. Das Kleinste der Kleinen erschrickt sich schon mal heftig und weint, aber Wanda kann auch sanft und verlangt ein Lachen, bevor es an den Igelpfaden entlang weiter geht. Der Sonntag versinkt leise in der Dämmerung. Das ist die Stunde der Jagd und die Kinder werden gefragt, wie Wölfe jagen und wie weit sie ihre Beute wittern. Um den menschlichen Geruchssinn zu testen, stecken die Kids ihre Nase in die Riechsäckchen der Hexe und wissen fast alle sogleich: Zwiebel, Tanne, Stinkerkäse. „Nein, nicht meine Socken“, witzelt die Hexe und lächelt schief.

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