Der Grausammler (3)

Eine Kurzgeschichte entsteht, hier der Schluss:

… Irgendwo unter den Schichten warteten sie auf ihn, die Graugeister im Nebel des Vergessens, um ihm von ihrer Verwandlung zu erzählen. Das unerklärlich Verborgene aber ließ sich kaum noch erkennen. Überschrieben, übertüncht und reduziert auf eine grausige Zeit. Wem nützte es, wenn Hubert Gram die Würde und die Weisheit der Farbe Grau entblätterte? Er haderte mit sich einen stillen Moment. Dann versank der Mann abwesend hinter dem süßen Getränk in seinen Gedanken. Melancholie war die Grundstimmung mit der er durch die Kathedrale seiner Erinnerungen wandelte. Er hörte in den Schmerz, ohne ihn positiv zu bedecken. Er sezierte ihn geradezu und betrachtete jeden einzelnen Faden des grauen Gewebes, den er zu fassen bekam: tarngrau, nebelgrau und dieses lasierende Schattengrau für die sprachlose Intelligenz der Grauzeit.
Eine Stimme holte Hubert Gram in das Jetzt im Café Cinema zurück. „Darf ich mich zu Ihnen setzen? Man hat mir gesagt, Sie seien die graue Eminenz, die alles weiß, was hinter der großen Zeitmauer verborgen liegt?“
„Em, ja, vielleicht, ein bisschen. Setzen Sie sich doch junger Mann. Und was interessiert Sie genau an der Grauzeit?“ „Ich will wissen, wie sie wirklich war.“

© Petra Elsner
19. August 2019

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