Morgenstunde (313. Blog-Notat)

Es geht langsam voran, fünf Episoden für die Museumsbroschüre sind geschrieben, acht sollten es werden. Ich wollte sie längst abgeschlossen haben, doch was verbrennen wir augenblicklich Zeit! Wochen der Entschleunigung, in denen sich aber nicht die innere Unruhe legte, denn die Unbekannte in dieser Zeitrechnung atmete Gefahr für Leib und Leben. Und sie geistert noch. Vielleicht wurde übertrieben, vielleicht dies, vielleicht das – ein schwankender Boden. Das Überleben – ein Großraumexperiment, nicht mit Labormäusen, mit Menschen. Morgen werden die Lockerungen kommen und in 14 Tagen werden wir sehen, wohin die Zahlen driften. Was für eine Lage. Ach, lieber Mai und mache… vielleicht gönnt uns das Virus, doch bei frühsommerlichen Temperaturen eine Auszeit und vielleicht gibt es im Herbst, wenn es wieder anhebt zum nächsten Geistertanz, andere Möglichkeiten – vielleicht. Die Unbekannten werden weiter die Oberhand haben, denn zu Gewissheiten finden wir erst später. Es lebt sich gerade nicht gut in diesen beklemmenden Zeiten, die Angst und Ungerechtigkeiten schüren. Wieso eigentlich half Berlin seiner Künstlerschaft mit Zuschusszahlungen beim Überleben und Brandenburg nicht; wieso war das auch so in Baden-Württemberg und in Mecklenburg-Vorpommern nicht? Überall ist in Deutschland gleichermaßen mit dem Lockdown, der Ausgangssperre also, das öffentliche Leben und in ihm alle Konzerte, Ausstellungen, Lesungen abgesagt worden… Sind Künstler in ländlichen Gebieten weniger wert? Die Ungleichbehandlung verletzt den Gleichbehandlungsgrundsatz des Art. 3.1 GG und hat nichts mit föderaler Kompetenz zu schaffen. Viele Künstler wissen inzwischen, was dieser markige Spruch „Wir lassen keinen zurück!“ wert war.

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