Morgenstunde (375. Blog-Notat)

Ein Morgen zum Durchlüften. In den Vormittagsstunden wird ein alter Freund mit seinem bei uns Wohnmobil aufschlagen, da werden wir wohl ein Weilchen in Erinnerungen schwelgen. Er war lange die Koryphäe für historisches Filmmaterial, hat mit seinen Leuten für die Berlinale Stummfilme restauriert … Ja, wir Ü60er haben inzwischen auch einiges hinter uns und können Geschichten erzählen, wenn sie denn einer hören will.  Ich werde von vielen Besuchern immer wieder gefragt, weshalb meine Bücher so schlecht zu bekommen sind. Hm, das wird dann immer eine Rattenschwanzerzählung an deren Ende meist das Unverständnis weiter besteht. Es beginnt damit, dass die großen Verlage sich wirklich nicht für Frauen meines Jahrgangs aus dem Osten interessieren, wenn sie nicht eh schon berühmt sind und sich somit die Schwarten in hoher Auflage fast von allein verkaufen. Nur die hohe Auflage führt zum Gewinn, der auch eine faire Honorierung des Autors möglich macht. Soweit, so gut. Also sucht Frau aus dem Osten nach einer andren Lösung und gelangt mit etwas Glück an einen Kleinverlag, der in Ermanglung von ausreichend Kapital nur über Selbstausbeutung aller Beteiligten funktioniert. Heißt für den Autor: Es gibt kein Arbeitshonorar, sondern nur ein Beteiligungshonorar über 10 Prozent an den rabattfrei verkauften Exemplaren einer Kleinauflage, die ein bisschen über die Zeit durch Nachdruck wächst, wenn genug Leute nachfragen. Es ist wenig, was so ein Buch dem Autor bringt, sehr wenig und für den Verlag ebenso. Warum macht frau das? Weil sie schreibt und schreibt und schreibt und dazu zeichnet… Jetzt kommen die ganz Schlauen und fragen: „Ja, und warum veröffentlichst Du nicht selbst?“ Schlicht gesagt, weil das auch nicht der Bringer ist und immer noch unter Schriftstellerkollegen einen faden Beigeschmack hat. Es ist dieser Umstand, dass ein Verleger auf einen Autor setzt, der im Berufsstand für Akzeptanz sorgt und so beißt sich die Geschichte wieder in den Schwanz … Nach 14 eigenen Büchern ist sie in Deutschland weitestgehend unbekannt und dass wird sich wohl auch kaum ändern. Aber wir können diese Geschichten aus dem wilden Osten noch ein Weilchen erzählen… im Sommergarten.

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