Öffentlicher Floßbau im Flößerdorf Finowfurt

Schräge Vögel auf Landpartie - Die Flößer. Cartoon: Petra Elsner
Schräge Vögel auf Landpartie – Die Flößer.
Cartoon: Petra Elsner

Das 20 Tonnen schwere Floß soll zum Hafenfest in Eberswalde auf Kanalfahrt gehen:

Finowfurt. Die Flößerschwestern und ihre Brüder laden am Samstag, dem 23. April, wieder einmal zum öffentlichen Floßbau auf den Enzberger- und Floßplatz ein. Ab 8.30 Uhr geht es zünftig mit Kantring, Floßhaken und den Äxten zur Sache. Bis 16.30 Uhr wird  aus 24 Fichtenstämmen ein 16 Meter langes, zweilagiges Floß entstehen. Wer sich bisher nicht zum Mitarbeiten angemeldet hat, kann aus Versicherungsgründen nur zusehen. Aber Fachfragen stellen und Augenfreude haben ist gewünscht und erlaubt.

Wieder unterstützt werden die Flößer in den roten Jacken von den Fußballern des 1. FC Finowfurt. Wie es zur handfesten Unterstützung kam, verrät Steffen Dittrich augenzwinkernd: „Vor zwei Jahren war das Durchschnittsalter im Verein auf 65 Jahre angewachsen. Den meisten zwickte und zwackte es im Kreuz. Da haben wir uns zupackende Hilfe gesucht.“ Der Mann freut sich, denn diese Kooperation hat den Verein nachhaltig verjüngt. Was als Einladung zum „Krafttraining“ für 18 Sportler der zweiten Mannschaft begann, mündete in festem Zuwachs. Steffen Dittrich scherzt: „Ja, wer sich beim Fußball die Beine beschädigt hat, der wurde nun Flößer.“ Das heutige Durchschnittsalter beträgt 44 Jahre. Eine erfreuliche Tendenz für den familienfreundlichen Verein.

Floßbauplatz im Flößerdorf. Foto: Lutz Reinhardt
Floßbauplatz im Flößerdorf.
Foto: Lutz Reinhardt

Die mächtigen Kiefernstämme für den Schaubau am Samstag wurden übrigens schon im zeitigen Frühjahr geschlagen und von der Uckermärkischen Firma Robeta auf die Ablage im Flößerdorf geliefert. Am Samstag kann der Gast zusehen, wie die Stämme ins Kanalwasser rollen und wie das Langholzfloß in zwei Lagen entsteht. Dittrich erklärt: „Um Kosten zu sparen, wurden früher auf dem Finowkanal immer zweilagige Flöße gebaut. Zum Ende der 1960er Jahre ist die Flößerei vollends verschwunden. Heute wird die Tradition gepflegt, denn Finowfurt war ein Flößerdorf und soll seine historischen Wurzeln nicht vergessen.“

Vor 17 Jahren hat sich der Finowfurter Flößerverein gegründet und wirkt seither mit seinen herrlichen Festen und Aktionen als sozial-verbindende und sinnstiftende Gemeinschaft im Ort und der Region. Der Vereinsvorsitzende zieht seinen Hut „vor allen, die in den letzten zwei Jahren die Flößergasse gebaut haben und für den Erhalt des Titels ‚Flößerdorf“ gewirkt haben.“ Darauf ist er sichtbar stolz.

Wenn das Wetter mitspielt, werden die Flößer beim zweiten Hafenfest am 30. April 2016 auf und an der Eberswalder Stadtpromenade einen Wettbewerb im Flößerstechen inszenieren. Das Fest ist zugleich Startschuss für die Schleusensaison auf dem Finowkanal. Am Vortag wird schon mal „geprobt“, damit  das Dampfschiff Aurora zwei Wettkampfflöße, die jeweils 4,50 Meter lang und 1,20 Meter breit sind,  nach Eberswalde ziehen kann. Der Floßschlepper kommt aus dem Historischen Hafen in  Berlin. Ihn haben die Finowfurter Flößer mit Sponsorenhilfe für diese zugkräftige Flussfahrt eingekauft. Für Samstag freut sich Steffen Dittrich erst einmal auf Schaulustige und Floßbauenthusiasten, die dem traditionellem Spektakel auf und am Finowkanal beiwohnen. Das entstehende Langholzfloß soll am 5. Mai 2016 zum Herrentag von 10 bis 16 Uhr am Floßplatz beim Schauflößen eingesetzt werden.

Petra Elsner

Zum Flößerverein

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