Morgenstunde (1120. Blog-Notat)

Von Christoph Hein las ich unlängst: „Denn es sind zwei sich ausschließende Dinge: gut zu schlafen und sich gut zu erinnern.“ Bekanntlich schlafe ich in Schreibphasen, die alte Zeit ausgraben, ebenfalls schlecht. Aber auch, wenn eine OP mit Verletzungen ins Haus steht.
Letzte Nacht träumte ich von einem, der nebeneinander an zwei Tischen operierte. Ein Blutgemetzel wie einst in manchem Kreissaal. Herrje! Ich bin aufgestanden und habe an meinem 5. FLYER-KUNST-BUCH gearbeitet. Brauchte etwas Schönes…, beruhigt hat es mich nicht.
Angst ist der Treiber dieser Träume. Du gehst mit einem Bedenken ins Bett und die Angst übernimmt das Steuer durch wilde Nachtfahrten. Bilder flackern wie Bahnhöfe im Neonlicht auf. Mal sind es wahre Reflektionen, mal eine wirre Fantasie…
Nachmittags hab ich ein altes Ritual benutzt: symbolisch eine rote Kugel von mir geworfen und dazu gerufen „Ich werfe die Angst weg!“ Obs hilft? Einen Moment vielleicht. Morgen werde ich erfahren, wann sich die Anspannung legen kann.

Das 5. UNIKATE-BUCH ist fertig.

Morgenstunde (938. Blog-Notat)

Die Nacht nach der Lesung im Jagdschloss konnte ich nicht gut schlafen. Mir spukte es im Kopf herum, wie denn Lesungen ohne meine Bücher zukünftig laufen sollen. Ich erzählte ja bereits, dass der Verlag nicht mehr auf Zuruf Bücher liefert. Da wird das öffentliche Agieren für mich ungewiss. Gut, ich werde mit meiner angeschlagenen Gesundheit nicht mehr sehr viele Lesungen geben, aber für jene eben sollten meine Bücher vorliegen. Diese Altersübergänge nerven. Auch die des Verlages. Es war also nachts, als ich eine helfende Idee fand: Nämlich, wenn die Bücher vergriffen bleiben, könnte ich ja „Hefte zur Lesung“ handfertigen, als Auszugsausgabe ausschließlich für Lesegäste. Ähnlich wie die guten Programmhefte von anspruchsvollen Theatern. Nur eben handgefertigt, limitiert, nummeriert… Sozusagen etwas Besonderes, wenn denn schon das Buch, die Bücher nicht greifbar sind. Ich höre immer öfter, dass es anderen Literaten im Alter ähnlich ergeht, die in Kleinverlagen beheimatet sind. Und dann gibt es noch die anderen, die ganz Großen mit stärkeren Herausgebern, aber auch unter ihnen gibt es die am Rande…

Der musikalische Poet Wenzel schrieb in seiner Laudatio zum 80. Geburtstag von Christoph Hein im „Freitag“: „Ausdauer ist die Stärke der Schwachen. Die Welt muss auch für den nächsten Tag lebendig bleiben…“ und weiter – auch interessant: „Auch Hein gehört zu den entmachteten Eliten. Der Punkt, von dem er Welt und Vergangenheit betrachtet, liegt am Rand. Von dort nur ist es möglich, ins Innere der Welt zu blicken.“

Nun, ich bin kein Hein, aber doch auch Schattenelite, die sich irgendwie selbst helfen muss – am Rande ihres Seins.