Morgenstunde (315. Blog-Notat)

Dieser kalte Ostwind verschlägt mir wie im Winter den Atem, dazu die Birkenpollen – kein gutes Gemisch für eine schwache Lunge. Und ach, die Corona-Politiker haben endlich die vergessenen Künstler wiederentdeckt. Nach wochenlangem Berufsverbot! Aber es brauchte erst unzählige, verzweifelter Aufschreie in den Wohnzimmer- und Küchenstudios, Petitionen und den offenen Brief im „Stern“, der die Bundesregierung mahnte, die Künstlerschaft genauso zu unterstützen wie andere Branchen auch. Seit gestern sprechen sie von „unseren Künstlern“, die ihnen doch so fehlten. Kunst ist kein Sozialfall, Kunst ist ein Wirtschaftsfaktor.  Ich hab mich hier zu den Lebensumständen meiner Kollegen schon oft ausgelassen und will mich nicht wiederholen. Aber wer Veranstaltungen verbietet, muss für den Schaden aufkommen – wenigstens lebenserhaltend. Ich glaube aber dennoch, dass den meisten nicht klar ist, wie diese Einzelwesen wirtschaften. Von einem Honorar zahlt ein Künstler Steuern und Versicherungen, er finanziert daraus sein Leben und die Investitionen für sein Schaffen und seine Auftritte. Statt sich einen Urlaub zu leisten wird Material, Technik und ein Straßenschild angeschafft. Da gilt es abzuwiegen: ein neuer Verstärker, ein Einkauf im Künstlerbedarf (Farben, Leinwände, Rahmen…)  oder ein Wochenende am Meer. Beides geht eher selten. Aber genug, sie haben es ja endlich vage erkannt „unsere“ Politiker, das lässt hoffen.

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3 Gedanken zu „Morgenstunde (315. Blog-Notat)“

  1. Die meisten Menschen glauben immer noch, dass Künstler um ihrer selbstwillen und kostenfrei arbeiten. Nur weil man Leidenschaft für seine Tätigkeit empfindet, muss diese ja nicht kostenlos hergegeben werden.

  2. Ich weiß, lieber Arno, es wäre ebenso absurd, wie wenn man einem leidenschaftlichen Lehrer oder einer herzensguten Kita-Erzieherin ihren Lohn vorenthalten würde… Mögen manche Künstler Hofnarren sein, die meisten aber sind Herz(aus)bilder…

  3. Oh ja, der Ostwind war richtig übel, wir wollten an der Terasse weiterarbeiten, aber der Wind war einfach zu heftig, wir hätten uns alle nur erkältet.

    Bleib gesund

    LG Bernhard

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