
An guten Tagen sollte man vorsorgen und Dinge tun, die einem nicht so leicht von der Hand gehen. Gestern war so ein Tag. Da ja klar ist, dass ich kein biblisches Alter erreichen kann, habe ich gestern für meinen Liebsten „Unser Kochheft“ geschrieben und gebunden. Darin stehen nur Gerichte, wie ich sie koche oder erfunden habe, damit er, der Nichtkoch, was er besonders mochte, selbst anrichten KANN, wenn er denn will und keine andere übernimmt. Wer weiß das schon und es ginge mich dann auch nichts mehr an.
Als mein allerliebster Malergroßvater mit kaum 65 Jahren Witwer wurde, war er ein Weilchen in meinem Elternhaus, wo seine Tochter, meine Mutter, ihn versuchte am Leben zu halten. Es war schwer und er litt unendlich. Aber seltsamerweise aß er plötzlich Dinge, die er wegen eines Magenleidens, Langezeit nie vertrug. Wahrscheinlich schleppte er zu viel, denn Großmutter Marie hatte schon als junge Frau eine belastende Herzschwäche.
Als er nach Wochen zurück in die Lausitz fuhr, nahm er sich ein Herz, kaufte rote Rosen und besuchte eine alte Nachbarin. Frieda war einen Kopf größer als er und Kriegswitwe, damals mit fünf Kindern, die längst aus dem Haus waren. Sie war eine gute Seele und großartige Köchin. Großvater hat vielleicht einen Slibowitz zuvor genommen, bevor er es wagte, bei ihr zu klingeln. Er muss Eindruck geschunden haben, denn Frieda zog umgehend zu ihm und kochte fortan, was ihn am Leben hielt. Weitere 20 Jahre – immerhin. Man soll seinem Bauchgefühl folgen und wenn mein Liebster das Heft nicht brauchen sollte, dann bleibt es halt im Spint. Aber er könnte nun nachsehen, wenn er denn wollte. Ich habe es ihm abends gegeben und er wusste warum…
Wunderbare Geschichte, trotz trauriger Hintergrundtragik!
Liebe Sonja, das Leben eben… Liebe Grüße zu Dir!