Am Ende der Zeit (2)

Öffentliches Schreiben einer Kurzgeschichte (Abschnitt 2):

… Wie konnte das sein, bis eben wurde sie von den Menschen noch reichlich wahrgenommen. Man besuchte sie und holte sich Überlebensratschläge bei ihr. Doch plötzlich war das allgemeine Interesse erloschen. Die Moderne schaute lieber in den Jungbrunnen nach Visionen. Während sich Eleonore Wundersam umsah, fühlte sie sich wie auf das Abstellgleis des Lebens geschoben. Sie nickte in sich hinein, denn sie hatte es kommen sehen: Alte Frauen sind nicht vorführbar. Immer noch nicht, setzte sie gedanklich nach. Die politisch Korrekten unter den verehrten Lesern werden jetzt sofort empört kontern: „Das stimmt doch gar nicht. Die Jutta Speidel oder Katharina Thalbach beispielsweise zeigen ihre Lebensfalten in jedes Rampenlicht oder die Kanzlerin…“ Ja, natürlich, dass wusste Eleonore auch, ein paar Frauen kämpfen sich durch, aber es sind vergleichsweise wenige. Als die Direktorin einer ländlichen Grundschule neulich am Telefon das Alter der Vortragsreisenden Eleonore Wundersam erfragte und die Zahl 64 vernahm, räusperte sich jene verlegen und meinte dann hart: „Eigentlich hatte ich an eine jüngere Person gedacht.“ Sie legte auf. Hiebe, die die Zeit austeilt. Nicht mehr erwünscht, verstand die Vortragsreisende. Sie grummelte: Natürlich ist das Altersrassismus vom Feinsten. Sie könnte gerichtlich Respekt einfordern, aber was sollte das schon, denn Respekt erwirbt man sich so nicht. Trotzdem ärgerte sich die Frau. Sie dachte an die vielen alten Männergesichter, die auf keinem gesellschaftlichen Parkett fehlten. Männerfalten adeln das Alter, Frauenfalten verstören.
Offensichtlich hatte Eleonore Wundersam das Ende, der ihr zugebilligten öffentlichen Zeit erreicht. Am Ende der Zeit war sie damit noch nicht. Schließlich hieß sie Wundersam und sie konnte noch vieles werden: eine giftige Drachenschlage, eine launische Diva oder eine weise Seherin. Denn wie lang das Ende dauern würde, bis es wirklich am Ende der Zeit angekommen war, dass wusste selbstverständlich auch eine Frau Wundersam nicht …

© Petra Elsner
6. August 2019

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Am Ende der Zeit

Öffentliches Schreiben einer Kurzgeschichte (Abschnitt 1):

Sie sah die Weite nur in der Distanz des nächsten Atemzugs. Nur so war es ihr möglich den ganzen Weg klaglos anzunehmen. Dabei hatte sie gar nicht bemerkt, wie lange sie schon unterwegs war. Als sie diesen klaren Morgen grüßte, war ihre helle Stimme brüchig geworden. Vielleicht hatte sie ja genug erzählt und sollte fortan schweigen. Wer weiß. Jeder Wandel birgt ein Rätsel. Man muss es nicht lösen, aber es vielleicht wenigstens annehmen. Eleonore konnte das nicht. Sie schluckte die Rätsel unverdaut und schleppte sie mit sich wie eine Wanderdüne, bis in diesen Moment hinein, in dem ihr die Stimme versagte und es ihr war, als müsste sie all diese Rätsel aus ihrem Leib kotzen. Die Last leichter machen, um den Weg ihrer aussichtslosen Suche fortsetzen zu können – jetzt eben schweigsam.
In jeder Zeit ihres Lebens wälzte Eleonore die zermürbende Frage „Wer bin ich jetzt und darf ich so sein?“ neu. Sie drehte und wendete die Situation, aber sich tatsächlich in sie hineinzufinden, dass gelang ihr nicht. Und so bröselten die Begebenheiten und Veränderungen missmutig in ihr herum, bis sie an den imaginären Punkt der Offenbarungen gekommen war: Sie, Eleonore Wundersam fiel gerade aus der Zeit…

© Petra Elsner
5. August 2019

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Wagnis (2 – der Schluss)

Öffentliches Schreiben an einer Kurzgeschichte:

… Erst zwanzig Jahre später kam Klara Heidenreich wieder in die Kleine Hamburger. Sie machte Fotos von Berlins Mitte, die den Wandel zwischen Schrott und Stein einfingen. Graugepellte bröckelnde Fassaden überall, aber das letzte Haus hinten rechts leuchtete in abenteuerlichen Cobaltblau. Knallbunten Grafits darauf signalisierten – hier wohnen alternative Künstler. Wieder schlug Klaras Herz wie wild. Sie war jetzt 39 Jahre alt. Eine späte Schöne. Ihr Sohn jobbte weit weg  in der Schweiz. Die Wende in Ostdeutschland hatte keinen Stein auf dem anderen in ihrem Leben hinterlassen. Nichts hatte mehr Bestand, außer der Liebe zu ihrem erwachsenen Kind. Selbst ihr Fernstudium, dass sie erst im Wende-Herbst abgeschlossen hatte, war wenige Monate später wertlos geworden. Arbeit gab es auf lange Zeit nicht. Ein ungewollter Freiraum entstand, der ein neues Wagnis hervorzauberte: Nach all den verpflichtenden Jahren legte die Frau in dieser Zeit die alte Verantwortung ab. Als sie vor das Blaue Haus in der engen Straße trat, ahnte sie, wohin ihr fliegendes Herz sie führen würde. Vom Dunkel ins Licht. Das Blaue Band der Freiheit konnte sie nur selbst fliegen lassen.

© Petra Elsner
31. Juli 2019

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Wagnis

Öffentliches Schreiben einer Kurzgeschichte (Abschnitt 1):

Am Haus der Engelmacherin in der Kleinen Auguststraße schlug ihr das Herz bis zum Hals. Würde sie wirklich über diese Schwelle gehen? Sie zögerte. Oft hatte sie Frauen in dieses schmale Haus wie fahrige Schatten schleichen sehen. Jetzt wusste Klara was jene in diese Anmutung getrieben hatte. Eine falsche Liebe, ein Leichtsinn oder die Furcht vor Armut. Was wäre, wenn sie es behalten würde – diese Handvoll Kind? Sie wusste es nicht, spürte aber, es wäre ein langes ungewisses Wagnis. Sie grübelte. Nein, es geht nicht um Mut zum Risiko, sondern um – Verantwortung. Was für ein hartes, forderndes Wort! Wollte sie die allein übernehmen, jetzt, wo doch ihr Leben gerade erst begann? Klara Heidenreich lehnte sich in ihrem schwarzen, knöchellangen Kapuzenmantel an die Hauswand neben der Haustür und rauchte eine Alte Juwel. Es würde ihre letzte Zigarette sein, wenn sie nicht die Stufen zur Engelmacherin hinaufstiege. Trotzig pustete sie Kringel in das Wintergrau und sah danach auf ihre Taschenuhr, die ihr der Großvater letzten Sommer vermacht hatte. Die junge Frau war für ihre Unpünktlichkeit berühmt. Schon sieben Uhr. Ihr Lehrmeister würde ab jetzt auf sie warten, und jede weitere Fehlminute würde sein explosives Gemüt anheizen. Na und, dachte Klara, sie wusste mit dem dickleibigen Mann umzugehen, der ein Berlinisch quasselte, dass mit „mir“ und „mich“ so seine Probleme hatte. „Sie“ statt „Ihnen“ – Klara grinste, schnippte die Kippe weg und verließ den Ort an der engen Straße…

© Petra Elsner
30. Juli 2019

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Versteck unter dem Hut (Abschnitt 5 – der Schluss)

Öffentliches Arbeiten an einer Kurzgeschichte:

… Er sah unruhig auf seine Uhr. Gleich 12 Uhr Mittag. Sein Blick suchte die pulsierende Straßenlandschaft ab, da tippte ihm jemand sacht auf die Schulter. Vor ihm stand die Zauberin mit einer großen Sonnenbrille auf der Nase. „Schlecht geschlafen?“ fragte er vielsagend und zog ihr den Stuhl neben sich zurecht.
„Zu wenig.“ Sie reichte ihm die Hand: „Tina Morgenstein und Sie?“
„Julius Silvester. Ich habe Sie gestern Nacht hier wirklich bewundert, Sie können Handlinien lesen?“
„Nicht nur das, denn von irgendetwas muss man ja diese irren Mieten zahlen können, dafür reicht mein Bürojob schon lange nicht mehr aus.“
„Verstehe. Und was können Sie noch?“
„Och, Feuerspucken, Jonglieren, Tango tanzen, Socken stricken und Geheimnisse hüten.“ Sie grinste, er lachte: „Eine Verschwiegene, dass ist selten.“
„Verschwiegen heißt nicht schweigsam.“ Dass bekam der Mann in den nächsten Stunden zu spüren. Sie erzählte und gestikulierte. Der Abend kam, sie tranken Wein bis sie trunken waren, etliche Tassen Kaffee machte sie wieder nüchtern. Als sie am Morgen den Biergarten verließ, glaubte er ihr ganzes Leben zu kennen. Seines hatte sie erspürt, als er den bunten Hut ablegte. Vorsichtiges Zutrauen lag in dieser Geste. Zu seiner Überraschung hatte sie seine traurige Seele nicht verschreckt. Sie würden sich nach ihrer Ostseetour wiedersehen. Doch Julius Silvester litt von der ersten Minute nach ihrem Abschied an schmerzhafter Sehnsucht. Die Zauberin besetzte sein Herz und seine Gedanken. Zwei Tage später stieg er abends am Alexanderplatz in den Fernbus nach Norden.

Tina Morgenstern hantierte elegant mit ihren Flämmchen auf der Heringsdorfer Promenade und ein Musikerkollege spielte dazu französische Melodien auf dem Akkordeon. Als Julius Silvester in den Halbkreis der Zuschauer trat, fauchte sie einen Feuerbogen in den Nachthimmel. Der Schlusspunkt ihrer Show brachte die Menge zu einem entzückten Raunen. Im prasselnden Beifall zogen sich die beiden Künstler zu einer Parkbank an den Dünen zurück, um zu verschnaufen und etwas Wein zu trinken. Das Meer rauschte. Julius Silvester trat zu den beiden in das Halbdunkel: Darf ich um ihre Hand bitten, verehrte Feuerzauberin?“
Tina Morgenstern lächelte etwas irritiert und reichte ihm zögerlich die Hand, die er leicht drehte und mit einem Feuerzeug beschien: „Sehen Sie hier, diesen Abschnitt ihrer Schicksalslinie, der bis ans Ende aller Tage reicht? Er markiert jenen Tag dieses Sommers, als es Pappelsamen schneite.“ Er hielt seine Hand daneben: „Und nun schauen Sie genau hin, meine Schicksalslinie zeigt von diesem Punkt an exakt den gleichen Verlauf. Sie wissen, was das bedeutet?“ Die Zauberin schmunzelte, ergriff seine Hand und zog den Mann unter dem bunten Hut über das Strandland in das große Rauschen des Blutes und der Wellen.

© Petra Elsner
17. Juli 2019

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Versteck unter dem Hut (Abschnitt 4)

Öffentliches Arbeiten an einer Kurzgeschichte:

…Der Stein brannte förmlich auf seiner Haut, wie der Gedanke an die Zauberin. Er hatte sich ungebeten in seinem Kopf breitgemacht. Julius Silvester konnte nicht einschlafen, denn er kämpfte gegen das besitzergreifende Gefühl. Dieser Zustand hatte immer kurz über lang zu seiner Enttarnung geführt und die Frauen zogen in diesem Erkenntnismoment eisenhart die Grenzen ihrer Liebe zu ihm. Die meisten Menschen sind nur für ein Lebensweilchen füreinander gemacht, aber Julius Silvester war ein Schwan, ein monogames Wesen, das jede Trennung in die tiefste Krise stürzte. Er wollte sich nicht mehr verlieben, doch diese tiefsinnige Mittagsfrau schlich durch seine Nachtgedanken. Genervt wälzte er sich von seinem Laken, zog sich wieder an und schlenderte zu jenem Biergarten, in dem er schon zur Mittagsstunde saß. Eine Italienische Nacht hing über der Schönhauser Allee. Der Asphalt glänzte vom Smog, als hätte es gerade geregnet. Überall in den Freisitzen Gelächter und Musik, es schien, als würde kein Mensch an Schlaf denken. Der Biergarten war rappelvoll, so holte sich Julius Silvester vom Tresen ein Nulldreier-Bier und hockte sich damit auf die Bordsteinkante. Da sah er sie, bei den Tischen auf der anderen Straßenseite. Die Zauberin ging in einem bunten, wallenden Kleid von Tisch zu Tisch und las den Menschen aus ihren Händen. Eine Wahrsagerin? Immer wenn sie in keine Hand blickte, jonglierte sie mit Flämmchen und spuckte aufsehenerregend Feuerfontänen. Geheimnisvoll. Die Mitternachtsfrau erstaunte ihn. In ihrem Treiben sammelte sie Geldscheine und verteilte schöne Blicke. Julius Silvester zog sich unbemerkt zurück, er wollte ihre Straßenaktion nicht durch eine Begegnung stören…

© Petra Elsner
16. Juli 2019

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Versteck unterm Hut (Abschnitt 3)

Öffentliches Arbeiten an einer Kurzgeschichte:

… Nur wenn Emotionen ins Spiel kamen, nahm diese Gabe eine Auszeit. Dann war die Zauberin vollkommen machtlos und sah die Welt durch die berühmte rosarote Brille, wie alle verliebten Frauen. War es das traurige Naturell von Julius Silvester oder der bunte Hut – sie wusste es nicht, jedenfalls war Tina Morgenstern nach dem letzten Herzschlag fasziniert von ihrem Gegenüber und konnte sich diesem Gefühl nicht mehr entziehen. Ein wenig ratlos bestellte sie sich  den dritten Kaffee, obgleich ihre Mittagspause längst überschritten war und wagte eine erste Ansprache: „Verraten Sie mir ihr Sternzeichen?“
Julius Silvester stutzte. Er hatte das wortlose Beieinandersitzen durchaus genossen und dabei die Frau nur ab und zu aus seinen Augenwinkeln taxiert. Die aparte Dunkle war offenbar auf der Jagd. Das hatte ihm ihr Blick erzählt.  Ihr Anschleichen amüsierte ihn: „Zwilling, und wie lautet Ihre Erkenntnis daraus?“
„Ach, herrje, ein Zwilling! Leicht beeinflussbar, distanziert, flatterhaft, leichtfertig, etwas zu nervös, oberflächlich und selbstgefällig, stressanfällig, nicht wirklich ehrlich, unzuverlässig und zerstreut,“ dozierte die Zauberin.
„Na, diese Analyse gleicht aber einem Säbelrasseln. Sie haben die guten Seiten der Zwillinge vollkommen außer Acht gelassen: Sie sind nämlich äußerst charmant, flexibel, freundlich, humorvoll, intelligent und wissbegierig.“ Julius Silvester funkelte die Frau an, ganz offen und ungeschützt, so dass die Zauberin einen Moment tief in sein Inneres sehen konnte und dabei seine wunde Seele zum Klingen brachte. Noch war es ein leises, zögerliches Klingen. Das sollte sich ändern, doch jetzt musste Tina Morgenstern wirklich aufbrechen. Sie zahlte und fragte noch: „Sind Sie morgen vielleicht wieder zur Mittagszeit hier?“
„Wenn Sie es sich wünschen.“
Sie strahlte ihn vollkommen entwaffnet an, griff in ihre Jackentasche und legte dem Mann zum Abschied einen schwarzen, blanken Stein neben sein Bierglas: „Das ist ein Gagat. Halten Sie ihn schön warm, er wird ihre Seele heilen.“ Julius Silvester sah erstaunt ihnen flinken Schritten hinterher. Was wusste sie von seinen Verletzungen?…

© Petra Elsner
15. Juli 2019

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Versteck unterm Hut (Abschnitt 2)

Öffentliches Arbeiten an einer Kurzgeschichte:

… Das stimmte, doch Julius Silvester fühlte sich beobachtet von dieser fremden Frau, die ihren Mittagskaffee schlürfte und diesen interessierten, saugenden Blick aufgesetzt hatte. Der Mann Mitte 30 war Frauen gegenüber sehr vorsichtig geworden. Als er seinen bunten Schlapphut aufsetzte, konnte Tina Morgenstern nichts mehr erspüren. Der Zauberin war es so, als hätte sie in diesem Moment einen Kollegen vor sich, aber Julius Silvester war kein Zauberer, er war ein Versteckkünstler und der bunte Hut half ihm dabei. Unter ihm war sein umwölktes Gemüht nicht zu erkennen. Ansonsten aber konnte der Hut gar nichts, außer optisch täuschen. Aber Tina Morgenstern hatte einen seismografischen Spürsinn, dem gewöhnlich nichts entging…

© Petra Elsner
13. Juli 2019

Montag gehts weiter, schönes Wochenende einstweilen 🙂

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Versteck unterm Hut (1 – der Einstieg)

Öffentliches Arbeiten an einer Kurzgeschichte:

Es war der Tag im Juli, an dem unzählige Pappelsamen die Straßenränder weiß wie Schnee säumten. Ein Mann und eine Frau saßen auf einer Bank in einem Biergarten, und genau hier beginnt diese Geschichte: Ein dünnes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Ihre Augen hielten seine fest und sie schlüpfte währenddessen in seine Gedanken. Sie waren weiß, wie die weiße Flocke, die gerade auf seinem Haar gelandet war.  Das verwunderte sie. Offenbar dümpelten in diesem schönen Herrenkopf nur weiße Wolken, die verschleierten, dass dahinter nur die große Leere wohnte. Die Zauberin erkannte auf seiner Gedankenspur, dieser Ritter der traurigen Gestalt litt schon länger an seinen Seelenwunden. Tina Morgenstern konnte Seelen erspüren, aber diese von Julius Silvester war viel zu leicht, sie hatte ihre materielle Substanz irgendwo aufgerieben…

 

© Petra Elsner
12. Juli 2019

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Seitenwechsel (Abschnitt 3 – der Schluss)

Eine Kurzgeschichte in Arbeit:
…Die Tropfen fielen im Sekundentakt. Betty Kellermann stöhnte, als sie in der nächsten Traumsequenz das Dunkelkind in einem Graumädchen erkannte. Es war fast schon eine junge Frau – ernst und stark trotz der geschnürten Taille. Perfekt erzogen, galt sie bald als versierte Mitarbeiterin der Strategieetage der Dunkelzeit. Die Lorbeeren dafür kassierte jedoch ein Graumann, der auch statt ihrer befördert wurde. Mit dieser herablassenden Attitüde verschreckte er das Graufräulein.  Es dachte schließlich, es sei nicht gut genug und so arbeitete es immer mehr. Das Graufräulein erkannte einfach das eherne Graumann-Prinzip nicht und so blieb es eine freudlose Magd. Lange, bis die Graufrau erkrankte.
Der letzte Tropfen war gefallen. Betty Kellermann hörte die Schwester sagen: „Vergessen Sie ihre Verpflichtungen, es geht jetzt nur um sie selbst.“ Sie verließ den weißen Ort und spazierte langsam in die sommerliche Stadt. In einem der vielen bunten Schaufenster entdeckte sie ein rotes Kleid mit Schläppchen dazu. Sie lächelte und ging in den Laden. Als die Frau in Rot wieder die Straße betrat, tanzte sie sich davon, weiter und weiter, bis sie an ein grünes Ufer gelangte, wo die Dunkelzeit im Licht zerrann.

© Petra Elsner
9. Juli 2019

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