Morgenstunde (41)

Frost. Foto: pe

Sechs Uhr morgens. Die Bettzipfel locken noch, aber ich habe den Halbschlaf aufgegeben, denn der Liebste schnarcht derzeit wie ein Walross. Eine Erkältung hat ihn erwischt. So hocke ich hier am Computer und das Jahresendresümieren schleicht sich in meine Gedanken. Am vorletzten Tag des Jahres 2017 weiß ich endlich – ich habe keine Angst mehr. Es war ein schweres Jahr, aber ich habe mich ins Leben zurückgekämpft ohne allzu viel das Desaster zu bedenken. Mich hatte der Krebs erst einmal stumm gemacht. Brustkrebs – was für ein Unwort und was für ein Schmerz. Aber ich wollte mich nicht ergeben und schon gar nicht Betroffenheitsliteratur produzieren. Überhaupt sprangen mir in den letzten Monaten die schweren Themen immer wieder rasch von der Schippe. Längst wollte ich meine „Rosenblütenblätter“ geschrieben haben. Aber nein, diese Geschichte will ja aus einem leeren Dunkel ins Leben führen. Doch verdammt, die Kraft für solche Zeilen hatte ich nach der OP im Januar nicht. Es gibt Texte, die zehren, weil man/frau für sie das ganze schmerzhafte Wissen verdichten muss. Klar, ich werde dieses Buch noch weiter schreiben, aber manche Projekte passen eben nicht zur Tagesform. 2017 war das Jahr der neuen Schritte: Weniger arbeiten, Druck aus dem Kessel lassen, das Korsett der Pflicht ablegen. Ich bin Preuße – herrje… mein ständiges Optimieren stoppte in einem jähen Ende. Nun galt es ein anderes Tempo zu finden, sich neu zu definieren, damit bin ich noch längst nicht fertig. Denn noch wohnt die Schwäche in mir, aber so langsam wachsen sie wieder – die Bilder und Geschichten …

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6 Gedanken zu „Morgenstunde (41)“

  1. Liebe Petra, die positive Sicht auf die Dinge haben wir gemeinsam. Vielleicht eine preußische Ausprägung, sich nie dem Schicksal zu ergeben und ich bin froh darüber, dass du es geschafft hast. Ich freue mich schon auf ein gemeinsames 2018 mit dir und bin schon gespannt, was aus deiner Feder kommt!

  2. Hey, was heißt hier “nur”. Glanz und Gloria! Mein Liebster ist auch ein Sachse… (aber man hört es kaum noch:)) Und was das Nichtsschreiben angeht: Als sich meine Mutter zum Sterben hinlegte, hab ich auch nicht Schreiben können. Es war eher die Zeit der Suche nach hilfreichen Büchern, die einen aus dem inneren Monolog reißen… Komm trotzdem gut ins neue Jahr!

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