Morgenstunde (1090. Blog-Notat)

Der Sommer geht in die letzte Runde: Nachdem ich in der ersten Juliwoche endlich die schlimmen Infekte los war, kam der Regen mit kleinen Tagesaussetzern für fünf Wochen. Erst rund um den Mondwechsel wurde es wieder sonnig und seitdem bekommen wir Besuch. Nicht jeden Tag, aber dicht bei dicht und wir genießen es. Es gibt wohl nichts Schöneres, als mit Freunden an einem milden Sonnentag über Gott und die Welt zu plaudern 😊. Vielleicht gibt es ja im September noch solche Momente, wir haben echt Nachholbedarf. Man könnte sich ja selbst genug sein, aber die Zeit, in der wir alle jetzt leben, ist so hässlich geworden, so voller Gegenwehr von allen Seiten, da müssen jene, die sich über die Blasen hinweg mögen, einander beistehen. Man arbeitet an der Kriegstüchtigkeit der Deutschen, um an der großen Jagd nach Rohstoffreserven teilzunehmen und nimmt den Menschen dafür die Lebensschönheit… Stattdessen: Kampf gegen Andersdenkende, wenn nicht gar gegen das Denken an sich. Wir müssen uns das Miteinander zurückholen. Einander zugewandt, einander zuhören, was trennt, miteinander bedenken und nicht wegbrüllen. Es geht um mehr, als um den guten Ton… (aber um den auch).

INEINEM, Zeichnung: Petra Elsner

Morgenstunde (1027. Blog-Notat)

In der Harlekinweide flattern zehn, zwölf Blaumeisen um den Futterspender. Ein friedliches Bild (was ich fotografisch nicht fangen kann), ganz gleich, wie ich drauf schaue. Ob mit stiller Freude des Anblicks wegen oder mit Sorge über die Nachrichtenbilder im Hinterkopf – das Bild verwandelt sich nicht, nur mein Blick darauf. Die Schönheit des Seins ist noch gegenwärtig, aber unsere Lebensschönheit schwindet. Nicht nur weil die Bilder der Zerstörung uns umzingeln, es ist die Zeit in der wir leben, die sich nicht mehr mit dieser inneren Schönheit schmückt. Wenn ich die vergilbten Fotos meiner Großeltern betrachte, sehe ich arme Menschen, die sich dennoch festlich kleideten, weil es Weihnachten war. Heute gilt das schon mal als „overdressed“. Aber es geht bei Lebensschönheit umso viel mehr: um beherzte Worte und genüssliche Langsamkeit. Das Gleiten in tanzenden Sonnenfunken über den See beispielsweise. Nicht schnell, schnell, sondern sinnlich. Naja, man kann sie wohl noch ahnen, wenn man Naturschauspiele betrachtet…