Gestern hatten wir unser alljährliches Kürbisfest im Dorf, wo wir mit einem Buch-und-Honigstand dabei waren. Kaltes Regenwetter draußen. Schon als ich vor das Häuschen trat, wurde der Atem labil. Das geht dann immer schlagartig – Tür auf und zack, Atemwechsel. Die ganze schwere Schlepparbeit hatte der Liebste allein verrichtet, ich musste nur da sein… Gepackt hatte ich am Vortag und die Kuchenspende am frühen Morgen gebacken. Das nenne ich nicht überstrapaziert. Im beheizten Dorfsaal war schnell die Luft verbraucht, doch man wollte die warme Luft nicht rauslassen… So trieb der dünne Atem den Blutdruck an, ich sah die ganze Zeit unscharf. Ach schade, dabei wars doch heiter um mich herum, alle hatten sich Mühe gegeben, ein launiges Fest hinzulegen, was auch gelang. Vielleicht sollte der Imkergatte nächstes Jahr allein seinen Honigstand betreiben und ich die Bücher im Atelier lassen…
Schlagwort: Die vielen Abschiede
Morgenstunde (620. Blog-Notat)
Wenigstens einmal im Leben sollte ein Mensch so eine mächtige, stolze und zugleich friedliche Demonstration erlebt haben. So etwas prägt für das ganze Weiterleben. Gestern wäre ich gerne in Berlin dabei gewesen, aber meine Demo-Uhr ist abgelaufen. Doch, ich weiß, was ihr da alle miteinander gespürt habt – wider alle Angst. Ich war mit den vielen Menschen seinerzeit am 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz. Allein unter einer Million Menschen – ein großes Erwachen. Ich wünsche, diese gestrige Demonstration wird der internationalen Friedensbewegung neuen Schub verleihen, denn wir dürfen nicht vor der ungeheuerlichen Drohung eines Autokraten vor Angst erstarren.
Das Älterwerden und diese Lungenkrankheit haben mir in den letzten Jahren viele kleine Abschiede beschert: Den Abschied von Stärke, von der Schönheit, von einer unermüdlichen Schaffensenergie und eben auch von den öffentlichen, politischen Aktionen. Das sind Abschiede von einer Petra, die ich einst war. Manchmal ist das zum Heulen. Aber dann räufele ich mich und zünde das Mahnlicht im Fenster an – alles hat eben seine Zeit und zum Älterwerden braucht es nicht nur Mut, sondern auch Anstand… Kommt alle gut durch diese Woche.