Eine Geschichte entsteht:

Einsam

Erzählt für Erwachsene

… Wie überhaupt alles in diesem verlassenen Raum zu schlafen schien. Der Bär träumte, mit einem mächtigen Besen die schlimmsten Weltbrände auszukehren. Nicht als Superheld. Nein, Ted wollte nur das Kriegsgeschrei vertreiben, das Stunde um Stunde aus dem Vaterzimmer hinüberschallte.  Seit Jahren dröhnte es immer lauter. Im Mutterzimmer herrschte seit dem Auszug von Juli Stille. Dort hauste nur noch Schwermut, die kein bisschen Gemeinschaft zuließ. Der Bär fegte so heftig, dass er schweißgebadet und schnaufend erwachte. Wo war der Besen? Der kicherte entspannt neben der Zimmertür, denn er kannte dieses entsetzte Erwachen: „Warst du wieder mit mir unterwegs?“
Der Bär nickte.
„Aber ich war nicht dabei.“
„Weiß schon, ich habe nur geträumt. Leider.“
„Ich bin nicht so mächtig, wie dein Traumfeger. Bin gut zum Hausputz, zu mehr nicht“ leierte der Besen vor sich hin.
Der Bär wusste das. Er selbst war auch kein Held, er war der Tröster. Immer schon, trösten konnte er gut. Er war ganz zerzaust vom vielen Trösten, aber an diesem Ort konnte er mit seiner Kunst nichts mehr ausrichten. Aus dem Vaterzimmer dröhnten wieder Geschosssalven, im Mutterzimmer schwebte die Stille. „Es ist zum Davonlaufen,“ seufzte der Bär. „So weit weg wie Juli, der es einfach zu eng war hinter der Gardine und im Land. Australien – sie wird mich dort vergessen.“
„Einen Tröster vergisst man nicht,“ meinte der Besen. „Dein einfühlsames Brummen wird ihr bestimmt wieder einfallen, wenn sie ein Leid zu tragen hat. Bestimmt,“ setzte der Besen nach. Er hätte Ted gern in diesem Moment tröstend gestreichelt, aber er war mit seinen harten Borsten dafür nicht geschaffen. Deshalb schwieg er jetzt, ehe aus ihm ausgelatschte Floskeln heraussprudelten. Der Bär sorgte sich…