Im Land der wachsenden Seen und am Langen Trödel:
An dem Tag als der Sommer ging und sich in Dauerregen auflöste, trafen sich die Touristiker und die Mitarbeiter der Touristinformationen im Land der wachsenden Seen. Seit 2005 gehen sie mit der WITO auf Tour. Landauf, landab. Einmal waren sie „Im Niemandsland der Schorfheide“ oder zum Thema „Kunst trifft Geschichte“ in Bernau unterwegs. Diesmal ging es auf die „Barnim-Info-Tour“, um die Neuigkeiten und Besonderheiten der Region kennenzulernen.
Bei „wake & campe“ an der Biesenthaler Chaussee 25 in Ruhlsdorf gab es die ersten beeindruckenden Informationen. Seit einem Jahr gibt es hier einen neuen Betreiber mit großen Ambitionen: Wakeboarden, Freizeitspaß und Entspannung sind das Credo von Markus Gerlitzki.
Sehr überzeugend stellt er Wassersportanlage, Restaurant und den Familiencampingplatz mit 200 Dauercampern und 150 Tagesgästen vor. Frischer Wind fegt jetzt durch die Anlage. Einige Umbauten sind inzwischen entstanden. Zum Beispiel eine große Seeterrasse, von der aus auf Sonnenuntergänge und das Sommerkino geschaut werden kann. Die Restaurantküche wurde ausgebaut, Fußböden wurden verlegt und zusätzliche Wassersportanlagen sind eingerichtet worden. Ein Kinderspielplatz ist bereits als Bausatz eingekauft und wird zum Saisonstart aufgebaut.
Bei den Gästen haben sich die Veränderungen, die gute Küche der drei neuen Köche, das prickelnde Erlebnisprogramm gut herumgesprochen, so dass sich die Besucherzahlen 2016 verdreifacht haben. Schon allein deshalb denkt der junge Betreiber mit seinem neuen Team über weitere Veränderungen und Zuwächse nach. Die Saison bei „wake & campe“ geht von Anfang April bis Ende Oktober, aber geplant ist eine ganzjährige Laufzeit. Dafür muss allerdings noch einiges umgebaut werden: Meetingräume sollen entstehen, die auch zu privaten Festen und Events nutzbar sind. Der Ort hat Entwicklungspotenzial vom Feinsten.
An den Ufern des Langen Trödels:
Weiter führt die Tour nach Zerpenschleuse. Sabine Grassow, Tourismus – Bereichsleiterin der WITO, hat die Tour organisiert und entpuppt sich am Mikrofon im Bus als kluge und unterhaltsame Reiseleiterin. Faktenreich verrät sie Wissenswertes über das alte Angerdorf Ruhlsdorf und das Schifferdorf Zerpenschleuse. Indes stoppt der Bus von Schorfheidetouren an der neuen Schleuse am Finowkanal.
1924 wurde an dieser Stelle das Wasserschleusenkreuz zugeschüttet, damit der Finowkanal gekappt. Durch diese und zwei weiteren Schließungen entstand der Lange Trödel. Seit 16. Juni 2016 fließt das Wasser wieder ungehindert bis hin zur Müritz. In Zerpenschleuse empfängt uns der Wandlitzer Bauamtsleiter Lars Gesch und erklärt die jüngeren Veränderungen. Die WIN-AG und die Gemeinde Wandlitz als Teil der AG hatten das umfangreiche Wasserbauprojekt koordiniert und traten als Projektträger auf. Der Ausbau der 10 Kilometer langen Strecke von Zerpenschleuse bis zum Jachthafen in Liebenwalde, wodurch der Finowkanal wieder schiffbar (Tauchtiefe bis 1,40 Meter ab Ostern 2017) wurde, hat viele gute Effekte für die Region.
Das Hirn für den Langen Trödel:
Im gelben Haus an der neuen Schleuse werden die neuen Klapp- und Hubbrücken gesteuert. In der Schaltzentrale des Kanals werden die drei Brücken und die Schleusen über Monitore gesteuert. Verbunden ist dieses Netzwerk über ein Kabel, das in der Sohle des Kanals liegt.
Auf der anderen Seite des Wasserkreuzes, liegt in Sichtweite das neue Hafendorf von Zerpenschleuse. Leider führt keine Brücke mehr dorthin, was die Wege dorthin weiter macht. Aber Lars Gesch versichert, es wird bald eine Lösung für Fußgänger und Radfahrer geschaffen.
Manuela Bothe von der HELMA Ferienimmobilien GmbH zeigt uns die schicken, kleinen Musterhäuser der Ferien-Kolonie. Die Anlage ist noch in Bau befindlich, aber der Blick auf das neue Hafenbecken mit 113 Bootsanliegerplätzen lässt ahnen, hier entsteht ein Freizeitplatz für Wassersportler. 200 Ferienhäuser werden insgesamt an diesem Platz auf eigenen Grundstücken entstehen. Die Musterhäuser können am Wochenende immer von 11 bis 16 Uhr besichtigt werden.
Die Barnim-Tour verlässt kurzweilig den Landkreis, um am Jachthafen von Liebenwalde im „WIR-Restaurant“ einen Imbiss zu nehmen. Wenig später sind wir zurück in Zerpenschleuse. In der Kanalstraße 27 öffnet uns Ines Schweighöfer ihre Antikscheune namens „EMMA EMMELIE“.
Das ist ein traumschöner Ort, der alle Sinne in Großmutters Zeiten entführt. Leinenstücke aller Art, Batist-Taufkleidchen wunderfein, alte Lederkoffer, weiße Suppenterrinen, Gläser und Geschirr. Frauenaugen schwelgen hier und mittendrin die Inhaberin, selbst wie aus der Zeit gefallen – ein lebendiges Märchen.
Ein paar Schritte weiter, in der Kanalstraße 11 logiert der TiBo Kanu-Verleih und Bootsshop am Langen Trödel von Grit Markgraf. Natur- und Wasserliebhaber können hier Kanus oder Kajaks mieten, um auf der ältesten Wasserstraße Deutschlands zu paddeln. Auch Fahrten auf einem echten Spreewaldkahn lassen sich hier buchen. Jenseits der Hubbrücke, auf der anderen Seite des Langen Trödels findet sich die klein-feine „Eisschleuse“. In dem Eiscafé mit Kaffeerösterei in der Puschkinstraße 3 experimentiert Andree Hauswald mit frisch gerösteten Kaffees und Whiskyvariationen, während seine Liebste die leckeren Kuchen backt. Ein Kleinod der Köstlichkeiten und ein entspannter Ort zum Verweilen und Schauen auf den 400-jährigen Fluss, der 2016 aus seinem Dornröschenschlaf erwacht ist.
© Petra Elsner
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