Das Wetterklagen wird lauter. Erst war es nur ein grummeliges Murren, jetzt, nach fünf Regenwochen fluchte ich schon ab und zu lauthals „Scheißwetter!“. Dieses Fluchen ist gefühlt überall und fügt sich in die bissige Gesellschaftslaune. Bei Ulf Poschardt lese ich „Der Shitbürger ist ein Schönwettermatrose. In Zeiten ohne Not und Elend blüht er auf und widmet sich der Moralbewirtschaftung…“. Habe sein Essay „Shitbürgertum“ erst halb durch. Da will manches verdaut werden, aber seine Denkansätze und Analysen inspirieren und entlarven verquere Entwicklungen. Kein Wunder, das die verletzten Aufschreie so laut sind. Es ist halt eine Streitschrift, die Aufrütteln will. Und mal ehrlich, ist schon einmal eine intellektuelle Riege angetreten, um eine Hochkultur zu entkernen? Welch Selbsterhebung über alles was war! Eine Anmaßung. Nun, heute sind ein paar Sonnenstrahlen versprochen, da lege ich das Buch mal kurzweilig beiseite, bis zum nächsten Regenschauer… 😊