Dezember

Wenn man Engel verschenkt

In einer Kirchgemeinde feierte man mit einer festlichen Kaffeezeit den Advent und Lieselotte gab ihr Bestes an der Harfe. Weil es sich herumgesprochen hatte, wie gut sie die Saiten zupft, kamen zu dieser Feier mehr Menschen als erwartet. Die fromme Musikerin hatte sich ausgedacht, jedem Gast am Ende ihrer Darbietung, einen Schutzengel zu schenken. 40 Stück hatte sie sich dafür besorgt, aber, oh je, sie reichten nicht. Jene, die keinen bekamen, standen nun vor der Frau und fragten leise: „Und wo ist mein Engel?“ Lieselotte war entsetzt. Sie hatte Gutes bewirken wollen, doch nun stand Enttäuschung im Raum. So sehr sich die Musikerin auch entschuldigte, die ohne Engel waren glaubten, sie hätten keinen verdient und mit diesem Gedanken, gingen sie nach Hause. Lieselotte schämte sich und schlief schlecht in der Nacht. Ihr unsichtbarer Schutzengel raunte ihr verärgert ins Ohr: „Wenn du Engel verschenken willst, zähle zuvor die Gäste ab oder lass es besser!“ Lieselotte rieb sich erstaunt die Augen, als sie am Morgen genau die fehlende Anzahl von Engeln auf ihrem Nachtisch entdeckte. An diesem Tag im Advent, lief sie durch das Städtchen und brachte jedem enttäuschten Konzertgast, seinen Engel mit einem wohlbedachten Spruch ins Haus. (pe)

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