Sagenhafter Barnim (15)

Das Knäuel des Graumännchens:

Zeichnung: Petra Elsner
Zeichnung: Petra Elsner

Unweit von Oderberg, dort, wo einst Wilddiebe den Förster Ewald erschlagen hatten, sammelte an einem späten Herbsttag eine Frau barfuß Brennholz. Sie fror erbärmlich im kalten Wind, als ihr just bei Ewalds Hügel eine seltsame Gestalt begegnete. Die war vom Kopf bis zu den Sohlen vollkommen grau. Der Frau war das nicht geheuer und so hielt lieber Abstand. Doch das wunderliche Graumännchen zog grüßend den Hut und fragte freundlich, doch höchst erstaunt. „Weshalb bist du ohne Strümpfe unterwegs?“
Die Frau schluchzte: „Ach, entschuldige, dass ich so unbekleidet bin. Aber ich bin arm und habe keine Strümpfe und auch kein Garn.“
Das Graumännlein hatte ein gutes Herz und wohl auch Zauberhände. Es schenkte der frierenden Frau ein kleines Garnknäuel und meinte dazu: „Verberge das Knäuel vor aller Augen in einem kleinen Kasten, und forsche selbst niemals nach seinem Ende. Hältst du dich daran, wird es mehr als nur ein paar Stümpfe davon geben.“
Viele Jahre strickte die Frau von diesem endlosen Garn und hatte fortan immer genug wärmende Kleidung. Aber eines Tages erlag sie ihrer zwickenden Neugier. Sie öffnete vorsichtig den Kasten, da war schlagartig der Faden zu Ende.
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