Milchmond (24)

Öffentliche Winterschreibarbeit zur Kriminalgeschichte “Milchmond” von Petra Elsner.

… Tief verschneit atmete die große Stille. Am frühen Morgen walzte eine Fuhre Langholz, vom Sandberger Damm her kommend, die nachts gefallenen Schneemassen über dem dörf­lichen Kopfsteinpflaster schön platt. Pro­blemlos hätte man jetzt hier Au­torennen fahren könnten, doch die meisten Tagesstunden würde diese schicke Piste nur den Katzen gehören. Bis auf die Zeit des Schneefegens, die den Menschen ein spontanes Nachbarschaftspalaver entlockte. Wenn denn einer draußen war.
Julie hatte den Weg bis zum Hoftor freigeschaufelt und schnaufte rotbäckig. Dieses Jahr würde es bestimmt eine weiße Weihnacht geben. Alle Jahre hoffte sie darauf, jetzt schmerzte der Gedanke, denn mit wem würde sie die Heilige Nacht teilen? Was macht man Weihnachten allein? Sie wusste es nicht und versuchte im nächsten Augenblick die Frage zu verdrängen.
Die Straße hinauf rollte ein Polizeiwagen heran und stoppte von dem Acker-Hof. Bei einer Tasse Tee erklärten die Ermittler der Betroffenen, was inzwischen feststand. Eberhard Stark berichtete sachlich: „Der Abgleich aller Fußspuren hat ergeben, zwischen Holzdiebstahl und der Mord gibt es keine Verbindung. Und auch die Recherchen im Umfeld ihrer Schwester führten uns zu keinem wirklich Verdächtigen. Wir mussten also einen anderen Ansatz finden. Von den bekannten  Sexualstraftätern kommt auch keiner infrage. Niemand der uns bekannten hat die Blutgruppe AB positiv. Aber wir gehen einer anderen Information zurzeit nach: Ende November sind zwei Insassen der geschlossenen Psychiatrie Berlin Hellersdorf entflohen. Bei Nacht und Nebel. Keiner weiß, wie sie das Objekt verlassen konnten. Bisher sind sie unauffindbar. Der eine Mann führt sich als Werwolf auf. Der ist am Werbellinsee aufgewachsen und hat mehrere Jahre wie ein Tier im Wald gehaust. Der kennt sich also aus. Der andere, ein wirrer kleiner Mann, fast blind, ist wohl nur ein Mitläufer. Wir fahnden nach dem Duo, aber in der Winterkälte werden die Männer wohl kaum in den Wäldern der Heide unterwegs sein. Aber wer weiß. Wir werden Steckbriefe in den Dörfern verteilen und die Leute auffordern, nicht alleine durch den Wald zu streifen. “
Julie blickte mit ihren großen, hellen Augen auf, die sich wieder mit Tränen füllten. Ermittlerin Korn griff nach ihrer Hand: „Wir werden sie finden, ganz bestimmt.“ …

© Petra Elsner
Februar 2018

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Alle in dieser Kriminalgeschichte vorkommenden Namen, Personen, Organisationen, Orte sind erfunden oder werden rein fiktiv benutzt. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Geschehnissen, Orten oder Personen, lebend oder tot, sind nicht beabsichtigt und rein zufällig.

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