
… Es nieselte, trotzdem leuchtete der Buchenwald wunderschön mit seinem Herbstlaub. Noch hatte kein Nachtfrost das Gelb-Orange und Englisch Rot gelöscht. Dörte Sandig liebte diese Stimmung, die das Herz ruhiger schlagen ließ und die Gedanken zur inneren Einkehr riefen. Sie schritt kräftig auf dem Waldboden aus und dachte bei sich: Früher war es der Januar, der die stille Zeit des Jahres markierte. Inzwischen ist es der November. Seit Tagen hatte keiner mehr in der Station der Naturwacht angerufen, um eine Safari durch die Schorfheide oder einen Vortrag zu buchen, da gönnte sich die Rangerin spontan etwas private Auszeit.
Während sie lief, tupfte der Niesel die Haut der Vierzigjährigen wach und die harten Sorgenfalten glatt. Hier, in diesem Augenblick, stockte die öffentliche Zeit. Keine Hatz, keine unheilvollen Nachrichtenbilder, die Endzeitstimmung der Welt verkroch sich unter dem nassen Laub und schwieg. Endlich fühlte sich nicht mehr von der Zeit geschoben und geschupst. Das Jetzt entfaltete langsam von Atemzug zu Atemzug seine berührende Schönheit. Dörtes Seele lächelte leise bis sie den Hochwald erreichte….
© Petra Elsner
November 2017
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Eine sehr schöne Beobachtung sehr emotional beschrieben. Wenn ich auch kein Naturranger bin so empfinde ich es genau so wenn ich mich mal wieder mit Kamera und Stativ in die Natur des Waldes verabschiede 🙂
Danke!
Ach, lieben Dank, Frank! Zuspruch tut immer gut…:)