Die Hitze unter dem Sonnenhut – Sommerlochgeschichte (2. Passage)

Zeichnung: Petra Elsner

… Alexander Wahlberg trat zornig in die Pedale und wunderte sich unterschwellig, seit er auf das Rad gestiegen war, war ihm kein Mensch begegnet. Wirklich keiner, das war seltsam, denn längst müssten die Pendler unterwegs sein. Aber als er die lange Gerade auf der Strecke erreicht hatte, war schnell klar weshalb er hier so mutterseelenallein radelte. In der Ferne sah Wahlberg dicken Rauch aufsteigen und ein Blaulichtgewitter davor. Der Wald brannte lichterloh, er würde dort nicht durchkommen. Und nun? Er stand und sinnierte einen Augenblick. Dann entdeckte er, der Rauchfahne flog etwas voran. Wahlberg fixierte diesen Punkt, der als kleiner, blauer Vogel auf seiner Schulter landete. Der Mann hielt den Atem an und rührte keine Wimper. Er spürte das Herzrasen des Federballs, die blanke Angst und deshalb murmelte er ihm ganz ruhig zu: Ist ja gut, du kannst da hocken bleiben und verschnaufen. Das tat er dann auch. Der blaue Vogel krallte sich in seinen Hemdstoff und blieb dicht beim seinem Kragen hocken, auch als Wahlberg sein Rad wendete und zurück nach Groß Schönebeck aufbrach. Von dort könnte er über die Wellenschaukel und Eichhorst den Brand umfahren. Doch irgendetwas sagte ihm, gleich würde er auf Abwege geraten…

 

 

© Petra Elsner
Juli 2018

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