Die Sagenbearbeitung vom Tage….
Teufelsschuss in der Schorfheide

Wenn in der Schorfheide zur Hubertusjagd gerufen wurde, hatte der junge Jäger Martin eine schwere Seele. So sehr er sich auch bemühte, seine Hand zitterte beim Anlegen und Visieren, meistens verfehlte der Schuss sein Ziel. In der Jagdgesellschaft begrüßte man ihn schon als den Meister im Vorbeischießen. Die Lästereien nagten am Stolz des jungen Mannes, der an diesem Herbstmorgen unter dem goldenen Blätterdach des großen Waldes ausschritt. Weit hinter Schluft erreichte er das Entenparadies – eine baumumstandene Feuchtwiese, auf der es immer Wild zu entdecken gab. Dort wollte er unbeobachtet zielen üben, ohne Häme im Genick. Gerade hatte er einen Hochstand bestiegen und seine Waffe angelegt, da tippte ihm etwas an seine Schulter. Erschrocken fuhr Martin herum. Ein Schuss löste sich dabei in Richtung Himmel und Martin schrie: „Was soll das! Willst du einen umbringen?“ Auf der letzten Leiterstufe stand ein dunkler Mann. Der grinste breit unter seinen Schlapphut, an dem eine Hahnenfeder wippte: „Horrido und Waidmannsheil. Soll ich dir die Kugeln treffsicher machen?“ Der Jäger stutzte: „Wie soll das gehen?“ „Ganz einfach. Wenn du am nächsten Sonntag zum Abendmahl in die Kirche gehst, dann schlucke die Oblate nicht, sondern bringe sie mir.“ Sie verabredeten sich und der Jäger tat, was der Fremde ihm gesagt hatte. Als sie sich wiedersahen, heftete der Fremde die Oblate an einen Baumstamm und rieft dem Jüngling zu: „Los, ziele drauf!“ Martin zielte, sein Schuss knallte und traf die Oblate exakt in der Mitte. Doch was war das? Plötzlich sicherten drei Blutstropfen aus dem geweihten Gebäck. Martin schauderte es. Augenblicklich war ihm klar, dass er es mit dem Leibhaftigen zu tun hatte. Der wollte gewiss für die treffsicheren Kugeln seine Seele kaufen. Erschrocken senkte er die Waffe und warf sie mit den Worten „Das tu‘ ich niemals wieder!“ weit ins Unterholz. Der Teufel aber fluchte voller Wut und verschwand umwölkt von einem höllischen Gestank auf nimmer Wiedersehen.
(Nach Rudolf Schmidt, Sagenschatz des uckermärkischen Kreises Angermünde, 1920, aufgefrischt und erweitert von Petra Elsner)
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… die richtige Gute-Nacht-Geschichte.
Danke
Danke.