Sagenhafter Barnim

Diese Woche habe ich für die Märkische Oderzeitung (Barnim Echo) diese alte Sage aufbereitet und illustriert:

Die Teufelsmühle bei Biesenthal Zeichnung: Petra Elsner
Die Teufelsmühle bei Biesenthal
Zeichnung: Petra Elsner

Die Teufelsmühle

Vor Zeiten, als der Mühlenbann den einfachen Bauern untersagte, ihr Korn selbst zu mahlen, drehten sich emsig zwei Wassermühlen im dunklen Wald bei Biesenthal. Die eine Mühle bewohnte der Teufel, die andere ein fauler Müller. Mit dem hatte der Leibhaftige einen Pakt geschlossen: Zu jedem 1. des Monats musste ihm der Müller eine Seele bringen. Dafür sollte sein schweres Handwerk sich wie von selbst erledigen. Kein Wunder, dass der Mann sehr bald in Verruf geriet. Alle seine Gesellen verschwanden schon nach Tagen spurlos, und dennoch lieferte der Müller die vielen Säcke Mehl pünktlich.
An einem schönen Spätsommertag erreichte ein schwäbischer Müllergeselle die Stadt Biesenthal. Auf seiner Wanderschaft hatte er schon lange keine Arbeit mehr erhalten. Nun suchte händeringend eine Möglichkeit, sich ein paar Taler zu verdienen. Doch jeder, den er fragte, riet ihm ab, zur Mühle im Wald aufzubrechen. Ein düsteres Geheimnis umwehe den Ort. Doch die Not war größer als die Furcht. So stieß der Geselle alle Warnungen in den Wind, wollte aber mit all seinen Sinnen auf der Hut sein.
Der Müller gab sich erfreut über den zupackenden Gesellen. Doch am Monatsersten schickte er ihn mit einem Karren voller Sägespäne zur Teufelsmühle.
Als er dort eingetroffen war, trat ein Mann im weißen, langen Mantel aus dem Haus mit dem knarrenden Rad. Der wies ihn an, die Sägespäne abzuladen und in das große Loch auf dem Hof zu werfen. Der Geselle aber winkte ab, dass wäre nicht sein Auftrag. Er habe nur den Karren hierher zu chauffieren. Der Mann in Weiß fluchte und grummelte: „Die anderen waren argloser als dieser.“ Es half nichts, der Teufel musste selbst die Fuhre abladen. Kaum, dass er am Rand der Grube stand, stieß in der helle Geselle kopfüber in den Abgrund. Und wie ein Blitz stieg stinkender Schwefelgeruch in einer Rauchsäule auf und alles, was auf dem Mühlenhof stand, fiel mit großem Getöse in sich zusammen und verschwand im Staub. Der kluge Müllergeselle zog erleichtert mit seinem Fuhrwerk hinaus aus dem Wald in die weite, offene Feldmark.

(Nach Peter K. Stumpf, aufgefrischt und erweitert von Petra Elsner)

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3 Gedanken zu „Sagenhafter Barnim“

    1. Danke Dir, liebe Arabella. Bei dieser Geschichte war in der Urfassung der Sage, der Grund für den Pakt vergessen. So hab ich sie vorgefunden:

      Die Teufelsmühle
      “Hier, ganz in der Nähe von Biesenthal, lagen vor alters nicht weit voneinander in einem großen, finsteren Laubwald zwei Wassermühlen. Die eine davon hieß die Teufelsmühle, weil der Leibhaftige Teufel darin wohnte. Dieser hatte mit dem Besitzer der andern Mühle einen Pakt abgeschlossen, wonach der Müller dem Teufel an jedem ersten Tag im Monat eine Seele abliefern mußte. Der Müller erfüllte seinen Vertrag pünktlich. Bald aber war er in den allerärgsten Verruf geraten, denn alle seine Gesellen waren regelmäßig nach kurzer Zeit immer wieder spurlos verschwunden. Eines Tages kam ein Müllerbursch aus dem Schwabenlande zu ihm gewandert. Er hatte keinen Heller mehr im Beutel und war ganz abgerissen, deshalb suchte er um jeden Preis Arbeit. Der Müller nahm ihn auch sofort auf und gab ihm bekannt, daß er am Ersten jedes Monats eine Fuhre Sägespäne zu fahren habe. Der Geselle erklärte sich bereit, diese Arbeit zu übernehmen, und fuhr am andern Tag, der gerade der Monatserste war, mit seiner Ladung zur Teufelsmühle hinab. Als er dort angekommen war, trat ein Herr in weitem Mantel vor das Haus und befahl ihm, die Sägespäne in eine tiefe Grube zu werfen, die im Hof ausgehoben war. In diese Grube hatte der Teufel früher stets unversehens die Gesellen hineingestürzt, wenn sie sich zum Abladen arglos dem Rand der Grube genähert hatten.
      Der Müllergeselle, der schon vieles von der Mühle und ihrem Bewohner gehört hatte, weigerte sich, die Fuhre abzuladen, weil er dazu nicht gedungen sei. Wohl oder übel mußte sich jetzt der Teufel selbst an die Arbeit machen. Kaum bückte er sich jedoch über das tiefe Loch, um einen Armvoll Sägespäne hinunterzuwerfen, als der schlaue Schwabe ihn fix beim Schopf faßte und kopfüber hinabwarf. Gleich darauf stieg aus der Grube ein greulicher Schwefeldampf empor, und mit donnerndem Geprassel brachen die Mühle und alle Gebäude des Gehöfts zusammen; von dem Teufelssitz blieb nichts übrig. Eine Rauchsäule erhob sich über den Trümmern und senkte sich dann in die Grube, in die der Teufel gestürzt war. Der mutige Müllergeselle zog leichten Herzens mit seinem Gespann von dannen, der Teufel aber war von da an um seine Beute geprellt.”
      Aus Sagen aus Brandenburg: Sammlung von Peter K. Stumpf

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