Sagenhafter Barnim (17)

Der Küselwind:

Der Küselwind. Zeichung: Petra Elsner
Der Küselwind. Zeichung: Petra Elsner

Ein Küselwind ist ein plötzlicher Sturmwirbel. Der kommt aus dem Nichts, aber oft steckt eine windige Sache in ihm. Zwischen Liepe und Pehlitz, dort, wo der Eiszeitgletscher ein schönes Kuppenland hinterließ, deichselte einst ein Kutscher sein Fuhrwerk. Doch plötzlich standen die Pferde still und nichts konnte sie ermutigen weiter zu laufen. Kaum später erhob sich ein Küselwind. Da stieg der Kutscher vom Bock und fluchte so laut und derb er konnte. Das hat geholfen, denn der Sturm legte sich augenblicklich und die Pferde zogen ruckartig an, dass er ihnen kaum folgen konnte. Aber nicht jeder vermochte so herzhaft wettern wie jener Fuhrmann. Deshalb machten die Leute vor dem Wagen drei Kreuze, bevor sie ihre Ausfahrt begannen. Eins vor jedem Pferd und das dritte vor der Deichsel, denn so ein Küselwind kann schlimmen Schaden anrichten.
In Stolzenhagen erzählt man sich schon ewig diese Begebenheit: Es war Hochsommer und die Menschen waren auf dem Feld bei der Getreideernte. Die Ähren waren bereits in Schwaden gelegt, da huschte arglistig so ein Wind vorbei. Doch der Bauer ließ sich nicht schrecken und warf blitzartig ein Messer nach ihm. Indem waren Wind und Messer verschwunden. Als der Bauer im Winter seinen Weizen zum Bäcker nach Oderberg brachte, wurde er nach der Lieferung zum Frühstück eingeladen. Erstaunt sieht er auf dem Esstisch sein Messer liegen und dass der Bäcker hinkte. Der fragte schließlich den verdutzt schauenden Bauern: „Ist das dein Messer?“ „Jawohl“, antwortete jener. Da sprach der Bäcker sehr ernst: „Dann warst du es, der mein Bein getroffen und mir unsägliche Schmerzen bereitet hat. Diesmal lass ich dir die Sache durchgehen, aber wage es dich nicht, so etwas noch einmal zu tun!“
(Nach Rudolf Schmidt, Sagenschatz des uckermärkischen Kreises Angermünde, 1920, aufgefrischt von Petra Elsner)

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