
Zeichnung: Petra Elsner
Bärens Kirchhof bei Grimnitz:
In der Grimnitzer Forst, unweit des alten Jagdschlosses in der Schorfheide liegt ein Steinmahl, das man „Bärens Kirchhof“ nennt. Der Platz soll seinen Namen vom Heidereiter Bärens haben, der dort auf mysteriöse Weise zu Tode kam. Noch heute erzählt man sich die alte Sage: In jenem Forst wurde einst eine große Schweinsjagd gehalten. Der Heidereiter (so hießen damals die Königlichen Förster) überprüfte drei Tage vor der Jagd jenen Ort, an dem der Kurfürst Sauen zusammentreiben ließ. Um sie festzuhalten, sollte Bärens nachts Korn auswerfen. Es schlug gerade Mitternacht, als er eine Stimme aus dem nah gelegenen Bruch vernahm: „Ist der Stumpfschwanz da, der den Heidereiter zu Tode bringen soll?“ Kaum später antwortete es dunkel: „Ja.“ Und Bärens schlich mit mulmigem Gefühl davon. Auch in der folgenden Nacht hörte der Heidereiter diese Stimme. Weil er glaubte, dass ihn Hofbedienstete foppen und verängstigen wollten, erzählte er alles dem Kurfürsten. Der befahl ihm in der Nacht zu Hause zu bleiben. Stattdessen musste sein Büchsenspanner hinaus, um an dieser Stelle Körner auszulegen und zu wachen. Dabei hörte auch er diese Stimme. Anderntags wurde zur Jagd geblasen, doch der Heidereiter musste ihr fernbleiben. Erst als alles vorüber war, ritt er hinaus und sah, dass unter den erlegten Tieren wirklich einen starken Keiler mit Stumpfschwanz war. Den hievte man gerade auf einen Wagen. Der Heidereiter packte mit zu und sprach dabei: „Du solltest mir das Leben nehmen und bist eher tot als ich?” Da rutschte plötzlich der Kopf des Schweines vom Wagen und riss dem Heidereiter mit seinen Hauern den Bauch auf. Man hat den Getöteten an der Stelle begraben und ihm einen Stein gesetzt. Bis heute heißt der Ort in der Heide „Bärens Kirchhof“.
(Nach Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, bearbeitet von Petra Elsner)
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