Morgenstunde (480. Blog-Notat)

Wie wird es sein, das Leben nach der Pandemie? Wenn wir die Masken ablegen, werden wir darunter noch ein Lächeln finden? Werden die Kinder wieder singen oder nur noch Abstand halten? Und was wird nie wieder sein? In diesen Tagen empfinde ich schmerzhaft die Kontaktarmut, der eine Stille nachfolgt, die nicht mehr Auskunft gibt, darüber, ob eine Arbeit angekommen ist oder nicht. Die Kontaktenden funken nicht mehr. Von Ende Februar bis Mai 2020 schrieb ich an sechs Episoden für ein Wendebuch für Ruhlsdorf. Es sollte zum Museumsfest im Spätsommer seine Premiere feiern, aber dieses Fest verhinderte Corona und die Premiere steht heute noch aus. Ein Teil der Auflage wurde zu Weihnachten den Dorfbewohnern spendiert, aber ich weiß bis heute nicht, wie die Geschichten aufgenommen wurden. Und so geht es mit all den Dingen, die in den vergangenen Monaten entstanden sind. Auch der Verlag schweigt, weil natürlich niemand so recht weiß, wie es weiter geht. Nur – irgendwann entsteht so eine diffuse Lage, in der man sich nicht mehr gewiss ist, ob die Arbeit noch Sinn macht, welchen Gebrauchswert sie hat. Gestern kam eine Nachbarin und holte sich meinen Krimi „Milchmond“. Sie hatte sich das Buch bei einer Freundin geliehen und verlegt. Sie fand es einfach nicht wieder und so kaufte sie es halt, um die Rückgabe zu garantieren. Dabei erzählte sie, wie sehr sie in die Geschichte eingetaucht sei. Sie las auf Empfehlung… und so drehen die Geschichten ihre stillen Runden, aber ich erfahre davon selten. Wie gut, dass manche schusselig ist 😊…

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2 Gedanken zu „Morgenstunde (480. Blog-Notat)“

  1. O ja, direkte Kommunikation ist Lebensblut, für Künstler noch mal auf eine besondere Weise. Bilder wollen angeschaut werden – nicht als Foto, sondern direkt. Der Maler braucht das, wie du als Schriftstellerin oder der Theatermensch, der Musiker es braucht, in den Gesichtern der Zuhörenden, der Schauenden, der Miterlebenden zu lesen und zu spüren, dass seine Kunst “ankommt”.
    Wie gut, jedenfalls gelegentlich schusselige und interessierte Nachbarn zu haben. Aber eine gut organisierte Dichterlesung oder Vernissage macht es nicht wett. Der kreative Mensch ermattet und muss sich täglich selbst antreiben, wenn ihm die Anregung der direkten Begegnung fehlt.

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