Schlussteil: Die kleine Mohnfee und die verschwundene Zeit

… Konnte sie dem alten Zeitwächter trauen? Peiko hatte ihr gesagt, sein Vater verrate keine Geheimnisse. Wieso nun doch? Aber weshalb sollte sie der alte Zeitwächter in die Irre schicken? Ihre innere Stimme vertraute dem Alten, also lief die kleine Mohnfee zurück zu jener Stelle, bei der sie das große Niesen erwischt hatte. Ganz vorsichtig schob sie den dicken Staub beiseite, bis die Zahl 2017 in den Stein gemeißelt erschien. In ihrem Rücken tuschelte es: „Sie wird es nicht wagen!“ „Doch sieh nur, sie kehrt in der Zeit zurück. „Wir müssen sie aufhalten, nur wie?“

Flabell hörte die Lichtkobolde ganz deutlich, ließ sich aber nicht von ihrem Spuk ablenken. Sie wischte vorsichtig weiter die Jahreszahl frei. Einige wenige Staubteilchen wirbelten dabei sacht auf. Sie begannen zu leuchten, dann zu flimmern, schließlich blitzten Bilder auf – die Szenen aus der Vergangenheit. Es dauerte, bis Flabell die Staubbilder entdeckte, die jenen Morgen zeigten, an dem das schöne Mohnblütenrot verschwand. Und jetzt sah sie auch, wie das geschehen war. Ein fetter Lichtkobold saugte sie einfach mit einem großen Blütensauger aus der Landschaft und lachte dabei höllisch. Das Flügelmädchen fing sich diese Zeitfetzen, Teil um Teil und steckte sie eilig in den Sack des großen Zeitwächters. Sie fand den gesamten Fluss der Zeit und das Tuscheln in ihrem Rücken verstummte. Kaum später warf Flabell den Sack, der den Farbenklau gefangen hielt, in die Tiefe des Schlunds. Als der aufschlug, schwieg das Kichern der Kobolde und die kleine Mohnfee fand sich augenblicklich auf ihrem Feld wieder. Es war eben die Stunde ihres Erwachens und das Mohnblütenrot leuchtete ganz wunderbar in den Sommermorgen.

© Petra Elsner
Juli 2017

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2 Gedanken zu „Schlussteil: Die kleine Mohnfee und die verschwundene Zeit“

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