
Alltag 12, Oktober 2019:
Die „Dinge des Alltags – das Immerwiederkehrende“ – ist das Jahresprojekt der Bloggerin Ulli Gau, an dem ich mich beteilige und 12 Monate lang immer am 1. Monatswochenende etwas aus meinem Alltag vorstelle …
Diesmal: “Klappern gehört zum Geschäft” , aber “Alles hat seine Zeit”
Ich bin ein bisschen spät dran im letzten Monat von Ullis Jahresaktion rund um den Alltag. Wer hier mitliest weiß, wir haben zurzeit Familiäres im Vordergrund, da kann ich einfach mal nicht auf den Punkt liefern. Aber jetzt:
Wenn EINE in die Selbständigkeit geht, noch dazu ohne Vitamin B als Starthilfe (wir hatten die Wende und danach den Austausch aller Entscheidungsträger), muss sie genau überlegen, wie sie ihre Kräfte vermehrt. Zum einen ließ ich mir immer wieder neue Veranstaltungen einfallen, beispielsweise meinen „Salon vier Jahreszeiten“ im Berliner Prenzlauer Berg in den 90er Jahren. Er vereinte zehn Bildschaffende, die jeweils das Allerneueste aus dem Atelier ausstellten. Jede/jeder drei bis sechs Arbeiten. Man konnte bei dieser Gemeinschaftsschau sehr genau testen, ob man mit seinem Schaffen auf dem richtigen Weg war, bevor man selbst eine große Ausstellung beieinander hatte. Zweiter und nicht unwichtiger Vorteil war die größere Wahrnehmung durch die Medien, denn in dieser Weltstadt leben Künstler in Scharen, da kann man leicht übersehen werden. Der Salon war eine lose Verbindung, keine feste Gruppe. Und auch bei meinen eigenen Tagen der offenen Tür hatte ich sehr bald mitausstellende Gäste, die einen eigenen Raum bekamen. TEILEN heißt meistens auch GEWINNEN und sei es nur, dass man seine eigenen Atelierbesucher immer wieder überraschen kann.
Erfahrungen über die ersten Schritte in die Selbstständigkeit teilen, sie für andere nachvollziehbar aufzuschreiben und/oder gar zu lehren, das hab ich auch für journalistische Frischlings-Kollegen unternommen. Ehrlich, dass Verblasen meines Goldstaubes hat mir hier weniger gebracht, zumal ich nach meinem Umzug aufs Land vor 12 Jahren feststellen musste, dass hier die Uhren noch sehr patriarchalisch ticken und Frau im Wald einigermaßen unterschätzt wird, ganz gleich was sie leistet. Männliche Kollegen flaggen gerne mal die Fahne der Arroganz und übersehen einfach dieses oder jenes neue Buch aus meiner Feder, auch wenn Rezensionsexemplare versandt wurden. Nun denn. Jetzt aber werden die Feste wieder kleiner. Die Kraft schwächelt im Älterwerden und deshalb steige ich bei den Brandenburger Tagen der offenen Ateliers aus und veranstalte fortan Feste mit eingeladenen Gästen: Im August (nicht mehr im Mai) das klassische OFFENE ATELIER (intimer) und zur Winterhofschau:
Am 1. Advent 2019 öffne ich erstmalig von 14 bis 16 Uhr für geladene Gäste und ihre Freunde mein Winteratelier (der Bilderspeicher ist in der kalten Zeit geschlossen). Hier kann man sich nach schönen Geschenken umsehen. Wir bieten: Honig aus der eigenen Imkerei, Bücher, einen Schräge-Vögel-Kalender für 2020, Drucke und Originale auf Karton und Leinwand. Im Hof wird ein Feuer lodern und zu jeder vollen Stunde lese ich dort eine meiner Weihnachtsgeschichten vor. Es gibt Kaffee im Stehen, Glühwein und von mir gebackene Böhmische Plätzchen.
An diesem 1. Adventssonntag hat das Schorfheidedorf Kurtschlag darüber hinaus viel zu bieten: Um 16 Uhr findet das traditionelle Kirchturmblasen statt. Anschließend lädt die Kirche zu einem Konzert. Gegen 18 Uhr kann man auf der Bleiche am Döllnfließ einen klitzekleinen Adventsmarkt erleben. So reiht sich unser Künstlerhof in das vorweihnachtliche Treiben im Dorf ein und erweitert das Programm an diesem Tag. Darum geht und es wird zukünftig IMMERWIEDERKEHREN.
Wer eingeladen werden möchte, lasse es mich bitte hier oder per Mail mit Angabe der Adresse wissen (petraelsner@gmx.de), dann bekommen Sie/bekommt Ihr eine Einladung, vielen Dank.
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Liebe Petra,
oh ja, die Frauen und die Kunstwelt, das ist immer wieder und noch ein grosses Thema. Gerade heute hörte ich mehrere Berichte im Radio zu diesem Thema, so langsam aber sicher ändert sich etwas, aber wir sind doch sehr gefordert uns zu zeigen und dann eben auch wahrgenommen zu werden. Ich unternehme Zurzeit nichts in Richtung Öffentlichkeit, bin echt müde und dieser Alleinkampf hier im Schwarzwald nervt auch. Doch genug gejammert!!!
Ich bedanke mich auch an dieser Stelle ganz herzlich für die Teilnahme an meinem Projekt und für diesen feinen, letzten Beitrag, der auch die Überschrift haben könnte: der Alltag von kunstschaffenden Frauen …
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute auf deinem Weg und hoffe, dass wir uns auch weiterhin lesen und sehen werden!
Liebe Grüsse
Ulli
Danke, liebe Ulli, für Dein Projekt an sich und für die Begegnungen, die es ermöglichte. Ja, es ist wirklich noch ein weiter Weg für kunstschaffende Frauen. Und ich bin wie Du inzwischen schon sehr müde geworden von all dem Gezerre. Ich habe immer versucht, andere mitzunehmen, einen guten Grundton einzubringen, positive Kunst zu schaffen. Aber wir leben in einer Zeit, die gerade alles ändert – alles, auch die Kunst und uns KünstlerInnen. Wir werden sehen, wo es uns hinführt und wir werden davon erzählen… Sei umarmt, liebe Ulli, ich schaue wieder bei Dir vorbei, herzlichst Petra
Guten Morgen liebe Petra! Eine wunderbare Alltagsbeschreibung und sie klingt sehr anstrengend, auch wenn der 1. Advent wundervoll klingt. Marketing habe ich vor etwa 4 Jahren aufgegeben, weil mir die Kraft gefehlt hat, also kann ich dir gut nachfühlen, doch für alle deine Aktionen drücke ich dir mächtig die Daumen! Beste Grüße aus dem stpckdunklen Marburg 🙂
Guten Morgen, lieber Arno. Ja natürlich, Du hast recht, es ist anstrengend, immer schon, denn Du weißt ja selbst, unsere Art ist “stiller Einzeltäter” und keine Rampensau. Jedenfalls arbeiten wir in der Isolation und Gäste im “Heiligtum” bedeuten Aufregung pur. Aber es geht nicht anders, schließlich geht es dabei ums Überleben. Der Liebste ist ja auch ohne Anstellung, zwei Vogelfreie im Schorfheidewald :). Ich glaube, die meisten Menschen haben keine Ahnung, was das bedeutet. Herzliche Grüße in Dein Wochenende von Petra